
S-Bahnhof Yorckstr., Kreuzberg.

Fest der Kulturen, Davenstedter Markt, Hannover.
BILD
Aus dem Archiv. Ohne Entertainment geht hier gar nichts, da kann das Thema so ernst sein wie es will. Es gilt das Diktum vom Meister: Der beste Weg zum Nachdenken führt über ein Lachen. (Walter Benjamin, bedeutendster Philosoph des 20. Jahrhunderts, als Jude und radikaler, undogmatischer Linker von den Nazis in den Tod gehetzt, starb auf der Flucht 1940. Zocker, Drogenfreak von Opium über Haschisch bis Mescalin, Schürzenjäger, entdeckte in 30ern Ibiza als locus amoenus, also 30 Jahre vor den Hippies.) Ich würde ergänzen: Der beste Weg zum Nachdenken führt über ein Lachen, das im Halse stecken bleibt.
Dem Zusammenhang von Prekarität und Kulturwirtschaft gehörte schon immer (na ja, ab der Volksschule, vorher noch nicht) meine besondere Aufmerksamkeit. Die Branche Kulturwirtschaft mit ihren diversen Unterabteilungen wie Literatur über Kunst bis Film, Presse, Software etc. ist mittlerweile die drittgrößte in der BRD und wie keine von prekärer Beschäftigung und Bezahlung, von Armut, vor allem im Alter, gekennzeichnet. Das wird in der Jugend als Boheme-Verheißung glorifiziert, Hauptsache, ich mach irgendwas mit Kultur, in reiferen Jahren mit Sorge und Skepsis betrachtet und im fortgeschrittenen Alter als Not und Elend erfahren. Wenn die politischen Verhältnisse prekär werden, also zunehmend autoritär, repressiv, völkisch, klerikal, reaktionär, all das, was wir in Gesellschaften am Übergang zum Faschismus erleben, geht es der Kulturbranche zuerst an den Kragen. Missliebige Kultur wird nicht mehr gefördert, Zensur, Gewalt gegen entartete Kunst, ein Blick in die USA, nach Ungarn, Türkei, auf den Balkan, reicht; von Ländern mit islamistischem Faschismus wie Iran, Afghanistan ganz zu schweigen, oder China, Russland, die Kette wird immer endloser, wobei der Komparativ zu „endlos“ Blödsinn ist.
Bleiben wir bei „uns“: Mit dem hiesigen Kulturkampf zwischen rechts und links werden die sozialen und ökonomischen Umwälzungen im Interesse von Kapital und Eliten einerseits verdeckt, aber andererseits vorbeibereitet und vorangetrieben. Mit dem Kulturkampf werden die Köpfe des Mobs verkleistert und ideologisch zugerichtet. Schönes Beispiel: Gendersprache, Diversität. Eine Petitesse, ein vollkommener Nebenwiderspruch, lächerliche Angelegenheit, im Vergleich zur Gender-Pay-Gap. Da bildet man und frau sich eine Meinung zu, praktiziert das irgendwie, diskutiert paarmal und gut ist, dann geht’s an die wesentlichen Dinge, wie die zunehmenden Verheerungen des Kapitalismus. Stattdessen wird hier seit Jahren ein Gender-Popanz aufgebaut und gekeift und gezetert, als würde daran das Abendland untergehen.
Währenddessen stören Rechte hier massiv und zunehmend Veranstaltungen in Bibliotheken, die nicht in ihr Weltbild passen. Von da bis zu Bücherverbrennungen ist nicht weit. Das ist kein qualitativer Sprung mehr, nur ein paar Schritt weit entfernt. Die Künstler*innen sind immer als erstes dran, an ihnen exerziert aufkommender Faschismus als erstes exemplarisch, was dem Rest droht, wenn er sich nicht fügt. Künstler*innen, Jüd*innen, Queere. Also im Kapitalismus Prekarität und Armut, im Faschismus Gewalt, Vertreibung, siehe Benjamin, oder Tod, wie Erich Mühsam, den die Nazis gleich nach Machtübernahme zu Tode folterten
Man sollte also meinen, dass oberste Pflicht und Ehre der Kulturschaffenden angesichts des Rechtsrucks in unserer Gesellschaft die intervenierende Wahrnehmung eines politischen Mandats sei, also das aktive, konkrete Eingreifen in die gesellschaftlichen Verhältnisse. Raus aus den Museen, Theatern, Poptempeln und rein in die sozialen Brennpunkte, zum Beispiel. Muss ja nicht gleich Nazis boxen sein.
