09.01.2022 – Gschichten ausm Seuchenstadtl.


Ihmezentrum 05.01.2022. Sieht aus wie die verlassene Kontrollstation eines Straflagers nach der Apokalypse: Eine verheerende Seuche hatte 2025 die Menschheit weitgehend vernichtet und die Städte verfielen schnell.
Was mich an den Berichten zum Ihmezentrum wundert: Die Tatsache, dass der Klotz irgendwann – zeitnah? – bei der Kommune landen könnte und die Stadt dadurch auf Jahre in ihrer Investitionsmöglichkeit eingeschränkt ist, vielleicht Gebühren erhöht werden müssen, spielt medial nach meiner Kenntnis keine Rolle. Wo doch sonst z. B. die hiesige HAZ hysterisch hyperventilierte, wenn sich irgendwo am Horizon auch nur die Wahrscheinlichkeit abzeichnete, dass die öffentlichen Hände die Neuverschuldung erhöhen müssten. Nirgendwo sonst hat die HAZ-Besatzung vom Praktikanten bis zum Chefredaktör schreibend zuverlässig den Willen der Verleger im vorauseilenden Gehorsam erfüllt wie bei den Forderungen nach Schuldenbremse, Steuersenkungen und Deregulierung. Der Quark wurde so lange breitgetreten, bis auch der Dümmste in der Redaktion, und derer waren und sind Legion, merkte, dass das nicht nur nicht der Weisheit letzter Schluss ist, sondern sogar ökonomisch kontraproduktiv.
Nur beim Ihmezentrum herrscht das Medien-Prinzip Bretterwand: Völlig vernagelt.
Haben Sie, liebe Leserinnen, sich mal gefragt, warum Novak Djokovic nicht alle Saiten auf dem Schläger respektive Latten am Zaun hat? Öfter mal den Schläger an die eigene Denkmurmel geknallt? Erblich bedingte Geisteskrankheit? Des Rätsels Lösung: Der Mann hängt der Aberglaubensrichtung serbisch-orthodox an, Markenzeichen: religiöser Fanatismus, nationalistisch, ultrareaktionär und schwerst verschwörungstheoretisch unterwegs.
Bei der Beerdigung des an Corona (orthodoxe Lesart: Gibt es nicht, Teufelswerk, Beten hilft, wer sich impft, fährt zur Hölle) gestorbenen Unwürdenträgers, den Mad Novak so innig liebte, trafen sich tausende, ohne Masken, und küssten den Leichnam, woraufhin sich Teile der restlichen Führungsgarde auch gleich infizierten. Mögen sie zur Hölle fahren. Mir ziemlich wumpe. Mich gruselt nur bei dem Gedanken, dass derlei Wahn im Europa des 21. Jahrhunderts kein Einzelfall irgendwo im fernen Land der Skipetaren ist, sondern maßgebliche gesellschaftliche Träger dieses Wahns wie Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina EU-Beitrittskandidaten sind. Als ob chronisch korrupte oder faschistoide Gebilde, bei denen das Staatswesen oft in den Händen von Mafiabanden ist, wie Rumänien, Bulgarien, Ungarn nicht schon schlimm genug wären.
Nachher gehe ich in die Kirche, zünde eine Kerze an und werde beten: Liebe Göttin, lass 2025 werden. Aber verschone mich dabei, denn siehe, ich bin einer der Gerechten.

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