22.10.2021 – Irgendwo zwischen müde und zornig


Mehr Nichts wagen. Plakat Hermann Sievers, 2020.
Muss man angesichts der Alternativen dankbar sein für die sich abzeichnende Koalition, mit einem Olaf Scholz als Kanzler? Dem Mann, der bis über die Knie im hanseatischen Filzsumpf steckte, für Steuer-Millionenverluste in der Causa Warburg Bank mitverantwortlich ist und sich mit seiner Untätigkeit in Sachen Steuerhinterziehung und Geldwäsche in eine unselige Linie mit seinen ex-Amtskollegen und Parteigenossen Eichel und Steinbrück stellte? Von der Finanzmister-Zwischenlösung Schäuble war ja Nichts anderes zu erwarten als die grenzenlose Duldung von Ausplünderung der Staatskassen durch Banken und Konzerne.
Aber das sozialdemokratische Finanzminister und der zukünftige Kanzler mitverantwortlich waren und sein werden für diesen mafiosen räuberischen Umgang mit dem Gemeinwesen, der allein in Sachen cum ex den Staat mehr Milliarden gekostet hat als der gesamte Landeshaushalt 2021 des Landes Niedersachsen beträgt, das macht ….
ja, was macht das eigentlich mit uns, mit mir? „Uns“, vulgo den Wähler*innen war das völlig egal, die wählten Scholz und Schlimmeres. Der deutsche Michel und die deutsche Michaela waren schon immer zu dumm, auch nur die schlichtesten nationalökonomischen Zusammenhänge zu begreifen. Bei denen verfängt noch immer das dümmlichste aller Argumente für eine Schuldenbremse: „Die sparsame schwäbische Hausfrau gibt ja auch nicht mehr aus als sie einnimmt.“
Dir schwäbische Hausfrau als Masterfolie für ein Staatswesen, dessen Funktion der Erhalt und solidarische Ausbau einer sozial gerechten Infrastruktur zu sein hat, was Investitionen im Hunderte-Milliarden-Bereich voraussetzt: Das ist ein Ding im Tollhaus.
Wenn ich vor diesem Hintergrund weiß, dass in Niedersachsen auf Grund von Mittelstreichungen die Struktur der Migrationsberatung bedroht ist und damit die der unabhängigen Erwerbslosenberatungen gleich mit, dann macht mich das … irgendwas zwischen müde und zornig? Zornig als zoon politikon, weil es eine Sauerei ist, die politisch geändert werden kann. Müde als Dandy, weil diese und andere Sauereien seit Jahrzehnten in einer Art Dauerloop durch die politische Landschaft rotieren. Diese ewige Wiederkehr des ständig Gleichen, oft im roten Mäntelchen, das dem Zeitgeist hinterher weht, es ist ermüdend. Ja, es erfüllt mitunter mit ennui. Man würde sich angeekelt abwenden irgendwann, wäre da nicht der Alltag, der der Ausdruck des Politischen an der Tankstelle, im Bus, in der Bäckerei und im Bekanntenkreis ist. Maskenverweigerer rasten aus, verprügeln und ermorden arme Schweine, die einfach nur auf Maskenpflicht hinweisen. Für erbärmliche Bezahlung müssen sich Niedriglöhnerinnen in Bäckereien etc. jeden Tag vollpöbeln lassen von solchem Gesindel.
Und im eigenen Bekanntenkreis muss ich mir Idiotien anhören lassen wie „Scheiß-Impfpflicht in Deutschland… Ich lass mich nicht impfen … warte erstmal ab etc. pp..“ Gerne auch vor dem Hintergrund esoterischen Irrsinns, homöopathischen Aberglaubens, religiösen Wahns oder linken Verschwörungstheorien. Solche Arschlöcher sind der Resonanzboden für gewaltanwendende Maskenverweigerer, sie tragen Mitverantwortung für den Verfall des Restes an zivilisatorischem common sense, den wir noch haben. Das macht mich dann doch zornig. Da gehe ich dann auch schon mal verbal rustikal vor, vulgo schwerst beleidigend. Da bleibt dann auch schon mal die eine oder andere zwischenmenschliche Beziehung als Pandemie-Collateralschaden auf der Strecke.
Lese gerade, dass das Infektionsgeschehen sprunghaft ansteigt. Es ist fast auf den Tag genau die gleiche Entwicklung wie vor einem Jahr. In den Iden des Oktobers „explodierten“ die Zahlen.
Und nun das Wetter von Morgen …

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