02.08.2016 – 24 Jahre zu früh dagewesen!

Mein kommerzielles Pech als Künstler: Ich war der Zeit immer um Jahre voraus. Damit teile ich das Schicksal vieler Avantgardisten. Ein Beispiel: Im Ruhrgebiet gibt es 2016 einen Tag der Trinkhallen vulgo Kioske. Siehe dazu hier eine Aktion des SCHUPPEN 68 – von 1992!
kiosktour 1992
Synchron göbeln – kein Wunder, dass das bürgerliche Spießersystem mir den Durchbruch verwehrte. Auch der zweite Anlauf um 2010 herum war nicht erfolgreich, siehe hier.
Ich hatte beim hiesigen Schauspielhaus einen Projektantrag über eine nicht unerhebliche Summe gestellt. Ich wollte das Kioskprojekt in Kooperation mit denen durchführen, dieses mal noch ausgereifter als 1992, Zitat aus dem Antrag:
„Kioske sind niedrigschwellige, ursprüngliche Orte lokaler Versorgung und nachbarschaftlicher Kommunikation. Jeder Kiosk ist aufgrund von Angebot, Ausstattung und Anmutung ein Unikat und existiert widerständig zum normierten Konsum-Einerlei der Aldi, Lidl, Netto etc. Jeder Kiosk hat seine eigene Dramaturgie und erzählt eine andere Geschichte. Die weitgehende Freigabe der Ladenöffnungszeiten und die flächendeckende Durchseuchung aller Stadtteile mit Supermärkten ist eine Konkurrenz, gegen die Kioske auf Dauer nicht ankommen. Damit stirbt ein hannöverscher Mythos. 2008 gab es laut Hannover-Branchenverzeichnis noch 64 Kioske, im Jahr 2010 waren es nur noch 52. …
Die Grundidee: An mehreren Tagen findet eine szenische Stadterkundung in 7 Akten statt; jeder Akt spielt an einem anderen Kiosk in Hannover-Linden, entlang einer Strecke von ca. 500 Metern. ….“

Das Schauspielhaus erklärte sich damals nur bereit, Schauspielerinnen für das Projekt abzustellen. Damit war das Projekt beerdigt. Ohne Kohle kein Gejohle.
Heute wären drei Dinge anders:
1. Ich würde die Projektsumme verdreifachen.
2. Der Antrag wäre erfolgreich – wenn auch nicht beim Schauspielhaus.
3. Ich würde jemanden engagieren, der das Projekt durchführt. Auf den Nerv und die Arbeit hätte ich keinen Bock mehr.
So ändern sich die Zeiten.
Falls aber jemand, Schauspielhaus oder wer auch immer, meine Idee auch nur im Ansatz klaut, hat er sofort meinen Rechtsanwalt am Hals. Ich bin ein überzeugter Anhänger des Urheberrechts und gehe auch juristischen Scharmützeln mit wehenden Fahnen entgegen.
Und ich weiß jetzt, wie lange ich meiner Zeit voraus bin: Mindestens 24 Jahre.

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