14.12.2020 – Geniale Start-up Idee


Stillleben mit Quittenlikör und Birnen-Quitten. Es gibt auch Apfelquitten, aber die sind nicht so toll, Birnenquitte geht zur Not sogar roh und ist aromatischer. Mein Lebensinhalt ist die Suche nach dem heiligen Gral aller Obstbrände, dem Quittenbrand. Vor Jahrzehnten hatte ich eine diesbezügliche Epiphanie, als ich in einem unscheinbaren Dorfgasthaus einen Quittenbrand verklappte, der in seiner strahlenden Reinheit und Klarheit mit seiner komplex süß-säuerlichen Honig-Zitronennote alle Brände dieser Welt als fuselige Randnotiz erscheinen ließ. Nichts dergleichen fand ich seitdem wieder und irre nun wie einst Parsifal, der reine Tor, auf meiner Suche nach Erlösung durch die Welt der Obstbrände. Alle Quittenbrände, die ich seitdem auch in edleren Etablissements verkostete, waren schlicht Mist, wie überhaupt gute Obstbrände jenseits dieses Schladerer Massenschrotts selten sind. Eine Annäherung an den Gral brachte jener Quittenlikör im Bild oben, der mich dazu veranlasst, Ihnen, liebe Leserinnen, einen exclusiven Einblick in meine Experimentalküche zu geben.
Ereignisreduzierte Tage in Zeiten der Seuche lassen Raum für Experimente und so wandte ich mich dem Quittenbasierten Fruchttopf zu: Quitten mit einem Anteil von 34 Prozent Rohrzucker eine Stunde ziehen lassen, jeweils mit Gin, Wodka und Rum bedecken und mindestens sechs Monate ziehen lassen.

Quitte mit Wodka.
Wenn mein Plan in Erfüllung geht, Fruchttöpfe mit Alkoholansatz zum nächsten heißen Scheiß in Nobelrestaurants zu machen, bin ich ein gemachter Mann, weil ich einfach mindestens 6 Monate Vorsprung vor der Konkurrenz habe. Die Gourmetszene ist immer auf der Suche nach Neuem, gerne regional, öko, nachhaltig, blabla, kann gerne auch was aus Omas Küche sein, kein Schwein kocht mehr molekular. Und Omas guter alter Rumtopf – oder Quitte mit Wodka etc. pp., ich habe dutzende Ansätze im Labor – macht sich doch sensationell auf der Karte eines Sternerestaurants, zwischen Dessert und Digestif.
Meine Kalkulation: Die verscherbeln 0,05 von dem Zeug für 14 Euro, macht pro Liter 280 Euro. Restaurants kalkulieren mit Faktor 4 bei sowas, also kaufen die den Stoff für 70 Euro pro Liter bei mir. Ich kalkuliere mit maximal 20 Euro Kosten pro Liter für Material wie Obst, Alkohol, Zucker, Gläser, bleiben 50 Ocken für meine Arbeit, was beim ersten Ansatz von 1.000 Litern 50.000 Euro vor Steuern entspricht. Die Idee ist ebenso grandios wie mein Witze-Verleih. Und wenn die den Bach runtergeht, hab ich mein Leben lang genug Fruchttöpfe, um mir die Alkoholbasierte Frustkante zu geben. Das unterscheidet mein Start-up von allen anderen. Scheitern als Chance in Reinkultur!
Abschließend der Leih-Witz zum Thema (bitte nach Gebrauch an mich zurück faxen):
„Zwei Äpfel hängen zusammen ab und gucken, was so geht. Sagt der eine:“ Mann, hat die dicke Quitten.“
Zugegeben, etwas Quittenfeindlich der Witz. Aber was soll man von Äpfeln anderes erwarten. Letztlich sind alle Äpfel Schweine.
Ich schreibe dies für Sie, liebe Leserinnen, damit Sie sich von diesem neuerlichen und sicher nicht letzten Lock-down nicht niederdrücken lassen, sondern sehen, was mit ein wenig Kreativität auch in Zeiten der Seuche alles möglich ist. Sie müssen nur an sich glauben! Chakka!

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