17.02.2022 – Nichts wird im Moment so sehr missbraucht, gekreuzigt und in den Staub getreten wie der Name der Freiheit


Impfschwurbler-Demo 16.02.22, Hannover.
Es ermattet: Das Wetter, die Umstände, das Leben. Für mich stellte sich gestern am Abend nur eine Frage: Erst aufs Sofa oder gleich in die Bubumaschine. Die Impfschwurbler-Demo, die mir ungeahnt ins Auge fiel, weckte meine müden Geister. Die Chronistenpflicht trieb mich durch die trübe Hundertschaft der versammelten Spinner, Klappsköpfe und Vollidioten. Auf der Suche nach neuen Abartigkeiten wurde ich fündig. Das versammelte, zweiköpfige ZK des Politbüros der Freien Linken präsentierte mir stolz ihr in den Wind gehängtes Fähnlein, siehe Foto. Zumindest solange, bis sie mein Fluchen vernahmen: „Ihr gehört doch in die Psychiatrie.“ Wie gesagt, ein Leben ohne Ärger und Konflikte ist vielleicht möglich, aber für mich keineswegs wünschenswert.
Nichts wird im Moment so sehr missbraucht, gekreuzigt und in den Staub getreten wie der Name der Freiheit. Freedom day ist nichts weiter als ein Synonym für Verantwortungslosigkeit und wer jetzt dauernd, chronischem Durchfall gleich, diesen Begriff wegen sich abzeichnender Lockerungen im Munde führt, gehört oft der Gilde der asozialen Seuchenverharmloser*innen an. Natürlich wünsche auch ich mir Freiheit und das alte Leben zurück. Aber ich wünsche mir auch eine eigene TV-Show. Das Leben ist nun mal kein Ponyhof.
Ich echauffiere mich deshalb so, weil die „Freien Linken“, von denen ich bis dato noch nie was gehört hatte, paradigmatisch stehen für den Verfall der Begriffe, und leider nicht nur der Begriffe, „links“ und „frei“. Wer den Namen der Freiheit explizit in seinem Banner führt, wie Freie Linke, hat mit ihr nichts am Hut. Dieses beschwörende Insinuieren auf einem bestimmten Inhalt ist nichts weiter als der Nachweis der eigenen Unfähigkeit in einem offenen, kritischen Umgang damit („Ich bin ja kein Antisemit, aber das, was die Juden in Israel da machen….“), siehe auch:
Die Freiheitliche Partei Österreichs ist eine rassistische Ansammlung von Alt- und Jungnazis, die mit Freiheit nichts am Stahlhelm hat. Die hiesige FPD hat nur die radikale, zerstörerische Freiheit der Märkte im Sinn, die Freien Sachsen sind Faschisten reinsten Wassers, usw. usf. , bis wir bei den Freien Linken landen, die eine rechtsoffene, antisemitische Impfschwurblertruppe ist, wie „Die Basis“, nur kapitalismuskritisch. Kapitalismuskritisch war die NSDAP auch.
Was heißt das überhaupt: Links sein? In einer Zeit, in der Frontlinien der Pandemie mitten durch die Linien einer verbliebenen Restlinken gehen und ihr endgültig den Garaus machen.
Links sein bedeutet nach wie vor: Antikapitalistisch, antinationalistisch, antirassistisch und antichauvinistisch. Das ist die Grundlage. Also SPD und Grüne als Linke zu bezeichnen, ist so gesehen ein Witz, da wo doitsche Nationalfahnen wehen, wie auf der Schwurbler-Demo gestern, sind keine Linken zu treffen, und wer kein definiert kritisches Verhältnis zu Geschlechterbeziehungen und Diversität hat, dessen Linkssein besteht aus dünnem, rotem Lack, unter dem beim Kratzen der alte Adam lugt.
Ein Linker behauptet nicht, dass er für Freiheit steht. Er macht es oder er ist keiner.
Dass das in der Praxis, z. B. im ostzonalen Staatssozialismus, nicht ganz hinhaute, ist Thema der morgigen Vorlesung. Lesen Sie bis dahin bitte die gesammelten Volkskammer-Reden von Erich Honecker und Walter Ulbricht

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