Und was is? Nix is. Ich hör nix von Dir, Genosse Kulturschaffender. Still ruht der See, außer bisschen politisches Geplänkel auf Theaterbühnen und paar Aufrufen.
Wenn aus der Stille des Sees nicht mal irgendwann eine Friedhofsruhe wird.
Wie krieg ich jetzt die Kurve ins Positive, Versöhnliche, Heitere? Vielleicht so: Als Meditation für Heute spüren wir dem Klang des Wortes „Schürzenjäger“ nach und schauen, was es für Bilder in uns hervorruft.
BILD
Die Kunst ist käuflich. Aus dem Archiv. Screenshot des hiesigen ÖPNV-Fahrgastfernsehens. Die Kunsthausierer des SCHUPPEN 68 bei einem früheren hannöverschen Zinnober Volkskunstlauf, einem jährlichen lokalen Event der hiesigen Kunstszene. Schöne Erinnerung, wie der Kollege Hermann S. (vollständiger Name Sievers der Redaktion bekannt) und ich nach der Aktion mit der S-Bahn nach Hause fuhren und uns die Fahrgäste anstarrten. Irgendwann merkten wir, dass über unseren Köpfen auf den Fahrgastbildschirmen die ganze Zeit der Clip mit unserem Auftritt lief. Heroes just für one day.
Die Kunst ist käuflich, muss sie sein, aber wo ist die Grenze? Harald Schmidt, ex Possenreißer für die höheren Stände und Leute mit Notabitur, kennt keine Grenzen. Er posierte auf dem Fest der rechten Zeitung Weltwoche, fröhlich grinsend mit seinen Buddies Hans-Georg Maaßen, Verschwörungsfantast, und Matussek, religiös-homophober Kulturkampffanatiker. Alle drei stehen für die Erosion und Verrohung von Teilen des Bürgertums und ermöglichen mit ihren braunen Hemdkragen dessen Andockung an den mörderischen Faschismus der Straße. Eigentlich müsste man sich an einem abgehalfterten Narren wie Schmidt nicht die Hände schmutzig machen, wäre da nicht die Aussage in seinem Zeitinterview: „Haltung zeigen kostet gar nichts. Null.“
Abgesehen davon, dass er noch nicht mal in der Lage ist, und auch nie war, Haltung zu zeigen, selbst wenn sie umsonst ist, ist das eine niederträchtige Beleidung für all die, die Haltung zeigen, nicht nur in der Ostzone, und dafür von Nazis mit dem Tod bedroht werden. Das bleibt am Ende des Tages von einem Zyniker übrig: Eine armselige Wurst.
Man erträgt sie kaum noch, diese Altmännerfressen (Zugegeben, mein Spiegelbild heute morgen war auch nicht ganz taufrisch). Wie den jetzt im Triumpfmarsch durch bayerische Bierzelte ziehenden Aiwanger. Eine gruselige Vorstellung. Wie viele Schritte es wohl von diesen bayrischen Bierzelten, in denen der nackte Antisemitismus dampft und brodelt, bis zu Nürnberger Reichsparteitagen sind?
Dazu ist vieles geschrieben und gesagt. Eins allerdings kommt mir bei diesen ganzen Leitartikeln, Kommentaren über das schmutzige Geschäft von Macht und Politik zu kurz: Die Perspektive der Opfer, der jüdischen Bevölkerung im Land. In unserer Gesellschaft wird ein Stein nach dem anderen aus der Brandmauer (Achtung, Phrasenalarm) zwischen Zivilisation und Barbarei gebrochen. Für die jüdische Bevölkerung, nicht nur für sie, aber besonders für sie, ist die Situation bedrohlicher denn je in der Nachkriegszeit. Die jüdische Publizistin Marina Weisband betont mehrfach in einem DLF Interview, dass sie sich hier zunehmend nicht mehr sicher fühlt und Vorfälle wie mit Aiwanger da als Brandbeschleuniger (meine Formulierung) wirken.
Das muss im Mittelpunkt stehen, nicht austauschbare Charaktermasken wie Söder, Aiwanger, Schmidt, Matussek, Massen etc. pp.
