24.12.2019 – Happy Chanukka


Chanukka-Feier, Hannover Opernplatz, 22.12.2019. Mit dem Lichterfest Chanukka feiern die Juden ihren Widerstand gegen die hellenistische Besetzung vor über 2000 Jahren und die Bewahrung ihrer Religion. Ein Symbol ist das Anzünden der ersten von 8 Kerzen. Das wurde auf dem Opernplatz in einer öffentlichen Feier zelebriert, mit der auch ein Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus gesetzt werden sollte. Immerhin knapp 1.000 Menschen waren da. Ich war matt und platt und musste mich von meiner Liegestatt hochwinden. Wäre ich gläubig, hätte ich mich an den HERRN gewandt. Ich bin mir sicher, dass das ein älteres, bärtiges, männliches, weißes Wesen wäre, gäbe es so etwas in der Art. Eine jüngere, schwarze Frau als Göttin würde schwerlich soviel Schwachsinn auf der Welt zulassen.
Ich hätte also wie folgt psalmodiert:
„Siehe, oh HERR, ich bin einer der Gerechten, wandele auf Deinen Wegen und zeige mich solidarisch mit Deinem Volk Israel (Der HERR ist hier als Vertreter aller monotheistischen Religionen zu verstehen, wir machen jetzt mal keinen Unterscheid zwischen Gott, Jahwe und Allah). HERR, ich bin besser als die Anderen (hier hätte ich mit weitausholender Bewegung auf den besinnungslosen Konsummob in der City gezeigt), gib mir also ein Zeichen.“
Ein klein wenig hätte ich mich unwohl gefühlt bei dieser dreisten Einforderung einer Belohnung, ich bin ziemlich bibelfest und die Geschichte der Pharisäer ist mir wohl bekannt.
Unter derlei Betrachtungen vertrieb ich mir die Zeit der Ansprachen unseres OB und des MP. Und wurde wie vom Blitz getroffen, als der HERR mir tatsächlich ein Zeichen gab. Und zwar während der erfreulich kurzen und launigen Rede von Michael Fürst, dem Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen. Der beklagte, dass Hannover noch keine Städtepartnerschaft mit einer israelischen Gemeinde besitze und das nach Lage der Dinge nur Tel Aviv in Frage käme.
Tel Aviv! Das durchfuhr mich wie ein Fanfarenstoß! Da muss ich hin. Was für eine Stadt, wie gemalen für mich. Tel Aviv muss im Prinzip sowas wie Berlin sein, nur überschaubar, ohne Winter und am Meer!
Und keinerlei Gedanke an Klima bäh bäh wg. Flug. (Ich kompensiere eh und bin frei von schlechtem Gewissen. Auch hier hilft meine sakrale Sozialisation, das Prinzip der Beichte und Buße ist noch tief in mir verankert). Schließlich ist jede Reise nach Israel ein tätiger Akt der Solidarität. Noch mehr als meine dauernden, tätigen Akte der Solidarität und Volkerverständigung mit Portugal und Griechenland.

Irgendwo im Hinterland der Algarve, Dezember 2019. Hoch die internationale Solidarität. Sie kann nur vor Ort gelebt werden.
Ihnen, liebe Leserinnen, wünsche ich happy Chanukka und möge die FRAU (jeder ihre individuelle Göttin, sach ich mal) auch Ihnen ein Zeichen senden.

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