
Dämmerung über der Schwangeren Auster. Götterdämmerung. Untergang der uns bekannten Welt. Wir wissen nicht, was nach der derzeitigen Phase der Transition kommt. Die utopische Hoffnung, da sei irgendwas Positives dabei, kann nur haben, wer Kinder hat und das demzufolge einfach hoffen muss. Dass die Besitzerinnen von Kindern trotzdem mehrheitlich unverantwortlich handeln nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ und somit ihrer Brut die schlechtestmögliche aller Welten hinterlassen, ist nicht mein Thema. Mit Geisteskrankheiten kenne ich mich nicht so aus. Auch die Tatsache, dass „wir“ selbst das Zwei-Grad-Ziel, also die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen, nicht einhalten können, geht mir am Südpol lang.
Was mich umtreibt, ist das 3. Buch Mose/Levitikus: „Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Sünden der Israeliten, alle ihre Frevel und alle ihre Fehler bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste treiben lassen und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen.“
Dieser Bibel-Text ist 3.400 Jahre alt und beschreibt das Prinzip des Sündenbocks. Der Sündenbock als Person oder Gruppe, der die Schuld anderer angelastet wird und der dafür von den so Anlastenden in die Wüste gejagt wird. Also in den Tod. Mit diesem vermeintlich reinigenden Akt in Krisenzeiten wird die Identität der so handelnden Gruppe rituell hergestellt und es herrscht innerhalb der Gruppe Friede, Freude, Eierkuchen, während der arme Ziegenbock in der Wüste verreckt. Friede, Freude, Eierkuchen hält allerdings nicht lange an und daher findet das Ritual regelmäßig statt. Laut Bibel einmal im Jahr, am sogenannten Jom Kippur, dem höchsten Feiertag der Juden.
Dieses jahrtausendealte Gesellschaftsmuster wird paradigmatisch, wie aus einem Lehrbuch, derzeit global exekutiert. Sündenbock ist der Jude, egal, ob gläubig oder nicht, ob Israeli oder in Grönland wohnend. Die Krisen der Welt, immer rasender, gewaltiger, überwältigender, überfordern den globalen Mob offensichtlich derart vollkommen, dass er sich innerhalb kurzer Zeit auf einen Sündenbock geeinigt hat, den Juden. Unfähig, seine individuellen Probleme zu lösen, sich um die drängenden, wahren Probleme in seiner Region zu kümmern, das Heft des emanzipatorischen Handelns in die eigenen Hände zu nehmen, entfesselt er auf der Welt Auf- und Umstände, die nichts weiter sind als düstere Vorboten von Pogromen. Jeden Tag Meldungen über gewalttätige antisemitische Demonstrationen auf der ganzen Welt, teilweise zehntausende, anschwellend. Die Solidarität, die die Welt, vor allem die Linke, Jüdinnen und Juden, dem Staat Israel nach dem 7. Oktober 2023, in Empathielosigkeit verweigert hat, erfährt jetzt ihre Wiedergeburt als hässliche Fratze eines globalen Antisemitismus. Am Wochenende in Düsseldorf eine Demo mit vermutlich Zehntausenden. Aus Berlin, woher sonst, dazu der Aufruf nach Geschlechtertrennung bei der Demo.
Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden wir Ende des Jahrhunderts laut Expertinnen bei einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von 2,9 Grad landen. Schade, dass es nicht schon so weit ist. Nach mir die Sintflut? Von mir aus gleich her damit.
Wir wollen aber versöhnlich enden und schicken daher unsere Glückwunsche nach Lautzenhausen im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz. Lautzenhausen im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz war im Jahr 2024 die jüngste Gemeinde Deutschlands. Das Durchschnittsalter der 1.122 Einwohnerinnen und Einwohner lag bei 33,7 Jahren, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Von Lautzenhausen lernen heißt siegen lernen.