16.07.2021 – Schmetterlingsflieder.


Wenn der erblüht ist, stelle ich mich ein paar Minuten davor und zähle die Schmetterlinge, die ihn früher in Wolken, zu Dutzenden umflatterten. Eine Handvoll sind es heuer noch, drei, vier Kohlweißlinge und Zitronenfalter und ein, zwei Pfauenaugen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder noch nie einen Schmetterling gesehen haben.
Artensterben. Nicht davon betroffen sind u. a. Tauben, Ratten, Kakerlaken und Homo sapiens.
Wobei das mit dem sapiens ein Witz ist. Hier in Hannover werden z. Zt. für ein paar Tage zwei, drei Straßen in der City gesperrt, um die Chancen von weniger Autoverkehr auszuloten. Wenn man Leserinnenbriefen des hiesigen Zentralorgans der Cerebralamputierten. der HAZ, Glauben schenken will, ist das nur noch vergleichbar mit Attilas Hunneneinfall in Europa. Der Untergang des Abendlandes: ante portas. (Der gemeine HAZ-Leser besitzt oft das Abitur und zeigt das auch gerne). Da wird dann schon mal von Ökoterrorismus und Diktatur deliriert, weil hier das vorgebliche Menschenrecht darauf verletzt wird, mit dem Auto zum Kauf von 100 Gramm Aufschnitt direkt vor der hiesigen Markthalle parken zu dürfen. Das ist alles so unfassbar Realitätsverdrängend und Dummheitsgetränkt, dass ich mich weigere zu glauben, die Schreiberlinge gehörten der gleichen Spezies an wie ich.
Für mich reduziert sich derzeit rapide das Verfallsdatum des Goldenen Zeitalters des Kapitalismus, in dessen Endphase wir uns befinden. Dieses Zeitalter hat einigen von uns, vor allem auf der Nordhalbkugel, in West- und Mitteleuropa, Wohlstand, Konsum, Reisen, Gutes Leben, Wachstum für nahezu ein halbes Jahrhundert beschert hat. Unser Motto, und gerade auch mein persönlich-zynisches, war: Nach uns die Sintflut. Und nun sind wir mitten drin und das Wasser steigt uns bis zum Hals.
Mir nicht, ich wohne am Fuß der Lindener Berge, 89 Meter über Normal-Null, was übrigens der Codename für Armin FLaschet ist. Mein Keller bleibt trocken, aber Kumpels von mir, die hangabwärts wohnen, sollten schon mal ihre Kisten im Keller hochstapeln, was übrigens der Codename für Markus Söder ist. Beim nächsten ortsfesten Regentief in unserer Region namens Klaus-Dieter, was übrigens mein Codename ist, mit Ausmaßen des aktuellen wird das hiesige Flüsschen über die Ufer treten und alte Pegelstände locker kippen.
Nach der Flut- bahnt sich die nächste menschengemachte Katastrophe an: Der Wahlkampf. Göttin steh uns bei.
Damit das hier nicht so düster endet, nun die Auflösung der schwanzrotgoldenen Farben im Bild oben, hinter dem Schmetterlingsflieder.

Es handelt sich um meine Garten-Installation „Deutschland minus 50 Prozent“. Das waren die Paraphenalia des teuren Vaterlandes nach dem Ausscheiden der Ostgoten bei der Fußball-EM noch wert: Minus 50 Prozent. Das hat, wie ich finde, in all dem Unrat derzeit was Tröstliches.

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