Das alles sind Alltagskulturelle Erfahrungen, Momentaufnahmen, die Haarrisse produzieren in einem vermeintlich sicheren Behälter, unserer Gesellschaft, bis irgendwann ein Ermüdungsbruch eintritt. Kleine Mosaiksteine, die sich im Lauf der Jahre zu einem großen, braunen Gesamtbild zusammensetzen können. Können, nicht müssen. Gesellschaftliche Entwicklungen sind keine zwangsläufigen Naturgesetze. Aber es wäre nicht nur dumm, sondern grob fahrlässig, diese Möglichkeit nicht auszuschließen.
Und was ist mit Mussolini?
Aus den Archiven. Aus professioneller Sicht von PR ist es keine Frage, auch mit der Bild zu kooperieren, zumindest gehört sie in jeden Verteiler. Ethisch ist das eine andere Frage. Aber wo will man da letztlich Grenzen ziehen? Ist es nicht eher bei der Mehrzahl der bürgerlichen Medien nur ein gradueller Unterschied zum Boulevard, mit fließenden Übergängen, denn ein struktureller? Meine Empfehlung: In den Verteiler, und die Kooperation versuchen zu steuern, also auf keinen Fall Homestories, Privates, und streng themenzentriert, nichts zu fachfremden Themen, das wird im Zweifel ein Rohrkrepierer. Das als Nachtrag zum Blog von gestern über die Tatsache, dass das Drecksblatt die krisenbedingte Jagd auf Stütze-Empfänger*innen eröffnet und damit den Grundton für eine Agenda 2010 2.0 gelegt hat.
Die natürlich nicht Agenda 2030 heißen wird, der Begriff Agenda ist bei den Sozis verbrannt bis ans Ende aller Tage, derer noch nicht Abend ist, sondern „Projekt Zukunft“ oder „Deutschland Sichermachen!“ Letzteres würde den zunehmend faschistischen Sound unserer Gesellschaft gut treffen. Für beide Claims habe ich Markenschutz beantragt, das muss mir die Scholz-Habeck-BLindner-Gang teuer abkaufen. Die neue Agenda 2030 oder wie auch immer, mit der dem Mob der Rest vom Fell über die Ohren gezogen wird, muss schnell kommen, eine andere Regierung als eine mit Rot und Grün könnte das nicht durchziehen. Da stünden die Gewerkschaften Fahnen bei Fuß, wenn ein Kanzler Merz eine derartige Sozial“reform“ angehen wollte. Mit Sonderzügen nach Berlin. Die Faschisten würden gegen den Sozialraub mobilisieren, einem Werk des internationalen Judentums. Und die Reste der autonomen Kreuzberger Schwarzjacken würden die Gelegenheit freudig ergreifen, mal wieder kräftig zu hönkeln und der Glaserinnung kräftige Umsätze bescheren.
Bei der darauffolgenden Wahl würde eine Koalition aus AfD und Freien Wählern die Mehrheit erzielen, Motto: Sicherheit durch Recht und Ordnung, und als Bundeskanzler Hubert Aiwanger wählen. Seine ersten Auslandsbesuche: US-Präsident Trump, Putin, Orban, Erdogan, Mussolini. Woher ich das weiß?
Der Enthüllungsplattform www.schuppen68.de liegt ein Strategiepapier der Freien Wähler vor. Die wollen im ersten Schritt zur Machtergreifung, siehe oben, bei der Bayernwahl im Oktober 20 Prozent erreichen. Dazu haben sie die Causa Aiwanger inszeniert, die Geschichte mit dem Flugblatt selber an die Süddeutsche durchgestochen und in Gang gesetzt. Die Analyse der Freien Wähler des derzeitigen Zustands der Gesellschaft ergab: Aiwanger kommt mit der Nummer nicht nur durch, sondern die Empörung des Mobs, also der Mehrheit der Gesellschaft, über die gegen Aiwanger hetzenden linksgrün versifften Medien, über die Schmutzkampagne der Eliten und des internationalen Judentums gegen einen einfachen Mann aus dem Volk, wird den Freien Wähler in Scharen Wahlvolk zutreiben, nicht nur von der AfD und CSU, sondern aus dem Bereich der Nichtwähler. Die Wahlbeteiligung wird wachsen. Bei ihrer Gesellschafts-Analyse in Sachen wachsender Faschismus stützen sich die Freien Wähler übrigens auf diesen Blog hier. Und ich hab mich immer gefragt, wo die über 40.000 Blog-Besucherinnen monatlich herkommen. Jetzt weiß ich Bescheid.
