11.01.2022 – Weil Du arm bist, musst Du früher sterben


Prof. Gerhard Trabert beim Politiktalk der Landesarmutskonferenz. . Manchmal gibt es sie doch noch, Nachrichten über die ich mich freue. So wie die, dass Gerhard Trabert zum Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl von der Partei Die Linke nominiert wurde.
Er will damit auf die Situation von Armen und Ausgegrenzten aufmerksam machen: „Es geht nicht um mich. Es geht mir um die Menschen, für die ich mich engagiere“. Wenn es jemanden gibt, dem die Phrase „Es geht nicht um mich“ abzunehmen ist, dann Gerhard Trabert. Ich habe im Laufe der Jahre viele sozialpolitische Akteure kennengelernt und diese Szene ist, wie jeder andere gesellschaftliche Bereich, auch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Ich habe allerdings nie jemanden getroffen, bei dem Kompetenz, Engagement und öffentliche Anerkennung so wenig persönliche Eitelkeit produziert haben wie bei Trabert. Immer freundlich, zugewandt, ein überaus angenehmer Zeitgenosse, der sich nie in den Mittelpunkt drängt. Wenn ich da an andere denke – zumeist Männer …
Das fehlt mir wirklich in dieser vermaledeiten Seuche: Der persönliche Kontakt zu Leuten wie Trabert und Veranstaltungen wie unser Politik-Talk, wo wir mit Expertinnen aus verschiedenen Armutsbereichen ins Gespräch gekommen sind mit Besucher*innen im ka punkt, einem Treffpunkt für Menschen mit wenig Geld der katholischen Kirche in der City von Hannover.
Bleibt: Daumendruck für die BuPrä-Wahl, dass Gerhard vielleicht ein, zwei Stimmen aus dem rotschwarzgrüngelben Lager erhält, als kleines Zeichen. Immerhin war der jetzige Präsident mal Bürobote bei Gerhard Schröder und in der Folge federführend verantwortlich für die Agenda 2010. Vielleicht erinnern sich zwei, drei Leute in der Wahlversammlung mal daran, wer für was für eine Gesellschaft steht. Viel Hoffnung habe ich nicht. Aber die stirbt ja als letztes.
Ich versuche mich gerade zu erinnern: Wann hat irgendein führender Repräsentant des Landes das letzte Mal den Begriff Armut in den Mund genommen? Wenn Ihnen, liebe Leserinnen, was Sachdienliches einfällt, lassen Sie es mich wissen.
Der vormalige Bürobote Steinmeier hat übrigens als Student bei der ehrenwerten linksradikalen Zeitschrift Demokratie und Recht mitgearbeitet, die von der Ostzone finanziert wurde.
Return on Investment sieht anders aus. Kein Wunder, dass das mit dem Sozialismus nix wurde.

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