29.03.2024 – Die RAF und ich oder: Warum Pablo Escobar mal mein Bettnachbar wird

Wäre mir im letzten Jahrtausend vorhergesagt worden, dass ein Teil meines Gartens in Hannover mal so aussehen würde, hätte ich mich erschossen. Oder, schlimmer noch, ich hätte an mir gezweifelt. Mulch und Tulpen! Mulch! Das zerhäckselte Schreber-Spießer-Grauen.  Aber echt nützlich.

Unser Haus hat sich kaum geändert, die Insassen schon.  In den Achtzigern wohnte hier, als das Haus quasibesetzt war, eine Praktikantin der gewaltsamen direkten Aktion, die mit ihrem Freund einen Bombenanschlag auf die Hannover-Messe verübte und dafür in einem Indizienprozess verurteilt wurde

Ein paar Jahre später war ein Bombenanschlag, der der RAF zugeschrieben wird, wesentlich erfolgreicher. Mit einer Tonne Sprengstoff (bei Schornsteinen reichen schon mal 10 kg) wurde dabei in einer generalstabsmäßig durchgeführten Kommandoaktion der komplette Neubau des Knastes in Weiterstadt in Schutt und Asche gelegt .  Der Schaden einer der größten Explosionen in der BRD der Nachkriegszeit betrug weit über 100 Millionen Taler. Laut Presseberichten hätten die Ermittler in Teppichstücken, die die Täter zum Dämpfen der Trittgeräusche um die Sprossen einer Strickleiter gewickelt hätten, DNA-Spuren von Klette, Staub und weiteren Personen gefunden.

Laut Presseberichten, nicht laut Ermittlern. Dieser Tatvorwurf wurde dann auch gegen die ebenfalls verdächtigte Brigitte Hogefeld in einem Prozess 1999 nicht mehr erhoben.

Und: Selbst bei der Sprengung von wesentlich kleineren Objekten geht ausgebildeten Sprengmeistern mit langjähriger Berufserfahrung schon mal was schief. Und Weiterstadt gelingt blutigen Laien im ersten Versuch. Eine unglaubliche Geschichte. Der Tote von der Hannover-Messe war immerhin KFZ-Mechaniker, also Handwerker, und der scheiterte schon mit einem 4,5 kg schweren Feuerlöscher als Sprengsatz.

Ich will hier keine Verschwörungserzählungen forcieren, von wegen die RAF war ein Konstrukt der Geheimdienste oder finsterer Mächte. Das ist Blödsinn, es hat linke Gewalt mit vielen Toten gegeben und dieser Weg war ein Irrweg, damals und heute erst recht. Und was auch immer in den Akten noch schlummert: Es ändert nichts am Gang der Geschichte.

Mir kommen einfach nur ein paar kolportierte RAF-Geschichten spanisch bis serbisch  (internes Kürzel für: sehr beschissen) vor. Und im Zusammenhang der aktuellen RAF-Jagd auf Garweg und Staub ist es einfach angezeigt, eher dem Verstand als jeder Äußerung in den Medien zu glauben. 150.000 Euro fürs erfolgreiche Petzen und unsere stabilen Genies vom LKA Niedersachsen stochern noch immer mit der Stange in Nebel rum. Potzdonner, was für Loser.

Gut übrigens die Formulierung in der Tagesschaumeldung hinter dem Link: „In ihrer (Garweg, Klette, Staub. D. A.) aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.“

Sauber vorsichtig formuliert. Erwiesen ist da gar nichts.

Was mir ein bisschen zu denken gäbe, wenn ich Zeit dazu hätte: In meinem Domizil in Kreuzberg wohnt im Hinterhaus mit dem „Druckdichten“ (der im Knast nie gepetzt hat, daher) jemand, der ebenfalls mit dem Gesetz kollidiert ist. In Sachen Im- und Export von demnächst legaler Ware, im nennenswerten Bereich. Im Vorderhaus wohnt eine dreiköpfige Familie, ebenfalls Im- und Export. Bei Beiden klopften im Laufe der Jahre SEK-Kommandos an die Tür. Mit Rammbock dergestalt, dass von den Türen nur noch Streichholzfragmente übrigblieben.

Ich plane eigentlich nur noch eine Wohnraumveränderung, wenn überhaupt, nämlich ins Heim. Wenn das Gesetz der Serie anhält, wird dann Pablo Escobar mein Bettnachbar?

27.03.2024 – Drei Sterne Armut

Komplett*innenausbau muss es korrekt heißen.

Gestern wurden, von allen Bonvivants sehnsüchtig erwartet, die neuen Sterne des Guide Michelin veröffentlicht.  Über Berlin, früher eine gaumenbeleidigende Fressdiaspora Semmelverbröselter Bulletten und sowohl Verdauungs- als auch Ekelpickel erzeugender Schmalzstullen, prangt seit einigen Gentrifizierungsjahren ein strahlender Sternehimmel. 21 Restaurants mit einem oder mehr Sternen. Aktueller Neuzugang ist das Hallmann und Klee in Neukölln, einen Steinwurf vom Paralleluniversum der Sonnenallee entfernt, auch arabische Straße genannt. Was für ein zynischer Komiker diesen locus horribilis, dieses düstere Epizentrum des antisemitischen Schreckens, Sonnenallee genannt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Hallmann und Klee und die Sonnenallee sind Universen ohne Verbindung. Noch kostet ein Menü im H und K ohne Weinbegleitung pro Person bescheidene 98 Euro. Das wird sich nach dem Stern deutlich verteuern. Viel wird dann für einen Zweipersonen-Abend mit Champagner am aktuellen Bürgergeldsatz von 563 Euro nicht fehlen.

