27.04.2019 – Seit 1968 Weltweit der erste


Sichtlich stolz nehme ich die Ehrung meines Lieblings-Japaners in Kreuzberg zu meiner Rolle als Mitbegründer des Künstlernetzwerkes SCHUPPEN 68 entgegen. Auch wenn “ … weltweit der Erste“ es besser getroffen hätte. Aber so isser halt, der Japaner.
Hinwiederum: bin ich dadurch reich und berühmt geworden? Ich bin höchstens, wie mir ein Künstlerkollege hinterwarf: Regional teilbekannt. Immerhin geht’s mir besser als van Gogh: Ich hab‘ noch beide Ohren am Kopf.
Wo auch sonst.
Man muss im Leben Prioritäten setzen. Ich hätte ja auch neben meinen Erwerbstätigkeiten mich nach Feierabend ins Kämmerlein setzen können und der Kulturproduktion frönen, wie Kafka, der tags der Fronarbeit bei einer Versicherung nachging. Und übrigens keineswegs nur darunter gelitten hat oder bitterarm war, wie die Rede früher ging. Ich hätte ja auch der Erwerbsarbeit entsagen können und mich nur der Kulturproduktion widmen, arm wie eine Kirchenmaus, was ja angeblich der Kunst förderlich sei. Siehe van Gogh. Dass mit dem „förderlich“ halte ich für kompletten Blödsinn, den sich gutbezahlte Feuilletonschreiberlinge aus den Fingern gesaugt haben, die keine Ahnung haben, wie zermürbend es ist, wenn man sich tagtäglich um die Grundlagen der materiellen Existenz das Hirn zermartern muss. Die Figur vom Künstler, der leiden muss, um Kunst schaffen zu können, ist insofern das passende Konterstück zu jener bürgerlichen Klischeevorstellung vom „Genie“. Beides, der Leidenskünstler als auch das Künstlergenie, sind pure Ideologiebegriffe, weil sie von den materiellen Bedingungen der Kunstproduktion abstrahieren.
Präzise auf den Punkt gebracht und mit Fakten unterfüttert ist das in dem großartigen Materialband „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ zum gleichnamigen Projekt von 2013 ff. Hier nachzulesen Materialband – Armut – Das ist doch keine Kunst!.
Dass der Band großartig ist, weiß ich aus erster Hand. Ich habe ihn von vorne bis hinten selbst geschrieben. Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.
Ich musste den Band auch an dieser Stelle noch mal dokumentieren, weil wir ihn für eine PM benötigen, die demnächst zu einer famosen öffentlichen Intervention des ingeniösen SCHUPPEN 68- Künstlerduos Gleitze & Sievers erscheinen wird. Bleiben Sie drin, liebe Leserinnen. Es wird ganz excellent & exquisit.
Ich musste bei den Vorarbeiten für das Projekt und die PM feststellen, dass es keine Fundstelle für den Materialband mehr gibt, alle Internetpräsenzen mit dem Teil sind erloschen, defekt, whatsoever. Es ist eben einfach Arbeit, harte Kärrnerarbeit.
Wo ich doch lieber an einem korfiotischen Strand abhängen würde oder dem Müßiggang eines Berliner Flaneurs nachgehen auf den Spuren Walter Benjamins.
Letztlich besetze ich doch lieber das Fach des Bonvivants und Connaisseurs als das des brotlosen Künstlers. Und dafür braucht’s nach Lage der Dinge Erwerbsarbeit.
So komm ich also nie nach Hollywood oder Kassel (Documenta), sondern nur bis Berlin oder Korfu.
Macht auch nix. Schönes Wochenende, liebe Leserinnen.

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