19.03.2020 -Kulturspezifisches Hortungsverhalten in Krisenzeiten oder: Exkursion über das Arschabwischen.


Wir zeigen dem Virus den Mittelfinger. Was ihn sicher zu Tode erschrecken wird.
Der Franzose hortet Rotwein und Kondome, der Österreicher Nagellack, der Niederländer Marihuana, der Ami Waffen und der Doitsche Klopapier. Rätselhaftes Österreich, bist Du doch Heimat von mehr Conchita-Würsten als gedacht? Der Rest an Differenz von kulturspezifischem Hortungsverhalten ist nachvollziehbar und mir wird beim Gedanken an das Vaterland und sein Klopapier warm ums Herz, bestätigt dieses Hortungsverhalten doch aufs Schönste meine Ressentiments dem gemeinen Ostgoten gegenüber: Die BRD ist eine Ansammlung analfixierter Zwangsneurotiker.
Ich kann ja wirklich alle Hamsterkäufe irgendwie verstehen, Nudeln, Südfrüchte, Eier, etc. – aber Klopapier? Wie tief kann man auf der nach unten offenen Dämlichkeits-Skala noch sinken? Ich kann mich noch an Jugendzeiten auf Eichsfelder Plumpsklos erinnern, in denen geachtelte Seiten des Eichsfelder Tageblatts lagen, zum Behufe der Reinigung. Was bei der ideologischen Ausrichtung des Käseblatts auch ein treffender politischer Kommentar war, aber soweit war ich als Waldbauernbub natürlich noch nicht. Interkulturell Viertelgebildete wissen, dass es Regionen gibt, in denen die linke Hand Tabu ist, weil sich damit der Arsch abgewischt wird. Ohne Eichsfelder Tageblatt. Sollte es also so dicke kommen, dass hier sogar der Nachschub an Hakle-Feucht zusammenbricht, besorgen Sie sich zum Arschabwischen einfach ein paar Gummihandschuhe, siehe oben. Wenn die Lage sich zu derartigen Engpässen entwickelt, werden Sie ganz andere Probleme haben als Ihre analen Zwangsneurosen zu überwinden. Bitte, gern geschehen.
Meine ersten Ansätze von interkultureller Bildung erhielt ich auf frühen Reisen, wie sonst. Mein erstes Bidet hielt ich für ein Fuß-Waschbecken und das erste arabische Stehklo im geliebten Lusitanien stellte mich besoffen vor unlösbare Probleme. Die Jüngeren mögen bedenken: Damals gab es kein Internet und wer trampte, hat sein Gepäck mit ganz anderem belastet als mit einem Bildungshubernden Reiseführer (Aus Hochglanz-Papier. Das ist eher ungeeignet zur rückwärtigen Reinigung.). Das war Erwerb von interkultureller Kompetenz im Crashkurs und der erste Schritt zur einzigen Position, die ich heute noch an mir akzeptiere: die des Weltbürgers.
Reisen bildet also Kompetenzen, Mentalitäten, Bildung, Erfahrung wie Nichts anderes. Was das Fehlen von Reisen in Zeiten der Krise an gesellschaftlichen Folgen hat, neben einem komplexen Bündel von anderen Mängeln, Verlusten, Ängsten etc., wird sich in den postviralen Jahren zeigen. Wobei: Nach dem Virus ist vor dem Virus. Besonders optimistisch bin ich nicht, aber ich lerne gerne dazu. Ich wünsche allen Leserinnen eine gesunde Zeit.

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