Aber Krise allerorten, so auch am Sternehimmel. Im legendären Kreuzberger Nobelhart und Schmutzig gibt es ab 1. April ein Billighappe-Menü für schlappe 115 Euro statt bisher in der Spitze 225 Euro. Argument: „Wir verändern die Komplexität unserer Speisefolge“

Heißt übersetzt: Wenn wir nicht billiger werden, gehen wir Pleite. Krise überall, nach Corona, Inflation, Klima, Kriege und Rezession jetzt auch am Sternehimmel. Armes Deutschland. Apropos: Gestern wurden fast zeitgleich mit den Sternen die aktuellen Armutszahlen veröffentlicht. Selbst das Zentralorgan für Niedertracht und Schmutzig, die Bild, zitierte mich mit den Worten: Unsere Gesellschaft spaltet sich faktisch immer mehr, soziale Gerechtigkeit wird immer weniger, und das bedroht unsere Demokratie.“ Wenn sogar die sowas bringen, muss es schlimmer sein, als selbst ich dachte.

Dass die Demokratie den Ast, an den sie sich noch mühsam klammert, gerade absägt, ist so offensichtlich wie die legendäre Kloßbrühe, die es bei Hallmann und Klee a la carte für 24 Euro gibt. Glauben die Demokraten im Ernst, man könne immer mehr Millionen in Elend verfrachten und behandeln wie Unrat, ohne dass das Konsequenzen hat. Zurzeit sind offiziell über 14 Millionen in Armut, rechnen wir die Niedriglöhnerinnen und Prekären dazu, die knapp über der Armutsgrenze liegen, die, die in der Statistik nicht erfasst sind, und jene durchschnittlich Verdienenden, die die explodierenden Mieten nicht mehr bezahlen können und die am Horizont von Rezession und Entlassung bedroht sind, dann können Sie davon ausgehen, dass den Glücklichen ca. 10 Millionen, die sich regelmäßig das Hallmann und Klee leisten könnten, ungefähr 50 Millionen gegenüber stehen, die keinen Pfennig zurücklegen können und denen die Wut, der Hass immer höher steigen. Nicht bei allen, nicht andauernd und nicht rasant. Aber kontinuierlich.

Dat könne mer uns als Dampfkochtopf ohne Sicherheitsventil vorstellen. Irjendwann macht et Bumm.

Am Böhmischen Platz, wo Hallmann und Klee sind und im Sommer ein ganz zauberhafter locus amoenus voller Leben, habe ich mal ein charmantes Nachbarschaftsfest erlebt, eine Kapelle intonierte Tanzbares, auf einer kleinen Leinwand wurden revolutionäre Filme gezeigt, es gab jede Menge vegan-selbstgebackene Scheußlichkeiten, Flugis, Transpis, gegen Gentrifizierung und Viva la revolución. Wir saßen auf der Bordsteinkante und tranken Bier aus Flaschen. Die Luft war sommermilde. Es war eine jener Nächte, von denen man hofft, sie mögen nie zu Ende gehen.

26.03.2024 – Mein Opa war bei der SS und ich bin stolz auf ihn.

Opas gegen links. Ich dachte, die Opas von der SS, SA und Gestapo wären mittlerweile zum Volkssturm übergewechselt. Was die wohl mit links meinen?

Interessanter ein anderes Schild daneben, das Meinungs- und Pressefreiheit einfordert. Aus diesem Demo-Zusammenhang meint das übersetzt: Mehr Schwurbelei, Verschwörungsphantasien und faschistische Propaganda in den (öffentlich-rechtlichen) Medien. Deutschland ist im Index der Pressefreiheit tatsächlich in den letzten Jahren kontinuierlich abgerutscht, jetzt auf Platz 21. Der Hauptgrund: Wachsende gewalttätige Übergriffe aus den seuchenartig um sich greifenden Schwurbler- und Nazidemos heraus auf die Presse, also von Leuten aus dem ideologischen Dunstfeld der obigen Opas.

Eine derartig groteske Verdrehung von Ursache und Wirkung, dass es einem die Sprache verschlüge, wäre man nicht noch dümmeres gewohnt. Tatsächlich ist mit dem Schild im Bild eine der erfolgreichsten Kommunikationsstrategien der Rechten auf den Nenner gebracht: Tatsachen verdrehen, Unwahres behaupten und die eigenen Schweinerein auf den Gegner projizieren. Siehe auch Söder, der Verbotsweltmeister, der mittlerweile sogar Sprachentwicklungen, wie das Gendern, verbieten will, vom Gras ganz zu schweigen, aber seinen ideologischen Gegnerinnen unterstellt, sie wären Verbotsparteien. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der Mann hat zu viel gekifft. Was man den obigen Gruselgestalten leider als Milderungsgrund nicht unterstellen kann. Apropos Gruselgestalten:

Wie muss man sich die Videos vorstellen? Merz bei einer Domina, wo er das Gegenstück zu seinen sadistischen Gesellschaftsphantasien auslebt? „Oh, ja, peitsch mich, quäl mich, sag Bürgergeldbezieher zu mir?“ Olaf Scholz beim gefühlvollen Kuscheln und romantischen Zärtlichkeiten austauschen? Nein, nun wird’s zu abartig, weg mit den Bildern aus meinem Kopf. Wenden wir uns Unverfänglichem zu.

Ich hatte überlegt, Werbung hier im Blog zu schalten, bei mittlerweile werbewirksamen über 200.000 Pageimpressions im Monat käme da eventuell was zusammen, das würde die Bleiwüste hier auflockern und einen professionellere Anmutung machen. Die Werbung wird allerdings auf dafür freigeschalteten Plätzen auf der Basis von Algorithmen von Google eingespielt. Ich bin kein Millionen-Influencer, auf den die Werbetreibenden zukommen.