Mit dieser rhetorischen Frage eröffnete das Drecksblatt am 30.08.2023 die Jagdsaison auf Bürgergeldempfänger*innen, orchestriert von Lumpen wie Jens Spahn, den ich schon mal zu einem Praktikum in der Wirklichkeit von Hartz-IV eingeladen hatte , der aber gekniffen hatte. Hetzen vom sicheren Hochsitz aus, aber zu feige vor der dreckigen Realität, passt wie Arsch auf Eimer.
Kaum schwächelt mal das Wachstum und der Außenhandel für ein paar Monate, was übrigens gut für die notorisch negativen Handelsbilanzen unserer Handelspartner ist, stimmen sofort sowohl interessierte als auch korrumpierte Medien und Politikkreise ein furchterregendes Geheul vom finis germaniae an, Krise, Deutschland, der kranke Mann Europas, der Welt und des Universums, Deutschland ab 2024 Bananenrepublik! Wohlstandsverlust! Was tun? Das, was in solchen Fällen immer getan wird: Die Jagd eröffnen auf die, die nie welchen besessen haben. Demnächst wieder mit Florida-Rolf und anderen Sozialschmarotzern auf den Titelseiten. Da kann sich jede ausmalen, was passieren wird, wenn wir wirklich mal eine längerfristige Krise mit deutlich wachsenden Arbeitslosenzahlen haben. Da die dümmsten Kälber aber nach wie vor ihre Metzger selber wählen, ist die AfD laut Umfrage in Sachsen mit Abstand stärkste Partei , 35 Prozent, CDU 29. Reicht für eine Koalition locker. Interessant und außerordentlich lustig wäre die Situation, wenn dort SPD, Grüne und FDP nicht in den Landtag einzögen. Was die Schwankungsbreite bei Umfragen, von +/- drei Prozent, zu diesem Zeitpunkt hergibt. Dann würde es für eine Alleinregierung der AfD reichen. Bei der Sonntagsumfrage der ARD für den Bund reicht es auch locker für eine CDU/AfD Koalition, die AfD hat mit dem neuen Hoch 22 Prozent so viel wie SPD und FDP zusammen. Die Krise nährt die Krise. Und die Faschisten.
Zentraler Baustein für eine antifaschistische Strategie ist natürlich eine gute Sozialpolitik, die den Menschen das nimmt, was wesentlicher Treiber des Erfolgs der Faschisten ist: Angst.
Gute Sozialpolitik wird es aber nicht geben. Ohne Angst kein Kapitalismus (was natürlich nicht heißt, dass es ohne Kapitalismus keine Angst mehr gäbe, aber diese Ängste wären andere). Angst treibt die Menschen, Dinge zu tun, die nicht in ihrem Interesse sind, zum Beispiel, sich als Minderheit – wie Niedriglöhner – an der Jagd auf andere Minderheiten – wie Bürgergeldempfänger*innen – zu beteiligen. Obwohl die vollkommen logische und effiziente Folge die Solidarität der Minderheiten wäre. Aber gehen Sie mal als queere Person abends durch einen sozialen Brennpunkt oder als Jude durch Neukölln, dann werden Sie unter Lebensgefahr merken, wie die Jagd läuft.
Herbstzeit ist Jagdzeit, auf Rotwild und Rebhühnern zum Beispiel. Frischlinge und Kaninchen dürfen das ganze Jahr über gejagt werden, davon gibt es genug. Minderheiten auch.
Wobei für Tiere das Tierschutzgesetz § 1, Absatz 2 gilt: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Darauf sollten Minderheiten nicht zählen. Der Mensch ist eben nicht des Menschen Wolf, wie Hobbes behauptet , sondern viel schlimmer: Er ist des Menschen Mensch.
Aiwanger, Spahn, Bild, AfD …. Jagdszenen aus Niederbayern. Und dem Rest
Im nächsten Blog gibt es weitere Module zu einer antifaschistischen Strategie und irgendwas Lustiges, keine Ahnung, was, aber irgendwas wird mir schon einfallen.
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Aber auch nur ggf.
Gesehen in Friedrichsbrunn in der Ostzone, im zauberhaften Ostharz. Ich bin selten drüben, außer im Umfeld von Berlin und das zählt nicht. Wenn man was von ostzonalen Mentalitäten mitkriegen will, muss man wohl in die sogenannte Provinz.
