23.09.2020 – War Kurt Partzsch ein Serienkiller?


Flotte Senioren. AWO Pokal..
Die Zeichen mehren sich: Das erste Mal ins Arbeitszimmer treten und das Licht anmachen müssen. Das erste Mal, wenn die nackten Füße auf den Küchenfliesen erschauern und um Puschen betteln. Das erste Mal, wenn beim abendlichen Grill ein Jäckchen her muss und nicht nur das Cognjäckchen. Es wird Herbst.
Geschrieben wirkt der Calauer mit dem Cognjäckchen bei weitem nicht so wie gesprochen. Dieser ranzige Humor stammt aus der Zeit der Mettigel, Salzstangen-Käsewürfel und Drei-TV-Programme. Es war die Hochzeit der AWO, siehe flotter Seniorenpokal oben. AWO, das für die UHUs (Unter-Hundertjährige) unter uns, ist der Wohlfahrtsverband Arbeiterwohlfahrt, einer Vorfeldorganisation der SPD, die tatsächlich noch den Sozialismus in ihrem Grundsatzprogramm stehen hat. Unlängst hatte ich dort einen Termin in der hiesigen Kurt-Partzsch-Begegnungsstätte. Kurt Partzsch war eine AWO Ikone und ein Sozi, wie er im Buche steht, und zwar im Strafgesetzbuch (Das ist der Humor, der dem der Mettigel-Ära folgte). Bei dem Treff fragte ein humorbegabter Zeitgenosse, der der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht ganz so mächtig ist, ob Kurt Partzsch ein Serienkiller gewesen sei. Auf verblüffte Nachfragen schaute er sich betont in der Begegnungsstätte um und insistierte, dass diese das Ambiente der Wirkungsstätte eines Serienkillers besäße. In der Tat muss man in den Siebzigern bewusst gelebt und sie genossen haben, um den nostalgischen Charme dieser abgerockten, in Ocker gehaltenen Resopalbutze mit Asbestverzierungen feiern zu können. In meiner Phantasie entfaltete sich in diesem Arbeiterbewegungs-Mausoleum eine Siebziger-Jahre-Disco mit Disco-Kugel und originalem Funk und Soulstuff dieser Zeit. Es gefiel mir. Locus amoenus, dachte ich für mich, als melancholischer Weltflucht-Gegenentwurf zu locus terribilis, dem Winter.
Und damit sind wir wieder bei den eingangs erwähnten Anzeichen des Herbstes, über den selbst die abgeranzte HAZ schon sorgenvoll ihr Haupt wiegt, ob denn das mit der Seuche alles so gut gehen würde im Herbst und Winter. Allerdings rührt die HAZ mich nicht an, weil sie wie üblich das mit der Sprache veranstaltet, was Hitler mit Polen gemacht hat. Und damit wären wir humormässig in der Zeit vor den Mettigeln. Das ist nämlich ein Zitat des höchstverehrten Ernst Lubitsch (warum zeigt das TV keine Filme mehr von dem Mann?) aus seinem Film „Sein oder Nichtsein“ von 1942.
Vor dem Krieg hatten „wir“ Lubitsch. Jetzt haben wir Mario Barth. Vae victis. Und was Corona und den Herbst angeht, sach ich mal, und da sind wir im Humor der Jetzt-Zeit, das ist nämlich von mir: „Nun, Mob, steh auf, und Corona-Sturm brich los.
Bei der Verfasstheit der doitschen Volksgenossen wäre ich überrascht, wenn wir keine zweite, dritte etc. Welle kriegen, was im Fall einer Wellenüberlagerung (Physik Untersekunda) zu einem Tsunami führen kann.
Wie üblich hoffe ich, dass ich mit meiner Schwarzmalerei falsch liege. Genießen Sie die Restsonne, flotte Seniorinnen und alle anderen.

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