Ein großes Blog-Thema neben Kapitalismuskritik ist seit längerem hier die Kritik am immer stärker werdenden Faschismus. Also tauchen rechte Parolen, Bilder, Ideologien etc.  hier gehäuft auf, um sie auf der Basis von Zitaten zu dekonstruieren. Siehe oben SA, SS, Gestapo als Beispiel. Ich unterstelle KI jede Menge Intelligenz, die stündlich präziser wird, die vermutlich zu 99 Prozent begreift, dass das hier ein antifaschistischer Blog ist. Aber wieweit versteht KI Humor und dessen edelste Vollendung Satire? Spielt sie dann etwa zu einem Prozent, weil sie Satire nicht verstehen kann, auch rechte Werbung hier ein, wie vom Koppverlag oder von Antaois?

Ich komme schon seit Jahren nicht dem Pflegen von geblocktem Spam hier und darunter versteckten echten Kommentaren zum Blog nicht nach (Sorry noch mal an alle, denen ich nicht geantwortet habe, das ist kein böser Wille, sondern Überforderung, schreibt mir einfach ne Mail.). Wie soll ich da blitzschnell Werbung rausfilzen für Bücher wie „Mein Opa war bei der SS und ich bin stolz auf ihn“? Was aber vielleicht ein Titel von der Satirezeitschrift „Titanic ist?

Also werde ich lieber Senior Influencer.

23.03.2024 – Was hast Du vor 4 Jahren gemacht, als der erste Corona-Lockdown startete?

taz 28.03.2020 zur SCHUPPEN 68-Intervention im hannöverschen Ihmezentrum anlässlich des 250. Geburtstags von Friedrich Hölderlin am 20.03.2020. Die gesamte PM zur Aktion können Sie im renommierten Magazin „Kunstaspekte“ lesen. Mit der Aufforderung im Schlusssatz: „Folgen Sie den Spuren der Partisanen der Poesie!“ Einer meiner besseren Sätze . Soviel zur Frage: Was hast Du vor 4 Jahren gemacht, als der erste Corona-Lockdown startete?

Die Aktion fand 2 Tage vor dem ersten Corona Lockdown am 22.03.2020 statt. Zum vierjährigen Jahrestag sendete der DLF ein Pandemie-Rückblick Interview mit Christian Drosten. Ihm zuzuhören war für mich ein Genuss wie das erste Brandenburgische Konzert: Klarheit, Struktur, Präzision und dabei doch (abgesehen vom 2. Satz) beschwingt, zuversichtlich, mit einer Prise unprätentiöser Heiterkeit. Wissenschaft und Musik sind zwei Kehrseiten einer Medaille. Und Kunst ist die Trösterin. Interview und Konzert sind übrigens gleichlang.

Wenn ich mir vorstelle, dass er mit seiner Familie, mitsamt vierjährigem Sohn, auf einem Campingplatz im Osten (wo sonst) der Republik von biersaufenden Verschwörungs-Vollproleten, wahrscheinlich hässlicher als Mülltonnen, mit Netzhemden und vollgepissten Trainingshosen, bedroht und beleidigt wurde, wird mir echt übel.

Irgendwelche Würste, deren IQ sicher deutlich unterhalb der Schuhgröße ihrer Flipflops liegt, maßen sich an, wie leider Millionen andere Schwurbler und Impfversteher, die Kompetenz eines weltweit anerkannten Spitzenvirologen in Frage zu stellen. Das ist ungefähr so, also ob ich Einstein für seine Relativitätstheorie anpöbeln würde. Das Universum mag begrenzt sein, menschliche Blödheit und Niedertracht ist es nicht.

Quintessenz der Seuchen-Rückschau des Interviews: Deutschland ist aus epidemiologischer Sicht zu Beginn vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Auf Grund unserer exzellenten Labordiagnostik konnten wir früh evidenzbasiert mit einem Lockdown intervenieren (Die Diagnostiksituation hierzulande hat vermutlich auch zum Gamechanger Biontech-Impfstoff beigetragen, der viel früher auf dem Markt kam als erwartet. D. A.) Hätten wir die Seuche durchlaufen lassen wie in Großbritannien beispielweise, hätten wir in der Anfangsphase statt 9.000 Coronatoten ca. 70.000 gehabt. In der Fachliteratur wird bis dahin vom „German miracle“ gesprochen.

Manche Maßnahmen sind im Nachhinein übertrieben (Händehygiene, Hautkontaktinfektionen gibt es kaum) bis lächerlich (Menschen ohne Masken von den Skipisten wegfangen).

Dann kam der quälende Teillockdown des Sommers, weil viele dachten, das Schlimmste sei überstanden. Aus epidemiologischer Sicht hätte man noch ein paar Wochen länger konsequent sein müssen, aber hier wie an anderen Stellen war der gesellschaftliche Druck stärker als Einsicht in Evidenz. Aus heutiger Sicht darf über solche Maßnahmen keine Ministerpräsidentenkonferenz entscheiden, sondern ein Bundeskrisenstab. Analog zu Naturkatastrophen wie Überschwemmungen. Es ist egal, bei welchen Personengruppen man die Infektionszahlen senkt, wichtig ist die Senkung der Gesamtinzidenz. Dazu müssen auch nicht 100 % geimpft sein, für Herdenimmunität reichen auch ca. 90 %.

Kontraproduktiv: Es sind zu viele Außenseiter zu Wort gekommen, die nicht den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis abgebildet haben, sondern ihre persönliche Meinung. In der Gesellschaft grassierte zu viel Desinformation.

