Wenn schon Schnee, dann so: weit weg, und malerisch mit Sonne. Ätna, irgendwann im April.
Auf dem Ätna liegt ewiger Schnee, was zur in Europa eher seltenen Situation führt, dass man nach überschaubarer Busfahrt, von einer Schneeballschlacht erhitzt, im Meer den Schneeschweiß wegschwimmen kann, bei commoden Wassertemperaturen. Hierzulande steht stattdessen ein arktischer Wintereinbruch ins Haus, mit minus 13 Grad nachts. Ein natürlicher Fluchtreflex setzt beim Anblick der Wettervorhersage ein, zum Ätna beispielweise. Heute Sonne, 18 Grad. Plus!
Normal Reisen ist natürlich nicht, Seuchenadäquat wäre zu Fuß. Google Maps gibt 364 Stunden an, ohne Berücksichtigung von Alpenpässen, Wölfen im Apennin, Mafiosi in Kalabrien, bildungsbürgerlichen Zwischenstopps auf Goethes Spuren und Inspektionen toskanischer Weingüter plus Kater-Puffer sind das ca. 50 Tage. Ich könnte das Ganze als Performance-Wanderung mittels GoPro ins Internet stellen, jeden Tag eine Performance und eine PM, sowas wie Witze verleihen in Neapel, Nichts verkaufen in Reggio an die ‘Ndrangheta und Klopapier verbrennen im Ätna. Ab Neapel wären alle Agenturen an meinen Versen, ich würde reich und berühmt und könnte danach richtig Urlaub machen, also von Palermo nach Korfu fliegen, weil ich dann infolge körperlichen Totalzusammenbruchs als Hochrisikogruppe sofort geimpft würde. Bisschen umständlich, aber außer Phantasie läuft im Moment eh wenig. Ob ich einen Phantasie-Verleih aufmache? Hm.
Vielleicht ist es sinnvoller die Phantasie schweifen zu lassen in Richtung „Wie sieht die Welt nach Corona aus“? Wobei das Seuchen-Ende nicht absehbar ist, die Infektionszahlen rühren sich irgendwie nicht substantiell von der Stelle.
Eins scheint sicher: Die Pandemie wird ein Modernisierungstreiber. Ob das gesellschaftlich zu wünschen und zu begrüßen ist, wird eine andere Frage. Krisen und Kriege waren in der Vergangenheit jedenfalls immer Motoren und Katalysatoren von Veränderungen, technischer und kultureller Natur. Das Wirtschaftswunder, die Fresswelle, ‘68, das Goldene Zeitalter des Kapitalismus in den 70ern, das war ohne den vorangegangenen zweiten Weltkrieg genauso undenkbar wie die sowjetische Avantgarde, Dada, die Explosion Berlins zur Weltmetropole der 20er ohne den vorherigen Ersten Weltkrieg. Und die Choleraepidemie von 1892 in Hamburg hat hygienische und gesellschaftliche Standards gesetzt, von denen wir heute noch profitieren .
Was also wird in Folge von Corona alles geforscht, erfunden, untersucht, gemessen, evaluiert? Bleibt die Frage, wer bezahlt die Musik. Ich hab da schon wieder dunkle Befürchtungen.
Bis dahin aber scharren schon alle Epidemiologen, Politologen und Podologen mit den Hufen für das Rennen um die Fördertöpfe.
Die spannende Frage, was für Menschen kommen bei diesem Prozess raus? Meine Befürchtung: Noch mehr Arschlöcher als eh schon.
05.02.2021 – Epidemiologen, Politologen und Podologen
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