04.06.2021 – Patriarchat zu Phall gebracht.


Männerbünde zerschlagen, Patriarchat zu Fall bringen.
Demos zum Klima sind ebenso wichtig und notwendig wie solche gegen Sozialabbau, digitale Überwachung und was der Phänomene mehr sind. Diese Demos richten sich immer gegen Erscheinungsformen des Kapitalismus, seine markanten Ausprägungen, gegen jene Bruchkanten, an denen seine hässliche Fratze augenfällige und schmerzhafte Konturen zeigt.
Diesen Demos eignet aber nicht zwangsläufig das Wesen des Kapitalismus als Anklage oder auch nur als Problem. Man kann ja durchaus die Klimaentwicklung als Katastrophe ansehen, die aber mit den Mitteln des Kapitalismus als verhinderbar gilt: Mit dem marktförmigen Zertifikate-Handel von umweltschädigenden Stoffen und Gütern z. B., je umweltschädlicher, desto höher der Preis. Das verkennt das Wesen des Kapitalismus, die Gier und die Konkurrenz. Gier und Konkurrenz lassen noch jeden Konzern Wege finden mit mörderischem Dreck Profit zu erzielen, sei es bei uns und besser noch in der Peripherie, und wenn wir unseren Müll nicht in Zentralafrika loswerden, schießen wir ihn eben auf den Mond.
Die Demo oben an der Lutherkirche (der Name steht für Programm und Pogrom, eine nette Volte in der Geschichte, dass die Demo eben nicht an einer Marien- oder Hedwigskirche stattfindet) dagegen richtet sich direkt gegen das Wesen des Kapitalismus, die dem Patriarchat eingeschriebene Gier, Macht und Eigentumsideologie. Ohne diese kein Kapitalismus.
Welche psychopolitische Funktion obige Männerbünde hatten, haben und im Zeichen des allgemeinen Rollbacks auch und gerade an der Geschlechterfront zunehmend haben werden, zeigt der Klassiker „Männerphantasien“ von Klaus Theweleit, der nach 40 Jahren neu aufgelegt wurde.
Das Buch hat mich mit Sicherheit mehr geprägt als Marx-Lektüre und war für undogmatische Linke, die vom Feminismus nicht völlig unbeleckt waren und die Marxismus auch jenseits rein ökonomisch-ideologischer Zusammenhänge dachten, damals Standardlektüre.
Männerbündisch strukturierte – also ganz normale – Männer sind Leute mit Körperzuständen, die angsterfüllt sind. Angst ist auch immer Angst vor dem eigenen Inneren, die Angst vor dem Fremden, vor der Fremde. Das projiziert man nach außen und versucht das Außen zu bekämpfen, weil man selber damit nicht klarkommt. Mit Gewalt oder Alkohol, Drogen, Arbeit, Konsum. Der Kern des so beschriebenen Faschistischen ist Angst vor Körperauflösung – ob man nun ökonomisch bedroht ist, durch die Umgebung bedroht, durch Veränderung. Daher legen Männer sich Körperpanzerungen zu, Blockaden vom Scheitel bis zur Sohle.
Falls Sie, liebe Leserinnen, sich fragen, woher die zunehmende gewaltförmige Verrohung in unserer Gesellschaft kommt und warum Sie mit Männe nicht über die Beziehung reden können, hier haben Sie einen Ansatz. Und weil das so ist, wie es ist, gibt’s da im Kapitalismus auch keine Lösung (Und nein, Selbsthilfegruppen im Stuhlkreis sind keine Lösung). Kapitalismus ohne Angst funktioniert nicht, auch das ist sein Wesen. Also vergessen Sie’s, liebe Leserinnen.
Sonniges Wochenende und einen zauberhaften Sommer wünsch ich und den Mädels an der Lutherkirche viel Erfolg. Das wär doch mal ne Headline am 05.06: Patriarchat zu Fall gebracht. In meinem Blog stünde dann: Patriarchat zu Phall gebracht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert