Solche dämlichen Fragen stelle ich mir normalerweise nie. Wer sich ernsthaft solche Fragen stellt, der hat schon verloren. Da tut sich ein philosophischer Abgrund auf mit Fragen wie: Definieren Sie Sinn und Leben. Und der Sinn wessen Lebens? Meines? Der ganzen Menschheit? Wieso nur Menschheit? Ist das nicht Anthropozentrismus und wenn ja, was ist falsch daran?
Also für so was hab ich keine Zeit und vor allem keine Lust, selbst wenn ich Zeit hätte. Ich muss öfter im Zug sitzen, nicht nur für lustig nach Berlin, auch Dienstreisen und so Gedöns. Da hätte ich Zeit, mich auf den bevorstehenden Termin noch mal vorzubereiten. Ich hätte Zeit, auf meinem Netbook Daten aufzuräumen. Ich hätte Zeit, einen Fachartikel zu lesen. Oder „Schuld und Sühne.“ Oder „Krieg und Frieden“. Oder „Müll und Tonne“. Mach ich aber nicht. Ich sitz einfach im Bistro, trink einen Wein und glotz zum Fenster raus.
Und bei so einer Einstellung soll ich mir Gedanken um den Sinn des Lebens machen? Eben gerade habe ich auch zum Fenster rausgeglotzt, weil ich keine Ahnung habe, was von der anliegenden Arbeit ich zuerst liegen lassen soll und mich diese Entscheidungsschwäche angenehm wenig berührt. Berühren tut mich hinwiederum der Blick auf das trübe, nasskalte, öde Draußen.

Kassel, neulich. Trübe, nasskalt, öde und irgendwie wird einem bei dem Anblick schwindelig.
Vor ein paar Tagen hatte ich noch diesen Anblick:

Reife Granatäpfel prangen in der Sonne des Südens und warten gleich Brüsten gepflückt zu werden. Das hab ich nur wegen der Formulierung geschrieben, damit in den Text mal bisschen Leben durch Rhythmusverschiebung und Konnotationswechsel kommt.
Aber wenn ich mir die Granatäpfel so angucke, frage ich mich schon, was hält mich davon ab, mich morgen in den nächsten Flieger zu setzen und wieder der Sonne entgegen? Arbeit? Könnte ich organisieren. Geld? Bei den Billigflügen machbar. Moral? Käme ich mit klar. Wer erst bei solchen Gedanken gelandet ist, macht sich im nächsten Schritt welche über den Sinn des Lebens und fängt an, kategorische Imperative zu formulieren. Meiner wäre im Moment:
Handle stets so, dass die Maxime Deines Handelns jederzeit die Grundlage einer guten Sitcom bilden können.
So wie „Two and a half men“. Von Immanuel Kant zu Charlie Sheen, damit habe ich gerade noch die Sinnkurve gekriegt.
War aber knapp, puuh.
02.11.2016 – Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?
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