02.04.2020 – Corona-Kid


Corona-Kid, kurz vor dem Banküberfall. Das Bild hat ein bisschen was von Armageddon. Ich trage jetzt zumindest im Supermarkt und ähnlichen Zusammenhängen eine Maske. Ab dem Wochenende wahrscheinlich auch grundsätzlich outdoor, da wird es frühlingshaft, dann verdrängen die Menschen Corona, wollen dem heimischen familiären Mord- und Totschlag entgehen (Wann gibt es die Blöd-Schlagzeile: Erster Corona-Mord!..?) und klumpen sich auf Flaniermeilen und Spazier-Hotspots. Das treibt die Infektionsraten in die Höhe. Da wett ich drauf. Ich würde aber auch auf Hasenrennen oder Froschweithüpfen wetten, wenn es Wettbüros gäbe, die solche Wetten annehmen. Die Maske koche ich ab und hoffe, dass das Virus dadurch inaktiviert wird (Viren werden nicht abgetötet, das sind keine Lebewesen). Veränderungen im Alltag.
Neulich wollte ich Briefmarken in einer Postfiliale kaufen, lange Schlange bis auf die Straße. Also via Internet welche ausgedruckt. Folge: Zukünftig kaufe ich natürlich alle Briefmarken im Netz.
Mein Reisebüro hat vor ein paar Tagen dichtgemacht, Internet-Konkurrenz. Der kleine Abschieds-Sektempfang für Stammkunden wie mich ist natürlich leider ausgefallen. Normalerweise stelle ich mir Reisen im Internet zusammen und buche im Reisebüro. Support your local dealer, und das Schwätzchen mit den Damen ist auch immer viel angenehmer als vor einem blöden Bildschirm zu hocken und da zu buchen. Nun wird mich kein Reisebüro mehr von innen sehen. Nicht aus Überzeugung, sondern Bequemlichkeit.
Selbst das Essengehen verlagert sich ins Internet. Unlängst war mir nach deftiger Hausmannskost von meinem dafür zuständigen Restaurant, das krieg ich Zuhause niemals so hin. Zwei, drei Klicks, ein paar Stunden später wurde das Happe angeliefert, im Vakuumbeutel, frisch und lecker. Und hier wenigstens gibt es in der durchaus deprimierenden aber zwangsläufigen Verlagerung der analogen in die digitale Welt eine lustige Geschichte.

Ich hab’s mit Beutel angebraten, das gab dem Ganzen eine zusätzliche Würze.
Meine Arbeit im Homeoffice verändert sich, die sozialen Beziehungen natürlich. Was machen diese Veränderungen mit einem? Interessant wird es dann, wenn die durchaus faszinierende Analyse und Wahrnehmung der Veränderungen in einem selbst und in der Gesellschaft abgelöst wird durch langsam aufkommende Mangelgefühle. Eigentlich wollte ich das griechische Ostern in einem kleinen Bergdorf auf Corfu erleben. Nicht weil ich gläubig wäre. Gott bewahre, ich bin Atheist. Sondern weil es eine faszinierende und auch für mich spürbare spirituelle Erfahrung wäre, und eine Riesenparty, mit Hammel am Spieß und Ouzo. Fällt natürlich aus.
Ab wann wird mir das fehlen? Ab wann meine zweite Homebase Berlin?
Und was kommt dann?
Hier ein paar schöne Zeilen über das Reisen:
„ … Reisen heißt für mich daher: mich infrage stellen, Vorurteile loslassen, mutig sein, Glücksmomente spüren. Und danach oft mein Zuhause und meine Heimat umso mehr schätzen. Auch, weil sich Frieden und Sicherheit in so manchen bereisten Ländern als so fragil erwiesen…. Seit Jahren plane ich nach dem Motto: „Wenn ich morgen nicht mehr reisen könnte, was will ich erlebt haben?“
Das ist die zentrale Frage am Ende des Tages: Was will ich erlebt haben? Und wieder 5 Euro ins Phrasenschwein.
Ich wünsche Ihnen, liebe Lesende, ein entspanntes Wochenende, und halten Sie sich vom Park Gleisdreieck oder ähnlichem fern.
Oje, ich merk gerade, der fehlt mir ein bisschen…Fängt schon an…

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