Die DDR war mir egal, als sie noch lebte. Mich interessierten eher südliche Regionen, leben hätte ich in der DDR nie wollen. Aber ebenso selbstverständlich wie in der BRD meine Heimat war, hielt ich die DDR für den besseren Staat. Ein Versuch nur, eine bessere Welt zu schaffen, erbärmlicher Versuch, autoritär, repressiv, versteinert, gescheitert. Aber sie haben es wenigstens versucht. Einen Versuch habe ich hier, in der BRD, nicht erkennen können. Hier galt als oberste Maxime das konsumistische Manifest. Profit, Gier, Konsum, Konsum, und als Bewusstseinskleister für den Pöbel die Lüge vom Wohlstand für alle. Das bessere Leben für Viele hierzulande war lediglich ein Kollateralnutzen der Systemkonfrontation im Kalten Krieg und wird nach dessen Ende sukzessive rückabgewickelt.
Betrachtet man die Ex-DDR unter dem Vorzeichen einer antifaschistischen Strategie, muss man sie im Vergleich zur BRD als gelungeneres Referenz-Modell bezeichnen. Faschismus gab es auch in der DDR-Gesellschaft, wie sich an den brennenden Ausländerheimen in der Ostzone 1990 ff. beobachten ließ. Der ist den Doitschen wohl irgendwie in den Genen eingeschrieben. Er wurde allerdings zu DDR-Zeiten durch gnadenlose Repression unterdrückt. Fast alle führenden Repräsentanten der Nachkriegs-DDR hatten während des Nationalsozialismus im Knast oder KZ gesessen, wenn sie nicht im Exil waren. Die führenden Repräsentanten der Nachkriegs-BRD hatten auch oft mit KZs zu tun, aber entweder bauten sie welche, wie der Ex-BuPrä Heinrich Lübke, oder sorgten dafür, dass KZs und Vernichtungslager voll wurden, wie die graue Adenauer-Eminenz Hans Globke. Diese Erfahrungen hatte die Führungselite der DDR beinhart im Kampf gegen Faschismus gemacht: Nie wieder Faschismus. Strafrecht, Polizeiknüppel, Überwachung, Repression, waren Mittel dazu, und sie funktionierten. Die negativen Folgen waren Versteinerung und Verhärtung sowohl der Gesellschaft als auch der Repräsentanten. Hört sich wie ein ethisches Dilemma an, ist es aber nicht. Es gilt die Güterabwägung: Was ist ethisch vertretbarer, eine zunehmend faschistische Gesellschaft oder eine versteinerte? Der Antwort fällt mir persönlich leicht: Versteinerte Verhältnisse lassen sich zum Tanzen bringen, faschistische Verhältnisse ertrinken in Blut.
Insofern bleibt also als ein weiteres Modul einer antifaschistischen Strategie: Repression. Die volle Härte des staatlichen Gewaltmonopols gegen faschistische Entwicklungen in Staat und Gesellschaft.
Der repressive Charakter der Ex-DDR weht allerdings immer noch deutlich nach, die ostzonalen Mentalitäten wirken auf den Fremden, wie mich, in ihrer freundlich-rustikal-autoritären Art, siehe oben, skurril. Der vorherrschenden Tonlage „drüben“ scheint nach meinen letzten Eindrücken eine tiefe Sehnsucht nach klaren Regeln, Struktur, Ordnung, Hierarchien inne zu wohnen. Der autoritäre Charakter als Produkt jahrzehntelanger Repression zeitigt leider AfD-Wahlergebnisse in der Ostzone wie besehen und so bleibt als Fazit, dass die DDR den faschistischen Beelzebub mit dem repressiven Teufel ausgekehrt hat, eine wahrhaft tragödische Situation.
Schön übrigens auch die Ansage an der Kasse des DDR-Museums in Thale, Ostharz, auf unsere Frage, wie denn die Ausstellung aufgebaut, strukturiert sei:
„Sie müssen hinten anfangen!“
Ist doch herrlich, da bleibt einem die anarchische Qual der Wahl erspart.
Seid bereit. Pioniergruß in der DDR. DDR-Museum Thale.
SCHUPPEN 68 fordert Privatisierung von Luft. HAZ, 15.02.2011.
Wer wenig Geld hat, atmet entsprechend weniger und kann im Hartz-IV-Fall vom Jobcenter Luftgutscheine erhalten. Das Tragen von Luftspendern, wie die Gasmasken zur Erfassung des Verbrauchs dann heißen werden, wird gesetzliche Pflicht. Einfach und genial, einfach genial.
