
Ein prachtvolles Bild, wenn die Wasserbüffel mit Urgewalt durch einen Graben pflügen. Neulich in Berlin auf der Pfaueninsel brach direkt vor mir die dort ansässige Herde mit Schnauben und Prusten durchs Unterholz. Ich sinnierte gerade vor mich hin und erschrak demzufolge zu Tode. Fast, sonst könnte ich den Blogeintrag ja nicht schreiben. So eine Horde tue ich meinem Gartenteich doch lieber nicht an. Die Tatsache, dass ich in dem angesagten Viertel Hannovers, in Linden-Nord, einen Garten mit Teich mit direktem Zugang über eine eigene Veranda besitze, dürfte den Wert der Wohnung ins – fast – Unermessliche gesteigert haben. Stichwort Gentrifizierung. Wes Geistes Kind in gentrifizierten Gegenden herrscht, mag eine kleine Episode schildern: Hier findet einmal im Jahr ein Straßenfest statt, das sogenannte Limmerstr.-Fest. Charmante Veranstaltung, der SCHUPPEN 68 wird seit Jahren angefragt, da auch „was“ zu machen. Das denn doch nicht, aber nett ist es da wie gesagt schon. Natürlich machen die Kneipen und Geschäfte da einen Mörder-Umsatz und die Sogkraft des Kiezes als coole Gegend (mit entsprechendem weiteren Umsatz) wird erhöht. Dieses Jahr scheitert die Organisation eventuell deshalb, weil viele Kneipen und Geschäfte sich weigern, den absolut läppischen Unkosten-Beitrag von 85 Euro dafür abzulatzen. Ich formuliere es mal mit der mir inhärenten Contenance und Courtoisie (das verlink ich mal, wegen des Hinweises auf Norbert Elias): Was für Arschlöcher und was für ein Scheißviertel. Gottseidank gibt es hier auch schon graue langweilige Bars, vor denen graue langweilige Menschen mit grauem langweiligen dicken Portemonnaie sitzen. Möge also dieser Kiez genannte Misthaufen so enden wie Prenzlauer Berg, wo wirklich nur noch Zombietouristen durchtorkeln. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Oder auch: Das Schwein bestimmt das Bewusstsein. („Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ K. Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 9.) In manchen Dingen bin ich beinhart konservativ: Ich halte Frauen die Tür auf, helfe ihnen aus dem Mantel und in ökonomischen Dingen bleibe ich Marxist. Ansonsten liebe ich die Moderne:

Lichtdurchfluteter Neubau des Deutschen Historischen Museums in Berlin.
Was bleibt? Coole Gegenden sind wie der Fußball, wo weiterhin dumpfer Mob in die Stadien pilgert oder stumpf in Kneipen sich diesen Schwachsinn anglotzt: Jeder Einzelne trägt durch sein Handeln die Verantwortung dafür, dass einstmals charmante, amüsante Dinge durch Massen-Konsum zu Tode gekreuzigt werden. Der Mob macht mir Ennui, man möge ihn entfernen.
Mit diesem Dünkel bin ich wieder nah bei Marx. Der fand die damalige Arbeiterklasse auch nicht besonders prickelnd.
15.08.2017 – Wasserbüffel in meinem Garten
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