16.01.2022 – Das Prinzip Hoffnung


Nach Peter Weiss, Ästhetik des Widerstands, einem ikonischen Werk aus den Siebzigern.
Im Widerstand wähnen sich heutzutage viele Impfverweigernde, Coronaleugnerinnen, Antisemiten von „Die Basis“, Hardcore Nazis, ein breites Bündnis von Demokratiefeinden, das sich auf den Straßen immer mehr breit macht, aktuell bei Spaziergängen. Ihr Sympathisantensumpf reicht bis in Medien, Kultur, staatliche Institutionen, der Sumpf nährt sich aus der Mitte der Gesellschaft, dockt an lange vorhandene emotionale Defizite und vom Kapitalismus deformierte psychopolitische innere Kontinente an.
Novak Djokovic, endlich ausgewiesen, steht da paradigmatisch. Das neoliberale Dogma des erfolgssüchtigen „Ich, Ich, Ich“ könnte als Logo auf seinem Sporthemd prangen, brutaler Sozialdarwinismus, rücksichtslos andere gefährdend, blinde Flecke, was Solidarität angeht. Der Impfverweigerer kennt nur sich. Und da liegt eine kleine Hoffnung für die zukünftige Entwicklung begründet: Dass sich dieses Bündnis nicht zu einer breiten, nachhaltigen sozialen Bewegung formiert, mit charismatischen Führungspersönlichkeiten, identitätsstiftenden Symbolen, kollektiven Ritualen.
Es ist nicht zu leugnen, dass durch das massenhafte Auftreten des von mir oben geschilderten breiten Bündnis mehr als der erste Schritt zu einer sozialen Bewegung gemacht ist, nun aber im Gegensatz zu den Klassikern wie Arbeiter*innenbewegung, Frauenbewegung, Ökologie ein genuin antiaufklärerisches, mit ausgeprägt faschistischen Elementen. Das aber, was die klassischen sozialen Bewegungen am Leben gehalten hat, allen Widerständen zum Trotz bis hin zum faschistischen Terror gegen das Beispiel Arbeiter*innenbewegung, was ihr Nährstoff schlechthin war, vor aller Ideologie, ist Solidarität.
Was jedoch das Bündnis der Antiaufklärer, der Demokratiefeinde auszeichnet, ist nicht Solidarität, sondern Kumpanei des Straßenmobs, kein Ehrgefühl, sondern kriminelles Verhalten, keine Utopie des Kollektivs, sondern nur die Dystopie des scheinbar grenzenlos freien Individuums, keine Ratio, sondern Wahn und Aberglauben. Was zählt, ist das „Ich“.
Dazu reicht ein Blick in die Parlamente, was das Verhalten der AfD Mitglieder untereinander dort angeht, Hauen und Stechen, Betrug, Niedertracht, Hass, Terror etc. Zusammengehalten wird der AfD-Mob von den fetten Pfründen und einem diffusen Hass auf das System.
Es bleibt also zu hoffen, dass nach einem möglichen Übergang in die Endemie das Bündnis aus den geschilderten Gründen zerbröselt, den Bindungskitt verliert, sich in Segmente zerlegt. Was wegen möglicher Terroraktionen gefährlich ist. Aber wachsender Dauer-Terror, getragen von einer nachhaltigen sozialen Bewegung, da sähe ich schwarz für die Demokratie in ihrer jetzigen Form.
Und wenn wir schon bei der Hoffnung sind: Virologe Drosten macht Hoffnung auf ein Leben wie vor der Pandemie.
Alles wird, wenn schon nicht gut, so doch besser.

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