14.01.2018 – Die Mauer ist weg!

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Osnabrücker Sozialkonferenz – Die Mauer zwischen Arm und Reich muss weg.
Die oben abgebildete Mauer aus Umzugskartons ist eine leicht transportierbare (geht auch im Zug) Installation, einsetzbar im Innenbereich wie hier in Osnabrück, aber auch bei Straßen-Aktionen in der City. Sie dient zur Information, als Impuls für Menschen zum Mitmachen, als Blickfang, als Aufhänger für Medienbilder und hat insofern auch einen gewissen ästhetischen Eigenwert. Sie ist in 20 Minuten aufbaubar und billig. Also eine in allen Belangen grundsolide und professionelle Veranstaltung. Ich habe sie in den letzten Jahren in ganz Niedersachsen eingesetzt und sie hat mir in sozialpolitischen Kreisen einen gewissen Ruf verschafft, sicherlich nachhaltiger, als es 48 Seiten lange Konzepte zur Armutsbekämpfung eingebracht hätten. Ein Freund und Kollege hat das mal so zusammengefasst: „Auf Deinem Grabstein steht dereinst „Die Mauer war sein Hossa“.“ In Anlehnung an den Schlagersänger Rex Gildo, von dem die Leute immer nur „Fiesta Mexicana“ mit dem „Hossa“ hören wollten
Rex Gildo hat Selbstmord begangen. Soweit bin ich nicht, auch wenn mich die Mauer zwischendurch depressiv gemacht hat. Ich würde nicht nur nicht sagen, dass das meine stärkste Arbeit ist, ich würde vielmehr fragen:
Ist das überhaupt Kunst oder kann das weg?
Und wenn ich daran denke, dass ich mit dieser Mauer vermutlich wesentlich mehr Geld verdient habe, als mit all meinen Kabarettauftritten zusammen, höre ich wie Thanatos in mir ruft: „Rex, ich komme!“ (Hab ich da im Publikum eben gehört: „Was für ein grauenhafter Kabarettist musst Du gewesen sein!“?)
Was soll ich sagen, ich war nicht mehr jung und ich brauchte das Geld. Und es gibt im künstlerischen Bereich zwei eherne Grundsätze:
1. „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“ Das Volk wollte Hossa, das Volk wollte die Mauer.
2. „Kill your Darling.“ Es geht nicht darum, was ich liebe. Kunst ist nur dann Kunst, wenn sie den Kriterien von Produktion, Distribution und Konsumtion standhält. Das heißt, Kunst ohne das Ziel „Publikum“ ist bestenfalls Ersatz für eine Therapie oder Vorwand, sich mit ähnlich strukturierten Künstler-Kumpelz in muffigen Ateliers die Kante zu geben und dann über den fehlenden Durchbruch zu jammern.
Aber die Rettung nahte. Auf einer Sitzung im letzten Jahr, bei der es um sozialpolitische Maßnahmen 2018 ging, fing jemand zögerlich-behutsam einen Satz wie folgt an:
„Also die Mauer kennen ja jetzt schon einige Niedersachsen …“
Ich brach in Tränen der Dankbarkeit aus, fiel ihm um den Hals, küsste und salbte ihn und schrieb als Protokollführer ins Protokoll:
„Es besteht der einstimmige Wunsch der Versammlung: Die Mauer muss weg.“
Nie wieder Krieg! Nie wieder Mauer!!
Aber ein bisschen sentimental bin ich schon. Und so habe ich ein kleines Modell aus Streichholzschachteln gebastelt, das steht in meinem Arbeitszimmer und lacht mich mitunter augenzwinkernd an, als wollte es sagen:
„Wir hatten aber auch teilweise tolle Zeiten miteinander. Weißt Du noch, damals in ….?“
vorderseite
Die Mauer zwischen Arm und Reich – Vorderseite Arm
rückseite
Die Mauer zwischen Arm und Reich – Rückseite Reich

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