Meine persönliche Bilanz der letzten vier Jahre: Die Spaltung der Gesellschaft auf immer mehr Ebenen schlug bis in das persönliche Umfeld durch. Als überzeugter Vertreter evidenzbasierten Vorgehens rasselte ich mehrfach mit befreundeten Coronaschwurbler*innen aneinander. Da ich kein Kind verbaler Traurigkeit bin, war das mitunter unerfreulich, und das ist die Untertreibung des Jahres. Fazit: Solche Themen ausklammern. Diskussionen sind da sinnlos.

Die gesellschaftliche Bilanz ist verheerender als die epidemiologische: Die Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich wurde noch krasser. Wer arm ist, stirbt in Seuchenzeiten noch früher als eh schon. Und die Seuche wirkte wie ein Katalysator für ohnehin vorhandenen Irrationalismus, Wut, Angst. Sie wirkte wie ein verbindendes, identitätsstiftendes Moment für alles, was bis dahin rechtsoffen frei vagabundierte. Unvergessen beispielhaft von der ikonischen Bilderwirkung her der Sturm auf den Reichstag im August 2020 .

Die Seuche war ein Faschismustreiber.

22.03.2024 – Die Kreise des internationalen Judentums, der internationalen Freimaurerei und des internationalen Marxismus

Deutschland, wach auf. Demo, Hannover, 20.03.24. Das ist keine Aktion einer Satirepartei oder ein Betriebsausflug von Menschen mit Psychiatrieerfahrung, sondern das sind ganz  normale Nazis. „Deutschland, wach auf“, hieß im Nationalsozialismus „Deutschland, erwache“ . Diese Formulierung ist strafbewehrt verboten, aber Nazis wissen, wie sie ihre Claims codieren. „Weltregierung der WHO verhindern“ ist die zeitgenössische Verschwörungserzählung eines „Die Drahtzieher hinter der umfassenden Kampagne gegen das friedliebende Deutschland sind die Kreise des internationalen Judentums, der internationalen Freimaurerei und des internationalen Marxismus“. So Joseph Goebbels im Völkischen Beobachter 1936.

Dazu Leugnung des menschengemachten Klimawandels und notorischer Grünenhass, die dabei sind, die Kommunisten aus Zeiten des kalten Krieges – und noch Jahre danach – als Projektionsfläche für Hass und Verschwörungsphantasien zu ersetzen.

Es war alles so überaus irrsinnig, dass ich vor Ort lachen musste, jenes kathartische Lachen, das den Stein der Düsternis von der Seele rollt. Ich fand es aus Sicht des passionierten Flaneurs, auch wenn ich in Hannover nicht als solcher unterwegs bin, aber auch eine überaus gelungene Inszenierung. Selbst wenn der Flaneur scheinbar ziel- und absichtslos sich die Metropole aneignet, so fügen sich doch quasi hinter seinem Rücken und seinem Bewusstsein die losen, vermeintlich disparaten Enden eines Knäuels von Impressionen und Ereignissen zu einem zwangsläufigen Bild, einem gigantischen Mosaik, der sphärischen Symphonie einer Großstadt.  

An der Demo vorbeigekommen war ich nämlich auf dem Weg zu einem Vortrag mit Diskussion der Freimaurerloge „Zum Schwarzen Bär“, die mich dazu eingeladen hatte, für ihre Reihe „Jeder Dritte Mittwoch im Monat“. Es ging um die Wohnungssituation als Bedrohung für die Gesellschaft. Veranstaltungen außerhalb des eigenen Spektrums finde ich besonders spannend, weil man als Referent da selber am meisten lernt. Der Blickwinkel verschiebt sich unmerklich, erweitert sich. Nichts ist öder als das selbstbestätigende Rumdümpeln im eigenen Dunstkreis, Kiez etc.

Und eine Organisation, die wie die Freimaurer von den Nazis verfolgt und verboten wurde mit der Verschwörungserzählung, sie würde mit gemeinsam mit Juden und Marxisten die Weltherrschaft (WHO-Alarm!) anstreben, kann nur ein feiner Haufen sein. Zumal der Schwarze Bär eine explizit humanistische, also nichtchristliche Loge ist. Und wer als Logen-Mitglieder hierzulande unter anderem Goethe, Mozart und Tucholsky hatte, der kann nicht völlig daneben liegen. So war es dann auch, es ergab sich eine überaus muntere, kenntnisreiche Diskussion mit angenehmen Menschen. Nicht meine Lebenswelt, aber liebenswürdig.

Neben einer Magnumflasche Roten gab es hinterher noch eine kurze Führung durch das Logenhaus, das eine geschichtsträchtige Aura verbreitete. Die Mauern dort atmeten neben der Tradition der Aufklärung mit den Maximen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität“ eine ganz starke Sehnsucht nach Transzendenz. Der Ruf der Freimaurer gründet unter ja anderem in ihren geheimen Ritualen, Symbolen und Erzählungen, dem Ganzen haftete es mystisches an. Ich war angetan

Geheimnisvolles Logenhaus    

Fazit: Zur Zeit gibt es wenig im politischen Raum, was ich mir mehr wünschen würde als eine Weltherrschaft von Juden, Freimaurern und Marxisten. Nur auf Netanyahu und seine Gang, da könnte ich verzichten und natürlich auf die antisemitische Linke. 

19.03.2024 – Neues von der Fahndungsfront oder: An den Zuständen hierzulande zerschellt jede Satire.

Duck and Cover 1

Duck and Cover 2.

