21.04.2021 – Durchbruch


Birnenblüte im Garten. Mangels externer Aktionsmöglichkeiten goutiere ich mittlerweile sogar Gartenarbeit. Tiefer kann ich kaum sinken. Man muss sich also die vorzeitige und überraschende Einladung des hiesigen Sozialministeriums zur Impfung wie einen Fanfarenstoß für mein Innenleben vorstellen. Wenn Sie’s visualisiert haben wollen, hilft Ihnen das Video weiter, wo Meister Händel in der Ouvertüre zur Feuerwerksmusik das ganz große Besteck auspackt (und selbst der größte Klassikbanause sagen wird: Das hab ich schon mal gehört).
Leider stellte sich heraus, dass das Schreiben hunderttausendfach verschickt wurde, u. a. auch auf Basis schlechter Leberwerte, und soviel Stoff noch nicht vorhanden ist. Was für entsprechenden Frust sorgt, bei dem sich mancher erstmal die Kante gab. Leber, duck Dich …
Ich empfinde einen Impftermin als Befreiungsschlag, das erste offensive Agieren nach einer Zeit voller Defensive, in der es immer nur um Schutz & Vermeidung ging (und weiter geht natürlich!). Endlich nicht mehr nur Opfer. Selbst wenn der reale Aktionsradius noch gar nicht so groß erweitert würde (eine Restaurantöffnung z. B. ist nicht absehbar), wird doch der Funken Hoffnung auf die Rückkehr eines besseren Lebens zu einem Schwelbrand entfacht.
Ich habe eine edle Pulle eines Fürsten aus dem Burgund für einen besonderen Anlass beiseitegelegt, nein, keinen 65er Romanée, den halte ich für überschätzt, ich präferiere den 68er (1868! Nicht 1968), und den werde ich nach der ersten Impfung verklappen. Das ist ja der entscheidende subjektive Moment in diesem Epoche-Ereignis Corona.
16 Prozent nehmen zur Zeit in Hannover ihre Impftermine nicht wahr und das vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Risiken einer Erkrankung um ein x-faches höher und schwerer sind als Impfcollateralschäden. Naiverweise könnten wir Aufgeklärte die Hoffnung hegen, dass die Seuche solche Idioten schon ausmerzen würde. Leider erhöht so ein Verhalten nur die Wahrscheinlichkeit von resistenten Mutationen, ganz abgesehen von den gesellschaftlichen Folgekosten wegen massenhafter Long-Covid Erkrankungen.
Das ist natürlich ein dicker Wermutstropfen in meinem Burgunder. Wobei der Erfinder dieses Sprichworts keine Ahnung hatte von den unfassbar leckeren Wermuten, die es mittlerweile gibt. Da könnte man angesichts des Elends vieler Weißweine nur froh über jeden Tropfen Wermut sein.
Ich hatte mir vor Jahrhunderten schon mal eine Sonderpulle zurückgelegt, Weißen. Es gab einen besonderen Anlass nach dem nächsten und jedes Mal sagte ich: Nächstes Mal. Und was war nach dann endlich, nach Vollzug? Essig. Und was lernt uns das, liebe Genossinnen? Dazu das nächste Mal mehr. Bleiben Sie drin!

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