17.09.2020 – Der Dandy auf der Barrikade


Fein, wenn vollgekiffte Alt-Hippies zu Wohlstand und Eigentum kommen und ihre Immobilien verschönern. Die Drogensymbolik an diesem Graffiti-Haus in Berlin-Charlottenburg ist nicht zu übersehen.
Ein anderer Entwicklungsstrang des ehemaligen Hippiewesens ist zwei Häuser weiter in dieser noblen Gegend, die von Stuckverzierten Häusern aus der Gründerzeit dominiert wird, zu besichtigen

Alle mal weggetreten. Der Hang zum Triplenamen.
Und auf den Beruf, wenn es denn einer ist, hätte ich blind getippt. Coaching nennt man die Branche, bei der die Einäugige dem Blinden mittels Dreschens von hohlem Stroh das Geld aus der Tasche zieht. Wer Coaching nötig hat, dem hilft es auch nicht mehr. Ich schätze mal, Irene Triplenamen hat sich das Rüstzeug für diesen Prototyp von Bullshit-Job in einem Baghwan-Arschram geholt.
Zwei Dinge haben mich damals an dieser safrangelben Backwahn-Kaspertruppe irritiert: Die unfassbare Autoritätsficksierung auf diesen Osho-Hanswurst, die an die pathologische Zwangsfixierung ihrer Eltern auf Adolf Hitler erinnerte, und ihre bedingungslose Unterwerfung unter das Prinzip Kapitalismus. Auch bei dieser Sekte galt für mich die Dialektik von Ästhetik und Politik: Wer so tief sinkt und sich gelbe Kutten anzieht, scheußliche Ketten umhängt und auch sonst sowas von strahlend-verpeilt aussieht, mit der ist viel Staat – und Kapital – zu machen. Und das ist so ziemlich das Schlimmste, was ich jemandem hinterherwerfen kann.
Ich muss allerdings zugeben, dass die hier abgebildete Gegend rund um den „Stutti“ – Stuttgarter Platz – mit all ihren Ablegern und Auswüchsen der Bourgeoisie mir ausnehmend gut gefällt beim Flanieren. Immer nur Neukölln und SO 36 muss es auch nicht sein. Wenn schon Klassenkampf, dann auf höchstem Niveau. Der Dandy auf der Barrikade hat neben der roten Fahne in der Faust immer einen gut gefüllten Champagnerkübel mit sich zu führen.
In dem Sinne: Prost und sonniges Wochenende, liebe Leserinnen.
Nachtragend: Die Rolle des Staates sollte heute anders bewertet werden als zu Baghwans Zeiten. Heute, da der rechte Rand der Gesellschaft zum gutem Ton gehört und sie aus der Mitte heraus erodiert, muss man als Linker den Staat – als letzte zivilisatorische Brandmauer – vor seiner Gesellschaft in Schutz nehmen. So schwer es angesichts faschistischer Haufenbildung namens Polizei auch fällt.
Aber was wäre die Alternative im Moment, was kommt nach Staat…?

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