Nachtrag zu SCHUPPEN 68-„Duck and Cover“-Kursen vom 17.03.24. Im unteren Bild müssen Sie genauer hingucken, um eine Donaldmaske aus Gips zu erkennen. Sie liegt als Kunstobjekt seit vielen Jahren unter einem Weinstock auf meiner Veranda, verwittert, wird eins mit der Umgebung im Verfall und Wiederwerden. Ich war aktiver Donaldist, im Herzen bin ich es natürlich noch. Mit Donald ist es wie mit Marx. Einmal dabei, immer dabei, wie wild die revisionistischen Stürme ringsum auch toben. In meiner aktiven Phase waren Donaldmasken bei illegalen Plakat-Klebeaktionen des SCHUPPEN 68 unsere ständigen Tarn-Begleiter und ich flutete die Welt mit Donaldobjekten aller Art. Die Gipsmaske ist ein Artefakt und Sie werden verstehen, dass an den Duck and Cover-Kursen mein Herz aus fast metaphysischen Gründen besonders hängt.

Der Zusammenhang von Ukrainekrieg und Diskussion darüber hierzulande, sowie der über die RAF-Jagd und wie das alles miteinander zu tun haben könnte, klang gestern nur literarisch an. Es geht mir um die Rolle der sogenannten nationalen Identität und dem daraus folgenden Prozess eines wachsenden Nationalismus, der darin mündet, die Nation als unhinterfragtes metaphysisches Prinzip zu sehen. Die Nation über alles, ein höherer Wert als Leben, Freiheit, Selbstbestimmung. In der Ukraine zu beobachten. Und hierzulande, Zitat vom 17.03.24 Blog: „ … Vielleicht liegt ja ein Motiv in der ausgewalzten RAF-Erzählung der letzten Wochen darin: Der Versuch, angesichts schwerer werdender Zeiten die Nation um ein wärmendes Lagerfeuer zu einen. Blöd bloß, dass aus solchen Lagerfeuern schnell mal Flächenbrände werden ….“

Die Erzählung um die Nation als zivilisatorischer Rückschritt. Eines der ersten großen Epen der Filmgeschichte war ein zutiefst rassistischer und reaktionärer Film von 1915: The birth of a nation. Die Geburt einer Nation . Titel und Tendenz sind ist kein Zufall, sondern Konsequenz.

Die Nation ist nicht an ein Staatsterritorium gebunden, sondern eine Idee, von vermeintlich verbindender Kultur, Sprache, Religion etc. über Staatsgrenzen hinaus. So konstruiert jeder Imperialist Ansprüche auf andere Territorien, weil es da unterjochte Angehörige der eigenen Nation zu befreien gelten, siehe Putin Ukraine, Hitler Österreich etc. und jede Wurstnation hinterm Balkan bei Nachbargebieten, siehe Moldau, Transnistrien, Cisnistrien, Arschnistrien, etc. pp. Ungarn/Rumänien. Die Staaten des ehemaligen Jugoslawien als Dauertretmine mit Kriegsgefahr auf Grund mörderischer Nationalismen strotzen als imperialer Rückschritt ins 19. Jahrhundert von diesem Wahnsinn.

Die Nation grenzt immer aus. Fremdes Blut, Ausländer, Migranten, siehe Remigration.

Der Staat hingegen betrachtet alle, die in seinen Grenzen leben, als Staatbürger. Er ist als zivilisatorische Errungenschaft zu verteidigen, gegen aufkommenden Faschismus. Niemals die Nation. Das hatten wir schon mal „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.“ Die Folgen sind bekannt.

Das Einzige, was mir z. B. von Königsberg am Herzen liegt, sind seine Klopse.

Daher habe ich die öffentliche Diskussion um die RAF-Jagd mit Skepsis betrachtet. Die hat sowas exkludierendes. Um dieses Lagerfeuer schare ich mich nicht.

Vielleicht ist es jetzt etwas klarer.

Neues von der Fahndungsfront gibt’s hier: Die stabilen Genies von der Gurkentruppen kriegen sich jetzt gegenseitig in die Flicken und alle gemeinsam sind dankbar, dass das blutrünstige Monster Daniela Klette nicht mit einer der zahlreichen Panzerfäuste aus ihrer Wohnung heraus geballert und das Regierungsviertel in Schutt und Asche gelegt hat.

Ich lass es. An den Zuständen hierzulande zerschellt jede Satire.

17.03.2024 – Was hat der Ukrainekrieg mit der RAF zu tun?

Lindenspiegel 04/2022. SCHUPPEN 68-Vorbereitungskurse auf den Atomkrieg. Zitat: „Das öffentliche Denken, Reden und Handeln wird zunehmend militarisiert.“ Da wollte sich der größte anzunehmende Unfall im Bildungsministerium, eine zu Recht für gute Ideen völlig unbekannte Frau Stark-Watzinger von der radikalen Splitterpartei FDP, nicht lumpen lassen, die Partei kennt sich mit Lumpen aus, und fordert Zivilschutzübungen an den Schulen. Damit aus der deutschen Bildungskatastrophe noch eine zivile werde. Eine famose Idee, Horden von Sextanern mit Gruselgeschichten über Atomblitze und Splitterbomben zu traumatisieren.

Das ist also aus dem Humboldtschen Bildungsideal einer ganzheitlichen Ausbildung geworden: Demnächst Kurse in Duck and Cover, siehe oben, an den Schulen. Wie diese Kurse aussehen sollen, können Sie diesem Film entnehmen, der ab Anfang April auf dem Duck-Server der KMK allen Schulen zur Verfügung steht. Noch heute geht mein Angebot an das Bildungsministerium raus für Kurse in „Duck and Cover“ an allen Schulen. Wenn Sie, liebe Leserinnen, Interesse an einer „Duck and Cover“-Referentinnen-Tätigkeit haben, senden Sie bitte aussagefähige Bewerbungen bis zum 01.04.2024 an mich.

