17.01.2020 – Hüte Dich vor Sturm und Wind und Niedersachsen, die in Rage sind


Treckerdemo Hannover, 17.01.2020.
Ich säuberte heute vormittag meine Veranda, Frühjahrsputz, das Thermometer zeigte in der Sonne nach Süden über 20 Grad. Frühlingserwachen im Januar, eine heitere Triebsamkeit quoll in meinem Inneren hoch und ließ mich, was selten genug vorkommt, zum Wischmob greifen. Da erfüllte ein Hupen und Tröten von Ferne den Äther, die heitere Triebsamkeit steigerte sich in eine fast fiebrige Erregung. Das waren deutlich nicht die Töne des verdammten Fussballmobs. Es war der Sound der Straße, jene nervösen Kakophonien, jenes einzigartige Amalgam von Rock ‘n Roll und Reggae, jene flirrenden wabernden Töne, die nur die Artikulation des politischen Willens vom Mob, oder meinetwegen auch Bürgertum oder Citoyen, ist doch eh eine Grütze, auf der Straße herruft. Ich ließ den Wischmob fallen und rückte aus, dem Treckermob entgegen.

Hunderte von Treckern legten den Verkehr lahm. Ich weiß nicht genau, worum es ging. Irgendwie „Mehr Freiheit für Gülle“, „Hoch die internationale Massentierhaltung“ und „Von der Bahre bis zur Wiege: Pestizide, Pestizide“. So Zeug halt. Mir eher egal. Grundwasserverseuchung stört mich nicht, ich trinke Portwein, und der Dreck, den ich in meiner Straße täglich einatme, macht mich bestimmt resilient. Hoffe ich jedenfalls.
Bemerkenswert fand ich nur, dass mich der Sound der Straße derart in Wallung brachte.
Hier deutet sich das Wesen der Demokratie an: Der Konflikt. Es ist nicht der Konsens, sondern der Konflikt, der unseren Alltag bestimmt. Der Konsens bildet nur die formale Klammer, die den Laden am Laufen hält. Er generiert sich aus dem Konflikt, aus dem Ursprung der Demokratie, und der Konflikt äußert sich fundamental, lebendig und greifbar auf der Straße. Pech nur für die Demokratie, dass das Wesen ihrer Konflikte in zentralen Bereichen ein antagonistisches ist. Die Demokratie als Herrschaftsform des Kapitalismus hat die Funktion, die unauflösbaren Konflikte zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Kapital und Natur, zwischen Kapital und Mensch zu befrieden. Auflösen, aufheben, versöhnen kann sie die Widersprüche nicht. Und das ist für mich das Leitmotiv, wenn ich den Sound der Straße höre.
Verständlich, dass mich dabei Erregung packt, wenn ich auf meinem Maileingang starre. Ich sitze als NGO Vertreter u. a. im niedersächsischen Bündnis für Bezahlbares Wohnen, wo mich Fanfarengleich mitunter Mails erreichen, die einen Durchbruch an ganzer Front, einen zentrale Sieg im Kampf gegen die Wohnungsnot dergestalt vermelden, dass „ … am 15. Januar 2020 im Niedersächsischen Ministerialblatt neue Ausführungsempfehlungen zu § 47 NBauO (notwendige Einstellplätze) veröffentlicht wurden (s. Anhang). Das Bauministerium hat damit eine wichtige Bündnisempfehlung umgesetzt… Die Richtzahlen¬spanne für Mehrfamilienhäuser sollte von bisher 1 bis 1,5 Einstellplätze je Wohnung auf 0,5 bis 2 Einstellplätze je Wohnung erhöht werden. Diese Empfehlungen wurden nun umgesetzt. Für Studentenwohnheime wurden die Richtzahlen von 1 Einstellplatz je 2-3 Betten auf 1 Einstellplatz je 6 Betten reduziert…“
Herr, es ist vollbracht. Nun kann ich mein müdes Haupt zur Ruhe betten

2 thoughts on “17.01.2020 – Hüte Dich vor Sturm und Wind und Niedersachsen, die in Rage sind

  1. Wolfgang Berg

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