07.01.2022 – Das nicht beliebig vermehrbare Gut Gesundheit ist mir zum Zocken doch zu schade


Hannover Ihmezentrum, 05.01.2022. Ausbaufähiges Objekt in aufstrebender Umgebung mit Potential zu verkaufen.
So würde ich das als Makler anbieten. Brecht hat über die Bankenbranche mal gesagt: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank…“. Da kannte er die Immobilienbranche noch nicht, die eine Art neuzeitliche Seuche ist. Aber zurück zu klassischen Seuchen. Die erste intensive Seuchen-Recherche, die ich betrieben habe nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, war die nach dem Aerosolverhalten in Flugzeugen und Zügen. Ich hab sofort den Braten resp. Tofu gerochen, dass Corona meine Reisen massiv beeinträchtigen könnte. Ich wollte Klarheit über die gleitende Wahrscheinlichkeit einer Infektion in einem Flugzeug, in dem zwischen 0 und 100 Prozent aller Insassen bei Reisebeginn infiziert sind, wenn der Flug zwei Stunden dauert. Da spielen noch andere Parameter eine Rolle außer dem Aerosoloverhalten, wie Impfstatus, Hygieneverhalten, Alter und Herkunft der Insassen etc. pp., aber mir ging es um eine Annäherung. Jedes öffentliche Verhalten in Seuchenzeiten gleicht einer Wette über die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Ich bin Zocker von hohen Graden, wenn es nur um Kohle geht, halte ich jede Wette.
Fast. Aber das nicht beliebig vermehrbare Gut Gesundheit ist mir zum Zocken doch zu schade. Gestern fand ich einen schönen in-vivo-Beweis zum Aerosolverhalten, anschaulicher als alle Studien und Computersimulationen. In Indien sind 70 Prozent aller Fluggäste einer Chartermaschine positiv auf Corona getestet worden. Beim Abflug in Italien waren alle noch negativ. Selbst unter Berücksichtigung der Sensitivität von Tests ist das eine Quote, bei der ich geschluckt habe. Und keinen Portwein.
Dann doch lieber Wetten mit Bodenhaftung. Ich habe eine laufen mit einem Freund und Connaisseur über eine Flasche Vintage Port, was das Beste ist, das einer Weintraube widerfahren kann. Meine Wette: Die nächste Pandemie, ergo die Ausrufung einer epidemischen Notlage von nationaler Tragweite, kommt vor dem 31.12.2025. Die andere Seite hält dagegen.
Nun gibt es für einen Dandy, der in der postmodernen Variante eher eine Frage der inneren Einstellung denn einer stutzerhaften Kleidung ist, einen ehernen Grundsatz: Spielschulden sind Ehrenschulden und unter allen Umständen einzulösen, und wenn es den rechten Arm kostet.
Meine Lebensplanung sieht vor, dass ich 109 werde. Aber man weiß ja nie, und wie gewährleiste ich daher die Einlösung einer verlorenen Wette, noch post mortem? Doch nur, indem ich mein Testament ändere. Und schon sind wir bei den letzten Dingen.
Also diese Seuche geht mir langsam echt auf die Eier. Ich geh mal in meinen Keller und gucke nach einem Gegenmittel. Am besten Portwein. Passt schon. Ich trinke ja nicht gern im Hellen, und wenn ich zum Fenster rausgucke, 7.30 Uhr: Stockdunkel.
Prost

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