Was bleibt, sind Fragen: Wie viele Tote ist der vollständige Erhalt einer Nation, der Erhalt der nationalen Integrität und Identität eines Landes wert, hier der Ukraine? Gibt’s dafür irgendwo eine Formel? 100.000 Tote für 10.000 Quadratkilometer? 500.000 für 50.000? 1.000.000 Tote? 10.000.000 Tote? Bis zum bitteren Ende und wenn ja, wie sieht das aus?

Wieviel Unterstützung für die Ukraine ist angemessen? Die überwältigende Mehrheit der Medien plädiert nach meiner Wahrnehmung für mehr, mehr Geld und Waffen. Im Bundestag ist die Mehrheit auch da, aber nicht ganz so groß: Grüne, FDP, CDU und Teile der SPD sind dafür, Linke, BSW, AfD und die Kanzler-Mützenich-SPD dagegen. In der Bevölkerung ergibt sich ein komplett anderes Bild. Über 80 % halten die bisherige Unterstützung an Geld und Waffen für angemessen oder jetzt schon für zu weitgehend ( 41 %)

Eine Frage hab ich noch: Was ist eigentlich der Sinn der ganzen (allerdings abflauenden) RAF-Berichterstattung? Keine Generation der RAF hat heute noch irgendeine Bedeutung, die über das rein Kriminal- und Fahndungstechnische, über popkulturelle Volksbelustigung hinausweist. Besteht da irgendein Zusammenhang zwischen RAF-Gruselgeschichten, Wehrertüchtigung an Schulen und der Konstruktion von nationaler Identität? Die überwältigende Mehrheit der Medien, Bevölkerung, Politik ist sich eins: Jagd auf die RAF bis zum bitteren Halali, keine Gnade, kein Vergessen. Auch kein Gedanke an wenn auch verblendete, aber eventuell berechtigte ideologische Motivationen bei der RAF und den Unterstützerinnen.

Damals, im deutschen Herbst 77 war die Nation stark im Kampf gegen die Bedrohung durch diese Fremd-Körper der RAF. Geeint wie im Krieg. Wenig hat so zur Bildung einer nationalen BRD-Identität beigetragen wie dieser Mythos, übertroffen nur von der Lüge eines „Wohlstand für alle“. Vielleicht liegt ja ein Motiv in der ausgewalzten RAF-Erzählung der letzten Wochen darin: Der Versuch, angesichts schwerer werdender Zeiten die Nation um ein wärmendes Lagerfeuer zu einen. Blöd bloß, dass aus solchen Lagerfeuern schnell mal Flächenbrände werden ….

14.04.2024 – Besser hätte ein Popkonzert auch nicht angekündigt werden können

Walsrode, 18.03.24. Kommt massenhaft. Wertvolle Preise zu gewinnen beim beliebten Quiz zur Lage der Nation!

Potzdonner, dachte ich, da würdigt der Verfasser eines Einladungstextes mal meine wahre Größe. Wurde aber den Verdacht nicht los, dass ich selber da meine Finger im Spiel hatte. Wie auch immer, herzlichen Dank für die Einladung an das linke Urgestein aus dem Heidekreis Charly Braun. Ich will do my very best.

Ein guter Fotograf ist für mich einer, der mehr aus einem Portrait rausholt als auf der Fassade zu sehen ist. Insofern ist der des obigen Portraits, Aaron Leithäuser, ein exzellenter. Aaron ist einer der neuen Sterne am Fotografenhimmel, arbeitet zur Zeit für die FAZ, und ich hab ihn kennengelernt, als er noch bezahlbar war. Seine Portraits sind genial. Unsere Fotosession ist mir unvergesslich. An einem der kältesten Tage des Jahrhunderts morgens in einer ungeheizten Szenekneipe. Stundenlang. Am Ende musste man mich vom Stuhl meißeln. Ich war dem Tode näher als dem Leben, aber es hat einen Heidenspaß gemacht.

Nur die Funktionsbezeichnung hinter meinem Namen, darüber müssen wir nochmal reden: Politician …Politician, oje. Meine Lieblingszeilen aus dem Pop sind jene des Songs „Politician“ der Gruppe Cream, hier im Farewell Concert Film. :

Hey now baby, get into my big black car.
I just want to show you what my politics are.

I support the left, though i’m leaning, leaning to the right.

Besser kann man Politik nicht in drei Zeilen auf den Begriff bringen. In dem Song geht es nicht nur um Dekonstruktion (Jahre bevor dieser Begriff überhaupt bekannt war) von Politik, der Song ist auch Dekonstruktion, hier des Pop. Und das Schöne an dieser Dekonstruktion der klassischen Popsong-Struktur der damaligen Zeit von 3.45 Minuten Dauer, lächerlichen Zuckerbäckerharmonien und außerordentlich albern-belanglosen Refrains wie „She loves you yeah yeah“ oder „The answer is blowing in the wind“ ist die Tatsache, dass das Bass-Intro einer der ikonischen Bassläufe des Pop schlechthin ist. Es gibt keinen Popmusiker auf der Welt, der den nicht kennt. Hier in der reinen lyrischen Bassform

(Im nächsten Clip des Bass-Tutorials geht es um einen Titel namens NSU, bei dem damals alle Welt rätselte, was das bedeuten solle. Ich tippte auf das gleichnamige Auto. Es handelte sich aber laut Jack Bruce um Non-Specific Urethritis, eine nichtspezifische Geschlechtskrankheit, die ein Mitglied der Gruppe damals hatte. Zitat: “I can’t obviously not tell, who it was, but it was a guitarplayer.” Angesichts einer Dreimann-Combo Humor, trocken wie ein Sherry und präzise wie ein Leberhaken. Demzufolge starb Bruce auch an Leberzirrhose.)

