07.09.2018 – Offensichtlicher Mist


Hauptbahnhof Berlin, Tiefebene.
Ich bin kein guter Fotograf und zu allem Übel habe ich mir auch noch angewöhnt, mein visuelles Tagebuch mit der Smartphone Kamera zu führen. War meine Kompaktkamera schon mäßig, ist die Qualität der Smartphone Kamera eigentlich inakzeptabel. Der Zoom ist natürlich kein optischer, da wird also nur gerechnet, und das sieht man sofort, abgesehen davon, dass die bei prekären Lichtverhältnissen sofort überfordert ist. Aber wer ist das nicht in heutigen Zeiten. Das Foto oben von der Tiefebene des Berliner Hauptbahnhofs, wo mein ICE meist einläuft, ist aber von der Stimmung, die ich einfangen wollte, gelungen. Einsamkeit, Distanz, Fremde, Unwirtlichkeit, wenn ich nach solchen Stimmungsanflügen nicht sofort in das oben brodelnde Leben der Symphonie einer Großstadt eintauche, wären eigentlich ruckzuck Mother’s little Helper fällig. Wenn Sie die Gelegenheit haben, sich den Film „Symphonie einer Großstadt“ aus den Zwanzigern von Walter Ruttmann anzusehen, machen Sie es. Faszinierend. Das Gegenstück zu Döblins Berlin Alexanderplatz, beides Dekonstruktionen einer linearen Erzählweise und die konsequente Anwendung des Montageprinzips auf die Kunst. Anders kann man die Komplexität einer Metropole auch nicht mehr einfangen. Kein Montageprinzip sondern sehr linear ist die Kameraarbeit bei meinem Interview im hiesigen Lokal TV h1 zum Thema „aktuelle Armutsentwicklung“. Ich gehe da gerne hin, einer Kamera sieht man nicht an, ob „dahinter“ ein paar tausend oder Hundertausende Zuschauerinnen zugucken. Also übt h1 durchaus. Beim Angucken dachte ich: Da stimmt doch was nicht. Ich musste aber dreimal gucken, ehe ich die zwei sinnentstellenden Wortdreher von mir mitgekriegt habe. Offensichtlich wirkt mein Rededuktus zumindest für mich so überzeugend, dass ich gar nicht realisiere, wenn da offensichtlicher Mist rüberkommt. Ich sollte in die Politik gehen. Mit dieser Drohung wünsche ich Ihnen ein aufregendes Wochenende, liebe Leserinnen.

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