29.03.2024 – Die RAF und ich oder: Warum Pablo Escobar mal mein Bettnachbar wird

Wäre mir im letzten Jahrtausend vorhergesagt worden, dass ein Teil meines Gartens in Hannover mal so aussehen würde, hätte ich mich erschossen. Oder, schlimmer noch, ich hätte an mir gezweifelt. Mulch und Tulpen! Mulch! Das zerhäckselte Schreber-Spießer-Grauen.  Aber echt nützlich.

Unser Haus hat sich kaum geändert, die Insassen schon.  In den Achtzigern wohnte hier, als das Haus quasibesetzt war, eine Praktikantin der gewaltsamen direkten Aktion, die mit ihrem Freund einen Bombenanschlag auf die Hannover-Messe verübte und dafür in einem Indizienprozess verurteilt wurde

Ein paar Jahre später war ein Bombenanschlag, der der RAF zugeschrieben wird, wesentlich erfolgreicher. Mit einer Tonne Sprengstoff (bei Schornsteinen reichen schon mal 10 kg) wurde dabei in einer generalstabsmäßig durchgeführten Kommandoaktion der komplette Neubau des Knastes in Weiterstadt in Schutt und Asche gelegt .  Der Schaden einer der größten Explosionen in der BRD der Nachkriegszeit betrug weit über 100 Millionen Taler. Laut Presseberichten hätten die Ermittler in Teppichstücken, die die Täter zum Dämpfen der Trittgeräusche um die Sprossen einer Strickleiter gewickelt hätten, DNA-Spuren von Klette, Staub und weiteren Personen gefunden.

Laut Presseberichten, nicht laut Ermittlern. Dieser Tatvorwurf wurde dann auch gegen die ebenfalls verdächtigte Brigitte Hogefeld in einem Prozess 1999 nicht mehr erhoben.

Und: Selbst bei der Sprengung von wesentlich kleineren Objekten geht ausgebildeten Sprengmeistern mit langjähriger Berufserfahrung schon mal was schief. Und Weiterstadt gelingt blutigen Laien im ersten Versuch. Eine unglaubliche Geschichte. Der Tote von der Hannover-Messe war immerhin KFZ-Mechaniker, also Handwerker, und der scheiterte schon mit einem 4,5 kg schweren Feuerlöscher als Sprengsatz.

Ich will hier keine Verschwörungserzählungen forcieren, von wegen die RAF war ein Konstrukt der Geheimdienste oder finsterer Mächte. Das ist Blödsinn, es hat linke Gewalt mit vielen Toten gegeben und dieser Weg war ein Irrweg, damals und heute erst recht. Und was auch immer in den Akten noch schlummert: Es ändert nichts am Gang der Geschichte.

Mir kommen einfach nur ein paar kolportierte RAF-Geschichten spanisch bis serbisch  (internes Kürzel für: sehr beschissen) vor. Und im Zusammenhang der aktuellen RAF-Jagd auf Garweg und Staub ist es einfach angezeigt, eher dem Verstand als jeder Äußerung in den Medien zu glauben. 150.000 Euro fürs erfolgreiche Petzen und unsere stabilen Genies vom LKA Niedersachsen stochern noch immer mit der Stange in Nebel rum. Potzdonner, was für Loser.

Gut übrigens die Formulierung in der Tagesschaumeldung hinter dem Link: „In ihrer (Garweg, Klette, Staub. D. A.) aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.“

Sauber vorsichtig formuliert. Erwiesen ist da gar nichts.

Was mir ein bisschen zu denken gäbe, wenn ich Zeit dazu hätte: In meinem Domizil in Kreuzberg wohnt im Hinterhaus mit dem „Druckdichten“ (der im Knast nie gepetzt hat, daher) jemand, der ebenfalls mit dem Gesetz kollidiert ist. In Sachen Im- und Export von demnächst legaler Ware, im nennenswerten Bereich. Im Vorderhaus wohnt eine dreiköpfige Familie, ebenfalls Im- und Export. Bei Beiden klopften im Laufe der Jahre SEK-Kommandos an die Tür. Mit Rammbock dergestalt, dass von den Türen nur noch Streichholzfragmente übrigblieben.

Ich plane eigentlich nur noch eine Wohnraumveränderung, wenn überhaupt, nämlich ins Heim. Wenn das Gesetz der Serie anhält, wird dann Pablo Escobar mein Bettnachbar?

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