17.12.2019 – Schöne Bescherung


Stille Nacht….?
Heute steht im hiesigen Zentralorgan der höheren Stände, der HAZ, dass die Verwahrlosung von Senior*innen deutlich zunimmt, überwiegend Frauen sind davon betroffen. Aus Scham werden staatliche Hilfen nicht in Anspruch genommen und sozialarbeiterische Unterstützung erst im Extremfall. Wenn überhaupt. Für ca. 1000 Fälle in Hannover sind 7 Sozialarbeiter*innen zuständig.
Grundsicherung im Alter wird bundesweit von rund 60 Prozent der Anspruchsberechtigten – hochgerechnet etwa 625000 Privathaushalten – nicht in Anspruch genommen. Bei voller Inanspruchnahme würde verfügbares Einkommen der Haushalte, die Grundsicherung aktuell nicht beziehen, aber beziehen könnten, um rund 30 Prozent steigen. Dass das nicht so ist, ist politisch gemacht und gewollt. Die Menschen werden weder hinreichend über ihre Rechte informiert noch sind die Antragsverfahren niedrigschwellig. Während wir uns auf der einen Seite in einem Zeitaler maximaler Schamlosigkeit befinden, wo jede*r ungefragt in aller Öffentlichkeit die privatesten Dinge und den gröbsten Hirnsondermüll erbricht, herrscht auf der anderen, der der materiellen und psychischen Not, eine scheinbar kaum zu durchbrechende Mauer aus Scham.
Altersarmut, Einsamkeit, Ausgrenzung, all das nimmt dramatisch zu. Das ist kein Naturgesetz, das ist, siehe oben, Produkt eines politischen Prozesses und politisch veränderbar. Es muss nur gewollt und gegen andere Interessen durchgesetzt werden.
Das passiert nicht und insofern ist hier nicht von individueller Verwahrlosung zu reden, sondern von einer der Gesellschaft.
Das alles steht so natürlich nicht im Zentralorgan der höheren und wahrhaft verwahrlosten Stände, der HAZ. In der steht nur in jeder Ausgabe eine Seite mit den Namen der Spender*innen der Weihnachtsspendenaktion. Bei der kommt pro Jahr ca. 1 Mio. Euro zusammen, also pro Insassen der hiesigen Region ca. 1 Euro. Das ist erbärmlich.
Aber regelrecht niederträchtig und sozial verwahrlost ist es, diesem Armutszeugnis jedes Mal eine komplette Seite der HAZ zur Verfügung zu stellen, anstatt ein einziges Mal fundiert Fakten und strukturelle Zusammenhänge zu diesem Thema zu veröffentlichen. Zum Kotzen. Es geht aber auch in die andere Richtung. Einer alten Überlieferung zu Folge sitze ich nämlich gerade auf dem Lokus und habe ich die Lektüre der besagten HAZ vor mir. Gleich werde ich sie hinter mir haben. Und dann gehe ich shoppen.
Ihnen, liebe Leserinnen, wünsche ich eine charmante Jahresendzeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert