15.12.2021 – I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat


Alles Ansichtssache?
Mit Impfnazis ist keine Verständigung möglich, was aber natürlich nicht heißt, dass in der Nicht-Verständigung keine Kommunikation stattfindet, gemäß den 5 Axiomen von Paule Watzlawick ist es ja nicht möglich, nicht zu kommunizieren.
Wenn ich mich also in plötzlicher Wutaufwallung angesichts der aktuellen Impfnazi-Demos in der Ostzone (aber nicht nur da) frage, wofür der Repressionsapparat eigentlich Schusswaffen besitzt, ist das auch eine Art der Kommunikation. Kugeln ersetzen nicht unbedingt Argumente, sind aber eine Form der Kommunikation. Zugegeben, es gibt zärtlichere Formen und derlei Wutaufwallungen mögen verständlich sein, sind aber ein antizivilisatorischer Reflex, und, schlimmer noch, stellen die so Empfindenden ethisch auf eine Stufe mit den Impfnazis. Und bei aller gebotenen Bescheidenheit (Floskelalarm!), mit Impfverweiger*innen stehe ich nicht ethisch auf einer Stufe.
Zu den Fakten: Die Sterbefallzahlen im November 2021 liegen 20 % über dem mittleren Wert der Vorjahre Für Statistikfans: Das Statistische Bundesamt hat vom arithmetischen Mittel auf den Median umgestellt). Die Einschränkung des Bundesamtes, dass das nur zum Teil an Corona liegt, kann ich nur bedingt nachvollziehen. Bedenkliche Tendenz: In der 48. Kalenderwoche (vom 29. November bis 5. Dezember) lagen die Zahlen 28 % über dem mittleren Wert der Vorjahre.
Wir haben geschätzt bis zu 10 Millionen Impfverweigernde, unterschiedlicher Härtegrade und Schattierungen, von Ängstlichen bis zu Hardcore-Nazis, weit mehr als alle Gewerkschaften an Mitgliedern haben oder Niedersachsen an Einwohner*innen. Die haben sich in Netzwerken eingerichtet, die sie schützen, in denen sie sich stützen, bis hin zur Gewaltausübung. Es gibt Jobbörsen, in denen durchgeknallte Ärzte Impfnazis Jobs in ihren Praxen anbieten, Dating Portale, Shopping Tipps, Hinweise auf Kneipen, kurz, eine Millionenfache Parallelwelt, in der sich Impfnazis einrichten können, abkoppeln von der Zivilgesellschaft, ein mörderisches Narrativ aufbauen und eine reale Bedrohung darstellen. Das können Staat und Gesellschaft nicht akzeptieren. Die Impfpflicht ist eine conditio sine qua non, wenn es darum geht, diesen Parallelsumpf auszutrocknen. Das ist allerdings eine Aufgabe, die die Gesellschaft Blut, Schweiß und Tränen kosten wird.
Ich hingegen werde mich weiter bemühen, meine mitunter aufwallende archaische Wut gegenüber Impfnazis in zivilisatorischen Zorn zu wandeln. Den alttestamentarischen Zorn des Gerechten. Und wenn Sie, liebe Leserinnen, jetzt sagen, das liest sich hier aber oft eher wie der Zorn des Selbstgerechten: Da ist was dran. Aber habe ich je behauptet, ich wäre Jesus?

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