23.02.2022 – Das Sandmännchen ist da …


Anti-Impfpflicht Demo, Februar 2022. Dass Impfschwurbler ethisch und intellektuell normalerweise nicht mehr erreichbar sind, ist mittlerweile Allgemeingut. Diese Erkenntnis ist, so sie sich nicht aus direkten, aber schnell versandenden, Gesprächen und Konfrontationen speist, eine abstrakte Kopfgeburt, aus Zeitung, TV, mitunter Büchern. Kopfgeburten setzen eher keine, für politische Bildung und Aktionsfähigkeit notwendige, nachhaltige Emotionen frei. Überzeugung entsteht aus Praxis.
Das ist, neben ästhetischer Erfahrung, einer der Gründe, warum ich mich ab und zu auch auf Schwurblerdemos, siehe oben, rumtreibe und Impressionen sammle. Neben Sensationslust und Freude am Theater, an der schrägen Live-Inszenierung. Das reale Kulturleben darbt ja immer noch.
Beim Anblick des oben abgebildeten Zeitgenossen hat mich irgendwie ein eiskaltes Horror-Händchen berührt. Wir sehen eine sehnsuchtsvoll-affirmativ inszenierte DDR-Fahne mit zwei selbstgebastelten Woll-Virusmodellen und über allem thront ein ebenfalls selbstgebasteltes Woll-DDR-Sandmännchen. Kuschelige Wolle, niedliche Modelle, süße Kindheitserinnerungen, ein Virus, dessen Schrecken auf Wollknäuel reduziert ist, eine Fahne aus vermeintlich besseren Zeiten, das alles von einem erwachsenen Mann offensichtlich stolz präsentiert: Bei dieser Mischung aus politischer und individueller Regression auf einer Bühne von Antidemokraten hat’s mich echt gegruselt. Ein nicht zu Ende geborener Mann, in einer Endlos-Schleife aus sehnsuchtsvollen Kindheitserinnerungen, die mit dem nicht aushaltbaren Schrecken der Moderne konfrontiert werden. Wenn das keine Polarität ist, aus der Ungeheuer geboren werden …
Zusätzlich noch die perfekte Ausleuchtung eines Horror-Films – das ist der Stoff, aus dem der aus dem Alltag geborene Stephen King-Schrecken geboren wird, wenn der Bürger von nebenan zur mörderischen Bestie wird. Eine Bestie, die aus dem Untergrund der Stadt, aus realen Gossen und Abwasserkanälen, und aus dem Untergrund ihrer verwüsteten Seele nach uns greift, den Normalen, der Mitte, dem Durchschnitt.
Der Schrecken, der unter dieser vermeintlich niedlichen Inszenierung oben lauerte, war für mich auf der Demo mit Händen zu greifen. Für einen Moment hatte ich die Vision, dass der Mann sich entblößte, sein gequältes Inneres nach außen stülpte, mit einem Bombengürtel, und sich und uns in die Luft jagte. Bumm.
Und es gibt so viele von ihm.
Ich trollte mich nach Hause. Bestimmt war meine üppige Phantasie mit mir durchgegangen. Ich sollte lieber Drehbücher schreiben oder Horrorstories statt mein Talent kostenfrei in diesem Blog über die Welt zu gießen.
Auf einmal ein unfassbar lauter Knall, direkt an meinem Ohr. Ich starb einen jähen Herztod.
Beinahe. War aber nur auf der lautesten Straße des Universums, meiner Homebase, eine Fehlzündung.
Dieses Mal noch …

1 thought on “23.02.2022 – Das Sandmännchen ist da …

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