Skurrile Randnotiz der Geschichte, dass das gesetzlich vorgeschriebene Tragen von Schutzmasken in Sachen Corona 10 Jahre später hunderttausendfach Leben schützte. Und ähnlich, aber anders, tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterliess wie die chronische Privatisierung öffentlicher Güter der letzten Jahrzehnte. Letzteres war ökonomisch und sozial um Hundertfaches durchschlagender und verheerender als das gesetzlich vorgeschriebene Tragen von lebensrettenden Schutzmasken, nur regte sich über die Privatisierung außer den üblichen linksradikalen Verdächtigen kein Schwein auf. Ganz im Gegensatz zu den durchgeknallten Coronaschwurblerinnen, die eine regelrechte soziale Bewegung der Durchgeknallten in Gang brachten. Eine bessere Beschreibung des mählich verrottenden Zustands unserer Gesellschaft kann man sich kaum malen.
Mal sehen, was der Gang ins SCHUPPEN-Archiv noch so zu Tage fördert.
In eigener Sache: Um diesen Blog (monatlich mittlerweile über 40.000 Besucher*innen) werbefrei zu finanzieren, verkaufe ich ab Heute im SCHUPPEN 68-Paraphenaliashop Devotionalien und Artverwandtes. Hier das erste Subskriptionsangebot für Stammleserinnen: Politisches Toilettenpapier, Ausgabe 1, Donald.
Die Rollen sind handsigniert, nummerierte Auflage 68 Stück, vierlagig, seidenweich, 68 Euro pro Rolle. Nächste Auflage, gegendert, quotiert, in Farbe: Alice Weidel.
Oranienstr., im Zentrum vom rebellischen Kreuzberg SO 36. Links und radikal, so es das überhaupt noch gibt. Die Linke ist hierzulande in einem verheerenden Zustand, ihre parlamentarische Repräsentanz zerlegt sich gerade selber, Motto: Und willst du nicht meine Schwester sein, so schlag ich Dir den Schädel ein. Ihre Medien existieren nicht mehr oder befinden sich in existentieller Krise wie das Neue Deutschland oder die radikalfeministische Missy (taz, Freitag etc. sind nett zu lesen, aber keine radikalen, linken Medien). Je nötiger eine linke Opposition benötigt wird, undogmatisch, kreativ, veränderungswillig, desto marginaler wird sie. Die Situation ist so verheerend, dass in einer der letzten Zone freien, rebellischen Geistes, eben in SO 36, die Frage lauter wird: Wo bleibt der SCHUPPEN 68? Siehe Foto oben.
Was tun?
Vom SCHUPPEN 68 Generalbevollmächtigen für Hamburg und angrenzende Gaue Nord, Peter Popstar, erreichte mich der Hinweis auf eine interessante Publikation über mangelhafte Literalität in der Arbeiter*innenklasse. Fazit, in meinen eigenen Worten: Der Mob ist zu dumm und zu faul zum Lesen und kann mit „unseren“ guten Argumenten allein deshalb nicht erreicht werden, weil „wir“ nur Bleiwüsten produzieren und geschwollen daherschwafeln. Die diesbezügl. LEO-Studie der Universität Hamburg zur Erfassung der Lese- und Schreibkompetenzen der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung (18–64 Jahre) kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass in Deutschland 16,8 Millionen oder 32,6 Prozent der hier lebenden Menschen nur leichte Schriftsprache verstehen, wobei die Arbeiter*innenklasse dabei natürlich überdurchschnittlich betroffen ist.
Der Artikel dazu, “Alice in der Bleiwüste“, ist in der ak Ausgabe 695 erschienen, leider hinter einer Bezahlschranke. Die ak hiess früher Arbeiterkampf, heute analyse & kritik, ist links & lesbar, in der Kombi keine Selbstverständlichkeit, und kommt zu folgendem bemerkenswerten und von mir und dem Genossen Popstar geteiltem Fazit: „ …. Sie (die Klassenbewusste Linke) könnte zudem mehr leicht lesbare, linke Bücher gebrauchen ….. . Linke Projekte und Gewerkschaften sollten darüber hinaus nicht nur stärker auf Organizing setzen, sie könnten (politische) Alphabetisierungspraxen forcieren. Es wäre außerdem klug, deutlich mehr auf außertextliche Interventionspraxen wie Film oder bildende Kunst zu setzen.“ Hervorhebung von mir, weil ich diese Strategie einer über das Argument und die Ratio hinausgehenden kulturellen Intervention für eine sinnvolle im antifaschistischen Engagement halte. Mit Aufklärung allein sind wir nicht weit gekommen. Es gilt nicht nur den Kopf, Verstand zu erreichen, der lässt sich leicht betrügen, sondern auch das Herz, die Emotion, mit Erzählungen, Bildern, Geschichten, Mythen, Liedern. Wir arbeiten dran…
Die Hoffnung und Utopie der ak auf ein wie auch immer geartetes rebellisches Subjekt in Form einer Arbeiter*innenklasse teile ich zwar nicht. Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, dass diese – ehemalige – Klasse Formen des Mobs annimmt, die Kaste der Facharbeiter ist korrumpiert und Faschismusanfällig, ihre Gewerkschaften sind zahnlose Tiger.