Und was gibt’s Neues von der Terrorfront? Die LKA-Rambos aus der norddeutschen Flachebene haben sich bei der Festnahme von Daniela Klette offensichtlich so „professionell“ verhalten, dass die noch Zeit hatte, Burkhard Garweg zu warnen. Als Folge waren unserer stabilen Fahndungsgenies wohl so gefrustet, dass sie ganz Berlin warnten vor der angeblichen Gefährlichkeit der beiden Killermaschinen Staub und Garweg. Das war selbst den Dummheit und Kummer gewohnten Berliner Polizeibehörden zu viel und sie erzwangen eine Rücknahme dieser irrsinnigen Panikmache. Wer Neuköllner Verhältnisse gewohnt ist, hat offensichtlich eine andere Sicht auf Gefährdungspotentiale als niedersächsische FBI-Imitate, die schonmal den sozialen Brennpunkt Delmenhorst-Wollepark für eine Mischung aus Bronx und Chicago halten.

Jeder Tag, den Staub und Garweg zusätzlich auf der Flucht sind, erhöht deren Mythos, und lässt die Karriereträume der berittenen Kavallerie von der Leinemetropole schmelzen wie Butter in der Pfanne. Ich bin echt gespant, was später in den Prozessen noch alles rauskommt.  

13.03.2024 – Die Anlagestrategien der ehemaligen Dritten Generation der RAF.

Das Kapital.

Anlagestrategie 1, private Altersvorsorge: Einen wertvollen Beitrag im Sinne der FDP leistete die Dritte Generation durch Raubzüge, um Kapital zur privaten Altersvorsorge zu generieren. Wobei die Erträge dabei nur im Promillebereich dessen lagen, was die FDP bei ihren Raubzügen der Ausplünderung von Armen und Prekären zwecks Altersvorsorge für die Reichen im Lande erbeutete. Zur Wahrheit gehört: An diesen Raubzügen war ein Superkoalition von CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE beteiligt. Die reichste Frau der BRD beispielsweise, Susanne Klatten, zahlte  2022 über 66 Prozent weniger Steuern als 1990. Allein ihre BMW-Dividende beträgt 1,5 Mrd. Euro. Jedes Jahr. Die Armutsquote ist von Mitte der 90er bis Heute um die Hälfte gestiegen, von 11 auf 17 Prozent. In dieser Zeit war jede der genannten Parteien mit an der Regierung.

Anlagestrategie 2, Gold: In der Wohnung von Daniela Klette wurden laut Ermittlungsbehörden 40.000 Euro Bargeld und 1,2 kg Gold gefunden. Deren Mitteilungen sind mit Skepsis zu betrachten, aber nehmen wir an, es sei so. Als Anlagestrategie ist Gold unübertroffen, mit einem Wertzuwachs in den letzten 5 Jahren von über 70 Prozent. Das schlägt den Dax mit 50 Prozent locker.

Bleibt die Frage, wo kommt das Gold her? Aus den Überfällen wohl nicht. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Drei von der letzten Generation regelmäßig in Degussa-Läden, wo mit dem schmutzigen Metall gedealt wird, Beutegeld in Gold umgerubelt haben. Überall Kameras, viel zu riskant.

Bleiben Sympathisantinnen, die das Gold gestiftet haben. Aber zu welchem Zweck? Für Fluchten ins Ausland ohne Euro?

In Deutschland zumindest wird das umrubeln von Gold in Bargeld riskant. Grundsätzlich ist Gold in kleineren Größen nicht nachzuverfolgen und gehört in jedes illegale Portfolio, z. B. für FDP-Bäckermeister mit hohem Schwarzgeldaufkommen. Seit Jahren ist allerdings jeder Handel mit Gold im Wert über 2000 Euro Nachweis- und Ausweispflichtig.

Und hier beginnt für alle Illegalen auf Grund der aktuellen Rekord-Rallye von Gold ein Problem. Auf seiner Rekordjagd marschiert der Preis mittlerweile stramm auf die 2000 Euro pro Unze zu, der gängigen Barrengröße von 31 Gramm. Wenn man das verscherbeln will, kriegt man etwas weniger, der Dealer, die Degussa, will ja seinen Reibach machen. Aber ein Ende der Rallye ist auf Grund der Polykrisen und der absehbar sinkenden Zinsen nicht abzusehen. Heißt: Irgendwann ist jede Unze Nachweis- und Ausweispflichtig, weil im Wert über 2000 Euro.

Aber vielleicht ist der Sympathisant, von dem die Drei das Gold haben, ja ein ex-linker Anlageberater. Ex-Linke sind für sowas ideal geeignet, weil sie oft mehr Verständnis von nationalökomischen Zusammenhängen als Frieda Normalverbraucherin haben. Wegen Marx. Das Kapital. Sie verstehen. Und unser genialer Anlageberater hat derartige Entwicklungen antizipiert und das Gold in Viertelunzen gestückelt und nicht in Unzen.

Bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit des Anlagevermögens der Dritten Generation. Im Fall von Daniela Klette sieht die Rechnung so aus:

Der Kilopreis Gold liegt zur Zeit bei ca. 60.000 Euro. Bei sparsamster Haushaltsführung reicht ihr gesamtes Kapital incl. Bargeld unter Zugrundelegung der Armutsgrenze von aktuell ca. 1250 Euro/Monat netto als Kalkulationsgröße für 8 Jahre. Und dann darf nichts Unvorhergesehenes passieren, wie eine umfangreiche Zahnregulierung, Krankenhausaufenthalt oder sowas.  Wir wissen natürlich nicht, ob von der Millionenbeute ihrer Überfälle noch woanders was liegt. Bei einer Bank jedenfalls nicht. Schließfächer sind auch nicht safe und Erdbunker im Wald bei den Naturkatastrophen … hm.

