29.01.2022 – Wie werden wir leben?


Neulich bei mir umme Ecke. Happy BoOstern. Den Witz hab ich bestimmt schon mal gemacht. Ich wiederhole mich hier wahrscheinlich oft und mit Sicherheit gerne. Warum soll dieser Blog anders als das Leben sein, das aus einer Kette, einem Karussell von zunehmend ermattenden Seuchenritualen besteht. Immer im Kreis. Wo ist das nächste Ausfahrtschild? Ob von den Kinderkarussellbesitzern schon jemand auf den Joke gekommen ist, neben das notorische Feuerwehrauto ein Straßenschild zu stellen: Nächste Ausfahrt 2 km…
Mittelfristig ist die Situation für mich klar: Entweder Endemie, jede sorgt eigenverantwortlich für Seuchenhygiene, weitgehend gesellschaftliche Regelzustände wie vor 2020.
Oder eine Variantenwelle nach der Nächsten, eine immer übler als die Vorhergehende, als Auftakt eines pandemischen Armageddon. Davon gehe ich zwar nicht aus (Sie wissen ja, liebe Leserinnen, wie das mit diesem Satz ist. Wenn Sie sich dienstlich mit jemanden unterhalten und der sagt: „Davon gehe ich aus“ heißt das: „Ich habe weniger als Null Ahnung. Genauso gut können Sie die Kaffeemaschine fragen.“)
Eins allerdings scheint mir Wunschdenken: Öffentliche Aussagen wie „Wenn alles gut läuft, kehren wir in unser vorheriges Leben zurück“. Gerne in Verbindung mit Verbalinkontinenz des Scholzomaten, der z. B. absondert, wir hätten keine Spaltung der Gesellschaft. Das ist von der Wirklichkeit so weit entfernt wie ich vom Papstamt. In unserer Gesellschaft existieren seit Jahren Parallelwelten, die sich nie berühren. Vom Bundeskanzleramt – das irgendwo im Niemandsland liegt, da wohnt niemand, kein Nachbar, kein Restaurant, das ist so entseelt da, dass sich sogar das Nichts unwohl fühlt – zur Sonnenallee in Neukölln, fest in arabischer Hand, sind es mit dem Rad ca. 45 Minuten. In Wirklichkeit liegen da Galaxien zwischen.
Oder schippern Sie mal die Elbe rauf nach Blankenese, wie viele emsige Gärtner sich an den Prachtvillen der Pfeffersäcke tummeln, und schauen sich dann die Zeltsiedlungen osteuropäischer Armutsmigranten in Berlin an.
Welche Berührungspunkte gibt es da?
Dazu immer mehr verwirrte, gewaltbereite Impfverweigernde, durch Nichts und Niemanden erreichbar, usw. usf…. Ich könnte mich, auch hier wiederholend, in eine Endlos-Aufzählungs-Litanei ergehen über ungezählte materielle, habituelle, sprachliche, kulturelle, ideologische Bruchkanten, Gräben, Spaltungslinien in unserer Gesellschaft, die durch die Pandemie vertieft werden. Aus meiner Sicht kehren „wir“ (wer soll das sein, „wir“? Ich und der Scholzomat im Gleichschritt mit Pfeffersäcken und „illegalen“ Flüchtlingen aus dem Sahel?) nicht in ein vorheriges Leben zurück. Und schlimmer noch als konkrete dystopische Vorstellungen über Riots und Seuchenbekämpfungshorror mit Leichensäcken auf Lastern ist eher das Vage, das Nichtwissen, was wird. Das Alte verschwindet, die Erinnerung daran ist aber noch wirkmächtig, und das Neue ist kaum in Konturen erkennbar.
Eine Gesellschaft in kollektiver desorientierter Ermattung – damit konfrontiert: Wenn das nicht idealer Nährboden für den ohnehin wachsenden und gesellschaftlich verzehrenden Rohstoff Angst ist, was dann.
Wie also werden wir leben?
Und nun zum Wetter von Morgen.

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