05.04.2021 – Dresscode autonomes Schwarz


Schwarzgekleidet I. Angehörige des Repressionsapparates bei Demo gegen Wohnungslosigkeit und Gentrifizierung am 27.03.2021.

Schwarzgekleidet II. Autonome bei der gleichen Demo ein paar Meter nebenan.

Später kam die Sonne durch. Zu spät, ich war durchgefroren und genervt, hatte ich doch meine goldene Regel für alle Demos gegen Unterdrückung und Not auf dieser Welt gebrochen: Ich hatte meinen Rucksack nicht mit, in dem sich für solche Fälle immer ein Flachmann mit den edelsten Tropfen befindet. Wie anders soll man das Elend der Welt sonst aushalten. Hier wäre das ein 16 Jahre alter Hudson Manhattan Rye Whiskey gewesen, mit jahreszeitlich angemessenen 46 % Alk.
Mich heiterte ein wenig die Tatsache auf, dass ich neben vier, fünf anderen unter ca. 200 Demonstrant*innen der einzige Vertreter der Generation Best-Ager war. Der Rest war U 30, dazwischen altersmäßig eine Lücke von mehreren Popgenerationen, die zählen, anders als biologische, in 5-10er Jahres-Schritten. Logisch, einen 25jährigen trennen von einem 35jährigen Welten. Ein Dandy sollte sich immer antizyklisch verhalten, keinesfalls das tun, was alle (in seinem Alter) tun, und das spielte mir auf besagter Demo eindeutig in die Karten.
Als dann auf der Demo auch noch eine Soli-Botschaft aus der Rigaer 94 verlesen wurde, die vor Militanz nur so strotzte, fühlte ich ein Prickeln jenes Stoffes in meinen Adern, das ich in der Pandemie je länger, desto schmerzlicher vermisse: Leben.
Das Prickeln wich aber schnell der kriechenden Kälte in meinen langsam vor sich hin modernden Knochen, das jähe revolutionäre Flackern in meinem Gemüt und der geballten linken Faust in der Tasche wich einem Fluchtreflex. Ich schüttelte die Nässe der Wallstatt von meinen Schuhen, wandte mich meiner 5 Minuten entfernten Homebase zu, holte dort den Hudson Manhattan nach und ward für den Rest des Tages nicht mehr von der Heizung zu holen. Soll die Jugend der Welt mal machen.
Was sie dann auch auf einem Marsch durch den Kiez tat, mit einer Gedenkveranstaltung an den vor zwei Jahren hier auf der Straße gestorbenen Genossen „Bauer“, der unverschuldet zwangsgeräumt wurde und dadurch auf eine tödliche Rutsche ins Elend geriet.
Nachzulesen hier im anrührenden und doch hochpolitischen Demo-Redebeitrag meines Freundes Jürgen Otte, der mit Bauer in der „Korn“ und anderen linken Zusammenhängen groß geworden ist: 210327Jürgen Otte Redebeitrag

Wandgemälde in der Fröbelstr. 5 in Hannover.

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