Es gibt aber zwei Gründe, trotzdem aktiv zu sein:
1. Ich könnte mich irren. 2. Es gibt nichts Gutes außer man tut es.
Zum Schluss noch die Auflösung des obigen Bilderrätsels, es ist alles eine Frage der Perspektive:
Die Henne, über 100 Jahre alte Kreuzberger Wirtshaus-Legende, direkt an der leider nicht mehr existierenden Mauer gelegen.
Diese Mythenumwehten Orte, deren auratische Mauern von jahrzehntelanger Alltagsgeschichte getränkt sind, sterben auch in Berlin immer mehr aus. Ich kannte die Henne nicht, bin beim Flanieren, wozu sich das nahegelegene Engelbecken mit seinen Schildkröten und Reihern excellent eignet, per Zufall drauf gestoßen. Die Sütterlinschrift signalisierte mir sofort: Ort der höchsten Beachtungsstufe.
Wo haben Sie, liebe Leserinnen, das letzte Mal ein Schild mit Sütterlinschrift an einem noch praktizierenden Ort gesehen? In einer Zeit, in der die Gegenwart einen unbarmherzigen Feldzug gegen die Vergangenheit führt, alles im rasenden Takt der Veränderung den Göttern der maximalen Effizienz, des normierten Konsums und der erbarmungslosen Profitoptimierung geopfert wird, sind solche authentischen Orte Ankerplätze der Muße, des Verweilens, der Beschaulichkeit. Leuchttürme der Orientierung in einem Meer von austauchbarer Beliebigkeit. Wenn wir der Vergangenheit beraubt werden, verlieren wir die Zukunft, irren als geschichtslose blinde Grottenolme durch einen beängstigenden Nebel, kein Ziel erkennbar, keine Orientierung.
Entweder berauben uns die Herrschenden der Vergangenheit, lügen sie um oder verkitschen sie durch Disneybauten, siehe Humboldtforum oder auch Frauenkirche. Diese Orientierungslosigkeit produziert katastrophale gesellschaftliche Folgekosten; Werte, Normen und Kollektive, die das vermitteln, verschwinden immer mehr. Aus dem Zoon politikon, Menschen als soziales Wesen, wird der Idiotes, der Idiot, das Individuum, das sich aus allen Angelegenheiten der Gemeinschaft heraushält. Die Idioten privatisieren.
Dass das ungesund ist, ist evident, der Verbrauch von Psychopharmaka explodiert ebenso wie psychische Erkrankungen, auch im „normalen“ Alltag drehen die Bekloppten und Bescheuerten immer mehr durch und das gesellschaftlich immer mehr bevorzugte Krisenlösungsmodell ist der Faschismus. Wäre ich Psychoklempner, würde ich diese Angst- und Aggressionsgetriebene Sehnsucht nach radikalen, mörderischen Lösungen als zu therapierenden Hilfeschrei deuten. Ich bin aber eher Antifaschist und dieses Psychogesäftel geht mir auf die Eier. Was also tun?
Unter anderem müsste „Antifaschismus“ als Staatsziel in die Verfassung, hier ein guter Artikel aus der NZZ darüber, der sich zwar dagegen ausspricht, aber sehr kenntnisreich ist .
Auch wenn das für sich erstmal keine konkrete Gestaltungsmacht hätte, allein das Wording würde sich sofort komplett ändern, weil dann die bis weit in bürgerliche und liberale Kreise permanent diskriminierende Verwendung des Begriffes Antifaschismus geringer würde. Diskurse würden immer auf den verfassungsmäßigen Auftrag des Antifaschismus rekurrieren, konkrete Folge: Antifaschismusprojekte wären leichter zu finanzieren und eine wirklich schwachsinnige Idee wie die geplante Kürzung der Mittel für politische Bildung hätte es wesentlich schwerer. Ich würde im öffentlichen Diskurs sofort die Verfassungskeule rausholen und argumentieren: Mit diesem Kürzungs-Vorschlag stehen Sie nicht mehr auf dem Boden des GG.
