
1. Mai Demo 2019, Berlin. Und wer kriegt das ganze enteignete Zeug dann? Das Volk etwa?! Liebe Genoss*innen von der FAU , das würde ich mir beim derzeitigen Zustand des Volkes aber dreimal überlegen. Über den Staat als neuen Eigentümer lass ich gerne mit mir reden, und da sind wir via Staatsbeteiligungen an Konzernen als Folge der Corona-Krise ja auf einem guten Weg. Ich bin mal gespannt, ob die Konzernchefs dann nach TVÖD bezahlt werden.
Die altlinken Genossinnen aus der 68ff Zeit fallen als Chefinnen ja aus, nach ihrem mühsamen Marsch durch die Institutionen von links unten nach rechts oben verzehren sie nun den Lohn dafür im Retiro in der Toskana oder im reetgedeckten Fachwerkhaus im Wendland. Nur noch ganz zähe Brocken wie Wilfried Kretschmann, MP Ba-Wü und ex-Kader des Kommunistischen Bundes Westdeutschland KBW sind noch unverdrossen aktiv, wenn er auch auf mich einen zunehmend desorientierten Eindruck macht. In einem schönen Artikel über die Irrungen, die sie nur zu gerne verschweigen, und Karrieren ehemaliger Maoisten in der BRD schreibt das Neue Deutschland sehr treffend:“„Der Maoismus scheint über Kretschmann gekommen zu sein wie eine psychische Krankheit, die er sich nicht erklären kann.„
Gemessen an der Mitgliederzahl der hier im Mao-Projekt akribisch archivierten linksradikalen Politsekten und Splittergruppen ist die Zahl derer, die später Karriere machten bei den Grünen, in den Medien, Unis, in der Wirtschaft, bis hin zu den Nazis wie nicht nur Horst Mahler, ganz enorm. Die KPD-ML hatte nur ein paar hundert Mitglieder und der KBW wenige 1000, mit vielen Karteileichen. Insofern waren diese Politsekten tatschlich Kaderschmieden, aber nicht als Avantgarde der Arbeiterklasse sondern als Protagonisten eines neoliberalen Kapitalismus.
Kein Wunder, bei den Kompetenzen, die man und frau damals im Klassenkampf erwarb: Hohe Konfliktfähigkeit, rhetorisches Geschick, Organisationstalent, Belesenheit und Intellektualität, enorme Durchsetzungskraft bis zur Brutalität, Willen zur Verantwortung, viel Fleiß, Medienaffinität und technisches Know-how, usw. usf. , die Liste der Karrierekompatiblen Kompetenzen ließe sich lange fortsetzen. Egal ob an Unis, bei Demos, vor Werkstoren, in der Auseinandersetzung mit dem Klassengegner oder gar dem linken politischen Todfeind, überall musste das Häuflein dreckiger Dutzend in den jeweiligen Regionen alles selber machen, organisieren, verstehen, Mut und Verantwortung zeigen bis hin zum Gang in den Knast. Und wer die ökonomischen Texte, die politischen sind leichte Strandlektüre, von Marx (Karl! Nicht Groucho!) verstanden hat, der kommt auch mit ministerialen Durchführungserlassen klar.
Man kann zu Recht viel über solche Leute lästern. Aber eins kann man ihnen nicht abstreiten: Sie haben sich eingelassen und haben für etwas gebrannt. Wo der Rest im linken Mainstream der 70er und 80er räsonierend in linken Szenekneipen beim Bier überwiegend hohles Zeug und später vor der Kneipe Erbrochenes von sich gab, waren sie im Leben. Im falschen zwar, aber das weiß man immer erst hinterher. Und das sind die schrecklichsten aller Spießer, die hinterher alles besser wissen, und sich deshalb vorher nie auf irgendwas einlassen.
Hauptsache Leben, dann kann man im Altersheim was erzählen. Vielleicht vom 1. Mai 2020, der nun laut DGB offiziell auf der Straße ausfällt und nur virtuell stattfindet, bestimmt mit ein-, wenn nicht sogar zweistelligen Klickzahlen.

1. Mai Demo 2019, Berlin. Der Rest.
Wahrlich, wahrlich, ich aber sage Euch, der 1. Mai 2020 findet hier auf der Straße statt, so wahr mir Marx helfe (Beide, Karl und Groucho).
18.04.2020 – Der 1. Mai findet doch statt!
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