26.08.2017 – Ich da oben, Ich da unten.

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24.08.2017: Ich da oben. Als Gast bei der Media Night 2017 im Schloss Herrenhausen, einer Party mit hoher Promi Dichte laut Bild.
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23.08.2017: Ich da unten (Foto: Christof Meyer-Gerlt) . Mit der Gruppe Gnadenlos Gerecht bei der Aktion „560“ auf dem Wochenmarkt im sozialen Brennpunkt Hannover-Mühlenberg. Kernforderung der Gruppe: Erhöhung der Hartz IV Regelsätze von 409 auf 560 Euro, siehe auch Diakonie Gutachten.
In Mühlenberg sind bis zu 80 % der Alleinerziehenden von Armut bedroht und bei der letzten Kommunalwahl wählten bis zu 30 % AfD. Es ging in Diskussionen mit Marktbesucherinnen auch darum, dass die AfD keine Alternative bietet, siehe Flugblatt Gruppe Gnadenlos Gerecht Aktion Hartrz IV in sozialem Brennpunkt.
Hier sollte einiges erklärt werden: Der Header „Ich da oben, Ich da unten“ ist eine Anspielung auf den Buchklassiker von Wallraff und Engelmann „Ihr da oben, Wir da unten“ von 1973. Das muss man heutzutage wohl dazu sagen.
Inhaltlich ist das in der Konnotation abwertende „Unten“ und das aufwertende „Oben“ ebenso falsch wie z. B. der Begriff „sozial Schwache“, den neulich sogar der Deutschlandfunk verwendete. Leute mit geringem Einkommen sind mitnichten „sozial schwach“ oder „unten“, sie sind „einkommensschwach“ und genauso normal wie jede andere.
„Sozial schwach“ respektive asozial und – explizit abwertend gemeint – „unten“ sind die einkommensstarken Millionäre und Milliardäre, die jedes Jahr den Staat um zig Milliarden Euro betrügen, indem sie Steuern hinterziehen.
Bei der Aktion 560 habe ich mich wohl gefühlt, ein warmes Gefühl von Solidarität. Der Spruch „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“ weist ja daraufhin, dass Solidarität auch etwas Körperliches sein kann.
Wenn nun allerdings prinzipientreue Genossinnen glauben, dass ich mich im Schloss Herrenhausen unwohl gefühlt hätte, fehl am Platze, whatsoever, dann muss ich sie enttäuschen. Im Gegenteil, ich habe es in vollen Prosecco-Zügen genossen, das köstliche Büffet, hervorragende Bands, zauberhaftes Ambiente (im Schloss. Von außen ist das eine grauenhafte Micky Maus Architektur. Wie das Berliner Schloss, zum Kotzen, diese Retro Kacke), jede Menge unwichtige Gespräche und den Anblick von unfassbaren Mengen von Botox und Silikon auf jedem Quadratmeter. Ich finde es einen Mangel, dort kaum Gewerkschaftsbosse, Wohlfahrtschefinnen oder Leute von der Linken zu sehen (sofern ich die überhaupt kenne). Glaubt die Restlinke denn allen Ernstes, den Fortschritt zu erkämpfen, indem man nur Klimmzüge an der Kante des eigenen Bewusstseins-Horizontes macht und 367 Tage im Jahr im eigenen Ideologiesaft der sich selbst abnickenden Fachtage, Kongresse, Sitzungen, Broschüren etc. pp vor sich hin schmort? Das Leben findet draußen statt, im Mühlenberg, im Schloss Herrenhausen, in der Dialektik des Genusses und der Erkenntnis.
Und während sich jetzt langsam die Schwaden der hier zelebrierten Selbstbeweihräucherung verziehen, plane ich weiter Urlaub. Der Sommer reicht mir. So eine Unverschämtheit. Ab in den Süden.
Was bleibt, ist Kapitalismuskritik. Zwischen Burger King und Beate Uhse.
marx-und-lenin
Original nur mit Marx und Lenin. Ob auf der Rückseite unserer Sektenspinnerinnen von der MLPD Stalin hervorlugte, entzieht sich meiner Kenntnis.

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