23.10.2021 – Wenn ich jemanden erwische, der in meinen Hauseingang kackt …


Gestern Morgen im Garten. Auf einmal war sie zu purpurner Pracht erblüht und schenkte dem derzeit eher graubraun nieselnasstrüben Gartenbild einen seelenwärmenden Glanz in ihrer kühlen, fast strengen Schönheit. Ich mag eher die verschwenderischen zartgelben Duftrosen, die ihre üppige Fülle in wenigen Tagen mit vollen Blüten an den Gartenflaneur verschwenden, der seine Nase kaum von ihnen wenden mag. Nach kurzer Zeit rieseln die Blätter zu Boden. Anders ihre kardinalsfarbenen dunkelroten Schwestern, die nur das Auge erfreuen, aber das viele Tage lang, gerade bei dem Wetter. Je nach Frost bis über Weihnachten hinaus. Das hat doch was tröstliches in trüben Tagen, die mitunter selbst mein Gemüt eintrüben, mich gar zu einer spießerhaften Fehlwahrnehmung verleitet haben. Ich wohne in einem „Szeneviertel“ mit nächtlich hohem Partyaufkommen, mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen, die Sie gerne den Medien entnehmen können, und die es in jeder „Großstadt“ geben dürfte.
Leider kotzt die Jugend der Welt ihre Drogenexzesse nicht in den Villenvierteln der eigenen Eltern vor die Türen und auf die Plätze, sondern bei „uns“. Es kommt zu Prügeleien, Messerstechereien, es war gar die Rede vom versuchten Anzünden von Personen. Ich kann die Jugend sowieso nicht leiden, darin gleicht sie meinen Altersgenoss*innen, die ich noch viel weniger leiden kann, und so stand auch bei mir neulich das Urteil fest: Früher war alles besser, nur noch Kriminelle unterwegs und Gesindel, da müssen Hundertschaften an Polizei in Dauerpräsenz her, alles verbieten, da muss man die Straßen auch schon mal freikärchern.
Ich meinte eigentlich eins gelernt zu haben, nicht nur im Job-Leben: Guck erst auf die Fakten und in die Statistiken und bilde Dir dann ein Urteil. Der einzige Ort, an dem ich das mitunter anders handhabe, ist dieser Blog hier. Das ist mein Luxus, hier gönne ich mir Freiheit, was schert mich mein Geschreibsel.
So kann man, vulgo ich, sich täuschen. Es kam, wie es kommen musste. Das hiesige Zentralorgan der Spießer, Ducker und Flachdenker, die HAZ, die ich noch weniger leiden kann als die Jugend, bringt in seiner heutigen Ausgabe ein verdienstvolles Interview mit der Leiterin der hiesigen Polizeidienststelle, das in dem Fakten-Fazit gipfelt:
„Wir haben … keine Lage, die wir als Polizei bedenklich einstufen …Das derzeitige Kriminalitätsgeschehen macht eine Dauerpräsenz … nicht erforderlich… Das derzeitige Straftatenaufkommen gibt keine Begründung für eine Verbotszone her …“
Fazit 1: Lob für die HAZ
Fazit 2: Ich werde langsam alt …
Trotz allem: Wenn ich jemanden erwische, der in meinen Hauseingang kackt, breche ich ihm …
Ooops, das geht selbst mir zu weit.
Schönes Wochenende, liebe Leserinnen. Hier noch eine aus dem Garten …

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