Falls Sie, liebe Leserinnen, jetzt auf den Anlagegeschmack gekommen sind: Vorsicht! No risk, no fun. Wer Gold im Höhepunkt einer Krise kauft, die dann verschwindet, hat mitunter für Jahre mit Zitronen gehandelt. 2011 gekauft, war der Klumpen 3 Jahre später fast 40 Prozent weniger wert und brauchte weitere 5 Jahre, um sich annährend davon zu erholen. Also Finger weg davon.

An die Männer hier: Ob das Anlageverhalten des pleitegegangenen Fußballers George Best für Euch passt, müsst Ihr selbst entscheiden. Der antwortete auf die Frage, wo seine Millionen geblieben seien: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“ .

11.03.2024 – Oppenheimer hatte ein Problem mit seinem Reißverschluss

Schön, aber zu früh. Bei morgendlicher Meditation im Garten. Der Anblick von Blüten in einer Art meditativer Stille ersetzt ganze Therapiestunden. Wenn ich dann noch meinen Jungs beim Wachsen für den Start am 1. April zusehe, erfüllt mich eine heitere Gelassenheit. Sofern ich das in den nächsten Therapie-Ersatz verlängern kann, das Blogschreiben, ist der Tag so gut wie gerettet. Nicht nur meine Empfehlung, falls Sie, liebe Leserinnen, mitunter an sich, den Mitmenschen und der Welt zweifeln: Schreiben. Jeden Tag 100 Wörter Tagebuch, der begrenzte Raum erzieht zur Präzision bei der Selbstreflexion und der erste Schritt zur Besserung ist der Begriff. So kam die Erkenntnis in die Welt, und die Kommunikation: indem die Höhleninsassen die Schrecken vor der Höhle auf einen Begriff brachten.

Ich weiß nicht, ob der Vater der Atombombe Robert J. Oppenheimer (der Film hat ja bei der Oscar Verleihung abgeräumt) Tagebuch geschrieben hat, aber er war ein äußerst reflektierter, skrupulöser und vielschichtiger Charakter. Einer der besten Naturwissenschaftler seiner Zeit, belesen, gebildet, vielsprachig, dem Transzendenten gegenüber offen, Sympathisant der KPD der USA, Pazifist und als Jude natürlich glühender Antifaschist.

Oppenheimer lernte Sanskrit und war Anhänger der Bhagavad Gita. Er zitierte seiner Geliebten gegenüber aus diesem spirituellen Gedicht vor dem Hintergrund der Tatsache, dass er der Vater der Atombombe geworden ist: „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“ Natürlich flippten darüber wieder religiöse Hindu-Spinner aus und forderten den Boykott des Films.

Der Film war mir ehrlich gesagt zu lang, zum Ende hin ging mir das Gerede auf das Sitzfleisch, aber er hat die Entwicklung von Oppenheimer vom reinen Wissenschaftler zum Pragmatiker und weiter zum Zweifler am eigenen Tun plausibel gemacht und hat gezeigt, dass der Mann eine faszinierende Persönlichkeit war, mit allen Schattenseiten. Unter anderem hatte er wohl in der Ehe ein Problem mit seinem Reißverschluss. Anders formuliert: Er war weiblichen Reizen gegenüber nicht abgeneigt. Beide Formulierungen sind mir sympathischer als das platte: Er hat rumgevögelt. Alt ist er nicht geworden. Kettenraucher und Los Alamos Strahlungen von den Atomwaffentests.

Bei der Entwicklung der Atombombe konnten die beteiligten Wissenschaftler auf Grund von Berechnungen nicht völlig ausschließen, dass es bei der Test-Explosion nicht zu einer irreversiblen Kettenreaktion kommen würde, die die Erdatmosphäre verbrennt.

Die Bombe wurde gegen Japan eingesetzt, um die Kapitulation zu erzwingen und eine Invasion auf den japanischen Inseln zu vermeiden, die auf Grund der Einstellung der japanischen Faschisten zum Krieg und zum Tod wahrscheinlich über eine Million Tote gekostet hätte. Ein moralisches Dilemma, die Büchse der Pandora einzusetzen. Japan kapitulierte nach der Menschheitszäsur von Hiroshima und Nagasaki .

3 Jahre vorher hatten die italienischen Faschisten kapituliert, sofort nach der Landung der Alliierten in Sizilien. Selbst die Nazis kapitulierten irgendwann, wenn auch extrem spät, als fast alle Gebiete von den Alliierten erobert waren. Die mentalen und strukturellen Unterschiede der einzelnen „Spiel“arten des Faschismus werden auch in der Stellung gegenüber dem Leben, dem Überleben sichtbar. Die italienische Variante war sowohl nach innen als auch im Krieg nach außen weniger eliminatorisch , weniger todessehnsüchtig. 

Das führt zwangsläufig zur Frage: Wieso kapitulieren die Faschisten der Hamas eigentlich nicht im Gaza-Krieg? Und wieso wird das so wenig von den ganzen Pseudolinken und Kulturstalinisten in ihrer antisemitischen Pro Palästinasolidarität thematisiert? In ihrer chronischen Verwechslung von Ursache und Folgen und Täter-Opfer Umkehr? Der Faschismus ist die Ursache und der Auslöser des Mordens und nicht Israel, die Juden.

Diese Tatsache war ja auch der moralische Antrieb unseres Reißverschlussspezialisten.