25.11.21 – Herrentorte. Gegendert wird später.


Weizen, Zucker, Sahne. Ungesund. Aber geil. Seelennahrung in trüben Tagen vom besten Konditor der Welt. Wenn ich die Gazetten aufschlage, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Bei der hiesigen HAZ läuft das meist auf Lachen hinaus: die hat jetzt die Genderdebatte für sich entdeckt. Was bedeutet, ich hätte mich über dieses Thema schon vor fünf Jahren nicht mehr auslassen dürfen. Zeitlich auch nur in die Nähe dieser Biedermeier-Postille gerückt zu sein, ist mir peinlich. Zumal diese Debatte um einen Nebenwiderspruch die wahren Skandale der Geschlechterdiskussion vernebelt: Wachsende Gewalt gegen Frauen, die Gender-Pay-Gap, Unvereinbarkeit von Familie und Beruf usw. usf. Natürlich werden diese Skandale dadurch befördert, dass Frauen nach wie vor selbst auf der Sprachebene oft nicht sichtbar sind. Aber das sind doch nicht die Hauptwidersprüche. Die finden im Leben statt. Auf der Straße, im Betrieb, im Bett. Natürlich ist es im 21. Jahrhundert grotesk, von Künstlerinnen Mails zu bekommen mit der Adressierung: „Liebe Freunde der Kunst … “. Aber das ist dann eben lächerlich, außerhalb eines Diskurses, der mich interessiert, auf den ich bereit bin, mich einzulassen. Wir schnallen ja 2021 auch den Gurt an im Auto, rauchen in Restaurants nicht mehr und sprechen Unverheiratete nicht mehr mit Fräulein an. Irgendwann ist gut mit diskutieren, dann wird entschieden. Also nie wieder hier ein Wort zum Gendern. Zu Fußball. Zur SPD.
Von Anfang gegen diskutieren war ich, was Impfverweigerer und Verschwörungsideologen angeht. Was für eine praxisabgehobene Irrsinnsidee von Politik und Teilen der Gesellschaft bis weit in die Pandemie hinein, mit solchen Leuten reden zu wollen, den Vernunftbasierten Diskurs zu suchen auf Basis von wissenschaftlicher Erkenntnis. Diese Diskussion lief nach dem Muster AfD, da waren überforderte Politikerinnen ja auch der famosen Ansicht, sie könnten mit solchen Leuten diskutieren, sie überzeugen. Auf solche Ideen kann nur kommen, wer sich sein Leben lang ausschliesslich auf Parteitagen rumtreibt, Fachtagen, Verbandstreffen, Lehrerkonferenzen etc. pp., wo alle sich dauernd ein weichgespültes Konsensgeschwurbel um die Ohren wedeln. Ich weiß, wovon ich rede. Phrasen wie „Ich finde das sehr wichtig und hochspannend, was Sie da gerade sagen“ gehen mir bei Veranstaltungen leichter als der Atem vom Mund.
Und jetzt kommt „die Politik“ (die es in der Reinform natürlich nicht gibt) mit Ansagen in Richtung Impfverweigernde um die Ecke, nachdem die Karawane sich endlich – und viel zu spät – in Richtung Impfpflicht bewegt: „Impfpflicht bedeutet aber nicht Impfzwang. Keine böse Polizei, nur Ordnungsgeld“. Das ist aus meiner Sicht rechtlich ein Widerspruch in sich, heißt es doch in § 43 StGB: „An die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe (vulgo Ordnungsgeld, d. A.) tritt Freiheitsstrafe. ….“
Das ist keine Kann-Bestimmung.
Wenn der Rechtsstaat hier kneift, ist das eine Aufforderung an die Durchgeknallten dieser Erde, sich noch mehr als bisher als Märtyrer zu stilisieren.
Zur Pflicht gehört in letzter Konsequenz der Zwang, das heisst die Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols. Mit allen Konsequenzen bis in die bürgerliche Existenz hinein, Knast, Jobverlust, das volle Programm. Diese Pandemie ist keine Grippe und Impfverweigernde bedrohen vorsätzlich zehntausendfach das Leben der Anderen.
Wenn Sie mich fragen: Solche Leute kasernieren, umerziehen und mit Drogen vollpumpen. Jeden Morgen einen dicken Zwangsjoint.
Aber mich fragt ja keine.
Göttinseidank.
In einem Staat, in dem ich das Sagen hätte, möchte ich nicht leben.

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