22.01.2020 – Bruno Breitklops und seine Käsegang


Live bei mir im Kiez umme Ecke, im Kulturpalast Hannover.
Die selbstbesoffene Kitschrührseligkeit des alternativen Mittelstandsmilieus in dem Kiez Hannover-Linden (ähnlich wie St. Pauli, Kreuzberg etc., nur in klein und lahm), in dem ich in Hangover lebe, geht mir schon seit Äonen auf den Senkel. Der Horizont dieser Schnarchsäck*innen fängt an der eigenen Biotonne an, riecht auch so vermodert, und hört an der Stadtteilgrenze auf, egal, wie weitgereist zwischen Kapverden und Kapstadt die Trägerinnen dieses Horizontes sich auch geben mögen. Den Flug immer brav kompensiert natürlich. Kompensation ist in der Psychoanalyse ja jenes Verhalten, das die eigene Minderwertigkeit ausgleichen soll. Klappt natürlich nicht, deswegen haben so viele Leute auch ne Meise.
Natürlich ist das Leben hier nicht die reine Hölle auf Erden, ich bin ja dankbar, dass ich nicht in einem Villenviertel psychoelend dahinvegetieren muss. Und solange ich bei einem Abendspaziergang zum Kopf-Durchlüften auf solche Bilder treffe wie jenes oben, will ich nicht weiter klagen. Es hat mich erheitert, zumal Bruno Breitklops und seine Käsegang ein hinreichend schräges Bühnenoutfit besaßen.
Einen autonomen Steinwurf entfernt vom Kulturpalast befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Hautklinik ein schickes Neubauviertel, Wohnen am Wasser in den sogenannten Ihmeauen. Vor ein paar Jahren waren die Wohnungen da noch ein Schnäppchen, bei Quadratmeterpreisen von 2500 Euro. Interessant die Lage des Viertels. Der Stadtteil hier ist dreigeteilt, Linden-Nord ist Szene mit Kneipenremmidemmi, Linden-Mitte gentrifiziert und Eigentum mit Stuck an der Decke, und Linden-Süd, ein sozialer Brennpunkt mit überdurchschnittlich hoher Armutsquote. Dort liegen die Ihmeauen, zusammen mit anderen schicken Wohninseln wie dem Ahrbergviertel, einer ehemaligen Wurstfabrik, strahlen sie in den noch sozialen Brennpunkt aus und werden auch hier eine Verdrängungswelle produzieren.
Es gibt noch einen früher schäbigen Wurmfortsatz des hiesigen Viertels namens Limmer, wo sich das Prekariat zum Bierabpumpen an Kiosken traf. Hier entsteht gerade ein weiteres Neubauviertel „Wohnen am Wasser“, auf dem schadstoffverseuchten ehemaligen Gelände der Reifenkocherei Continental. Hier sind die zu erwerbenden Wohnungen kein klassisches Schnäppchen mehr, sie kosten in der Spitze über 8.000 Euro pro Quadratmeter und das eine oder andere Apartment knackt die Millionengrenze. Es ist ja auch keinem Zahnwalt-Ehepaar zuzumuten, in einem nur 100 qm großen Penthouse dahinzuvegetieren.
Alles noch billig im Vergleich zu Düsseldorf, Frankfurt oder München.
Wobei erstmals seit Jahren in den 7 größten Städte der BRD die Mietpreise bei Neuvermietungen stagnierten. Wann sich das allerdings dämpfend auf die Mietpreise in den Bestandswohnungen, weiß kein Schwein. Ebenso wenig, wann die Spekulationsblase bei Immobilien platzt. Und wann die nächste Rezession voll durchschlägt. Und wie sich der Strukturwandel des Arbeitsmarktes auswirkt. Wann die nächste Finanzkrise kommt. Und der böse Klimawandel erst, wann macht er die norddeutsche Tiefebene zu einer andalusischen Wüste? Sind so viele Fragen, musst Du tüchtig Urlaub machen.
Ich geh dann mal packen.

1 thought on “22.01.2020 – Bruno Breitklops und seine Käsegang

  1. ivistroy.ru

    Write more, thats all I have to say. Literally, it seems as though you relied on the video to make your point. You clearly know what youre talking about, why waste your intelligence on just posting videos to your site when you could be giving us something enlightening to read?

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