22.01.2021 – Reflexionen über Kartoffelklöße im Kapitalismus


Neues vom Zeichner Thomas Stethin. Die winterlich-melancholisch-kapitolinischen Striche passen zur Lage der Situation und umgekehrt. Dieses Gesumse um Joe Biden zur Inauguration erinnert ein wenig an die peinlich-hymnischen Elogen zum Amtsantritt Obamas. Man hatte den Eindruck, der Mann tritt seine Dienstreisen über den Atlantik zu Fuß an, wie weiland der Heiland übern Jordan oder war‘s der See Genezareth, so melodramatisch konnte die Bürgerpresse das Wasser der Begeisterung über den ersten men of colour im Amt nicht halten. Das sprach nicht gegen Obama, Charisma hatte der Mann, sondern nur gegen das Politikverständnis der Bürgerpresse, die lieber vom Sexappeal des Potus schwadronierte anstatt vom Kapitalismus zu reden. Die logische Konsequenz der Politik Obamas war Trump. Mit Sexappeal allein lässt sich die Spaltung eines Landes nicht verhindern, im Gegenteil. Und ebenso logisch wird am Ende der Amtszeit von Joe Biden eine noch tiefere Spaltung der USA stehen, wobei man sich seit Jahren fragt, wie das überhaupt möglich ist. Aber das kriegt er immer wieder aufs Neue hin, der Ami, das mit der Vertiefung der Spaltung. Bleibt nur zu hoffen, dass mit einer Gesundheits- und Migrationsreform ein paar Millionen Menschen wenigstens das Ärgste erspart bleibt im Amiland.
Das Pendant zu Biden, bei dem ich bei jedem Gang zum Rednerpult immer gezittert habe, dass er sich altersbedingt bloß nicht auf die Schnauze legt, weil’s das sonst gewesen wäre mit seiner Wahl, ist hierzulande für mich Winfried Kretschmann, MP von Baden-Württemberg. Bei dem habe ich bei dessen Reden immer den Eindruck, dass ihm über den begonnenen Satz ermattet das Haupt auf den Tisch sinkt und er sanft wegdöselt. Alter ist nicht unbedingt eine politische Kategorie, aber von jemandem derartig schwäbisch-kraftlos-verschnarcht-undynamischen möchte ich nicht regiert werden. Überall in der Politik nur (schlaf-)wandelnde Argumente für eine Regentschaft von Angela Merkel bis an ihr Lebensende, die Frau beleidigt wenigstens nicht meine Intelligenz.
Ich will auch nicht von Armin FLaschet regiert werden, aus ästhetischen Gründen nicht. Wenn ich dessen nordrhein-westfälisches Caesarenhaupt sehe, muss ich immer an Kartoffelklöße denken. Ich möchte nicht von einem Kartoffelkloß regiert werden. Das ist jetzt auch keine politische Kategorie, aber wir leben im Kapitalismus, da kommt’s auf sowas kaum an. Der erledigt die Geschäfte schon von alleine. Bleiben Sie gesund, liebe Leserinnen.

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