10.02.2021 – 30 cm


Schneehöhe Verandatisch 30 Zentimeter. Das Winterwetter hat ja auch nützliche Seiten, für zwei, drei Tage sieht die weiße Pracht im Garten ganz schön aus. Länger muss nicht sein, in der Zeit kann man ja Fotos davon machen und sie sich hinterher angucken.
Praktisch ist das Wetter für Sektkühler via Schnee. Die Minusgrade geben dem Stoff genau die richtige Temperatur. In der Literatur wird zwar allgemein 6 – 8 Grad für Sekt als Trinktemperatur angegeben, ich halte 2 – 4 Grad für angemessener. Er sollte eiskalt genossen werden. Sekt wurde klassischerweise früher nach mehreren schweißtreibenden Walzerrunden in durchtanzten Ballnächten zur Abkühlung in großen Schlucken genossen und das ist das angemessene Trinkverhalten. Sekt wird nicht genippt sondern geschluckt.
Die Perlung, je feiner, desto besser, sollte so viel Aromen transportieren, dass das Trinkvergnügen auch bei tiefen Temperaturen ein Genuss ist. Ein Sektglas sollte hauchdünn sein, maximal zwei, drei Ångström Wanddicke, daher erwärmt sich Sekt im Glas sehr schnell, er sollte also nur kurze Verweildauer dort haben. Es gibt kaum ein größeres Genussdesaster als ein Sekt, der 1,3 Grad zu warm ist. Bei Rotkäppchen oder Faber oder ähnlichen Terror-Anschlägen auf die Geschmacksnerven ist Temperatur egal, solche Tropfen können auch 40 Grad warm sein.
In besseren Etablissements setze ich die korrekte Serviertemperatur voraus. Ich habe mich schon mit hysterischen Schreikrämpfen am Boden gewälzt, wenn das edle Nass 1,3 Grad zu warm an den Tisch kam, und vom herbeigeeilten Sommelier verlangt, dass er am Tisch Harakiri begehe. Wir sind doch nicht bei der Eroberung Roms durch Ostgoten!
Beim Italiener um die Ecke würde ich natürlich nicht eine derartige Mess-latte macchiato anlegen. Da steht die Messlatte anders. Es ist alles eine Frage des Preis-Leistungsverhältnisses.
Aber bei dem erwähnten Eckenitaliener herrschen auf der Speisekarte oft mafiös-undurchschaubare Getränke-Androhungen wie: Pinot Grigio. Nichts weiter. Was nichts anderes als die Rache der Gastronomie an der Weinkultur ist. Pinot Grigio, vermutlich aus der Inneren Mongolei. Da trinke ich zum Essen lieber einen Schoppen Grappa, die Rache der Italiener an den Ostgoten für die Zerstörung Roms. Die Italiener lachen sich heute noch einen Ast darüber, dass sie den tedesci einen derartigen Traubenabfall wie Grappa in Designerflaschen versteckt als Edelgesöff andrehen können. Immerhin kann man sich damit die Hände desinfizieren oder vom Fett befreien nach dem Essen.
Und wenn Sie, liebe Leserinnen, mich jetzt fragen, welchen Sekt frau den mal probieren sollte, ist mein Rat: Lassen Sie die ersten drei Billigen aus und fangen mit dem vierten Guten an. Das Leben ist viel zu kurz für schlechte Drinks.

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