Und genau wegen sowas liebe ich Orte wie die Henne und halte im Zweifel sofort Einkehr zwecks oraler Inhalation diverser Feuchtgetränke.
Zucchini
Kaiserwinde
Hibiskus
Schönheit ist Trösterin der Seele in trüben Zeiten und das Sahnehäubchen im Cappuccino der Fröhlichkeit. Wobei ich keinen Cappuccino trinke. Drei obige Blüten strahlen mich in der Morgendämmerung im Garten an. Die Zucchini Blüte tröstet mich darüber hinweg, dass außer Blüte bei dem Pflanzversuch auf dem Weg zur Autarkie nichts weiter kam. Auch bei Sellerie und Paprika ist die Ausbeute mau. Ich werde mich im atomaren Ernstfall auf den Tauschhandel kaprizieren, Mister Hemp gegen Essbares.
Schönheit liegt ja im Auge der Betrachterin, ist also subjektiv und unterliegt dem Wandel der Moden, der gesellschaftlichen Bedingungen. Standen z. B. Film-Bilder von Raucherinnen früher für den mondänen Vamp, für Boheme, sind sie heute Ausdruck von Prollwesen, Unterschicht. Früher galt Urlaubsbräune als das Nonplusultra, heute ist das Krebsverdacht igitt, wohl zu lange in der Sonne gelegen, oder gar im Bräunungsstudio, der Climax des Billigheimer. Kommt bestimmt aus einem sozialen Brennpunkt. Vornehme Blässe, wie im 19. Jahrhundert, das ist die Modefarbe der Kreuzberger Öko-Hipster-Avantgarde. Ästhetik als kontinuierlicher Prozess der Veränderung.
Natürlich gibt es auch überzeitliche Schönheit (wobei ich über den Begriff allein das halbe Internet vollschreiben könnte), bestimmte Formen oder Maßverhältnisse wie der Goldene Schnitt. Oder Blumen, Blüten. Schönheit ist aber im Normalfall gesellschaftlich bedingt, also wären harmonische, ausgewogene gesellschaftliche Verhältnisse ein Ausdruck von Schönheit.
Da sieht’s aber ziemlich hässlich aus zur Zeit. Carsten Linnemann, kläffender Merz-Pinscher und Phrasendrescher par excellence, fordert eine Agenda 2030 , einen Ruck 2.0. Zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Das ist wie die Codierung bei Zeugnissprache: „Sorgte für gutes Betriebsklima“ meint: Säufer und Schürzenjäger. „Stärkung Wirtschaftsstandort“ meint in Zusammenhang mit Agenda 2030: Sozialraub bei den Armen, Umverteilung an die Reichen. Siehe Agenda 2010. Dann müsste bald auch der Boulevard wieder die Leier mit dem „Sozialschmarotzer“ beginnen, untrügliches Krisenzeichen. Eine Agenda 2030 mit Sozialkürzungen müsste allerdings wieder Rotgrün durchsetzen, wie bei der Agenda 2010. Bei einer Rotgrünen Agenda 2030 würden die Gewerkschaften stillhalten, solange es nicht an ihre Klientel geht. Die SPD-Parteisoldatin Fahimi, im Verbund mit anderen SPD-Gewerkschafts-Seilschaften, wie ihr Ehemann Vassiliadis, Chef der IG BCE, würde dann als DGB-Vorsitzende alles tun, um eventuelle Gewerkschaftsproteste klein zu halten. Würden allerdings Merz und seine Pinscher sich an sowas wagen, stünden am nächsten Wochenende Gewerkschaftssonderzüge aus allen Regionen nach Berlin bereit, zum Protest vor dem Brandenburger Tor. Diese Analyse beruht auch auf der Stamokaptheorie, der der Putin-Arschkriecher Gerhard Schröder mal anhing. Der Staat als Erfüllungsgehilfe des Kapitals.
Warten wir mal ab. Wenn im Winter die Arbeitslosenzahlen weiter überproportional steigen, das BIP sinkt, die Ausfuhren stagnieren etc. pp, Rezession und Krise halt, wird der Knüppel rausgeholt und drauf gehauen auf den Mob. Der wählt dann noch mehr AfD usw. usf. Eine Faschismus-Spirale.
Eine schöne Theorie, im Sinne von Kohärenz. Auch sowas kann Schönheit sein. Betrachtet man die Causa allerdings normativ, könnte einem das Kotzen kommen.