06.02.2021 – Ich arbeite gerade an einer Seuchen-Sitcom


Veranda Stillleben mit zugeschneitem Suppentopf. Wohl dem, der Veranda oder Balkon besitzt, hier können alle Gegenstände geparkt werden, die man in der Wohnung, welche, egal wie groß sie ist, immer zu klein ist, nicht gelagert werden sollen, von Wäscheständern über Turnschuhen bis hin zu Sektflaschen und Lebensmitteln. Letzteres zumindest im Winter. Man muss es dann nur wiederfinden, hätte ich zwei Stunden später heute Morgen nach meinem Suppentopf geschaut, wäre er komplett unter Schnee verschwunden.

Eingeschneit. Der Wind weht den feinpulvrigen Schnee in Richtung Veranda und häuft ihn zu undurchdringlichen arktischen Massen. Gut, dass ich Notvorräte angelegt habe, zumindest was Wermut, Wein und Sekt angeht. Sollte Armageddon über uns hereinbrechen, so werde ich die Stellung zwar nicht lange halten können, ein Topf Suppe währet nicht ewiglich, aber es wird ein fröhliches Ende werden. Hicks.
Hatte ich unlängst darüber gemährt, dass Winter in unseren Breitengraden unter anderem deshalb ätzend ist, weil er Schnee sofort in graubraun eklige Matschepampe verwandelt, hatten die Wettergöttinnen ruckzuck ein Einsehen und ließen nicht Frühling werden mit Blüten aller Orten, sondern einen Winter einbrechen wie seit Äonen nicht. Der wird wohl länger dauern, was pittoresk, siehe Suppe, aussieht und in Seuchenzeiten, wo sonst nix los ist, eine willkommene Abwechslung bietet, aber mir natürlich auch nicht recht ist. Ich möchte nicht, dass irgendwelche Göttinnen auf mich hören, weil sie eh alles in den falschen Hals kriegen, und meine täglichen Walks zwecks Stabilisierung der morschen Knochen sind nach zwei, drei Tagen auch kein Vergnügen mehr. Wenigstens ist für ein paar Momente die Seuche mal nicht Mittelpunkt und die Straße genannte Dreck- und Lärmschleuder vor meinem Fenster stellt sich selten unaufgeregt, leise und verzuckert dar. Dass an der Algarve gerade die Mandelblüte beginnt, darüber darf man allerdings nicht nachdenken.
Und der Kampf der Mutanten ist auch noch nicht entschieden. Ich arbeite gerade am Script für eine Seuchen-Sitcom, in Anlehnung an den Film „Charleys Tante“ von 1963 mit Peter Alexander, ist der Arbeitstitel: Charleys MuTante. Inhalt: Bei der Generalversammlung eines großen Wirtschaftssyndikats, zu der der junge Diplomat Dr. Otto Wilder extra aus Südamerika nach Wien gekommen ist, lernt er die attraktive, verwitwete Hauptaktionärin des Unternehmens, Carlotta Ramirez kennen, von der er sofort sehr angetan ist. Leider ist Dr. Wilder von der MuTante eines Virus befallen… ab hier ist die Sitcom ein Selbstläufer. Ich werde damit reich und berühmt und … hm, der Wunsch kommt mir bekannt vor. Hatten wir das nicht neulich erst?
Viel Spaß beim Schneeschippen, liebe Leserinnen.

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