06.04.2022 – Über Portugiesische Galeeren, Algenteppiche, Mini-Tsunamis und 8-Meter Wellen


Das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht werden: Wasser 13 Grad und reichlich Quallen. Nun würden mich auch Eisschollen und Highfische nicht vom Baden abhalten, wenn ich am Meer bin. Wozu sollte Meer sonst gut sein. Aber sieht man von der nicht unbedingt welterschütternden Tatsache ab, dass an mir offensichtlich ein halber Nato-Kampfschwimmer verloren gegangen ist, weist das Foto auf grundsätzliche Probleme, in dem Fall auf Malle, hin: Das vermehrte Vorkommen von Quallen. Und die gehäufte Existenz gigantischer Algenteppiche an den Küsten. Ursache: Meereserwärmung und Überdüngung. Selbst Portugiesische Galeeren wurden, neben notorischen Feuerquallen, schon vor Malle gesichtet, die gehören da eigentlich nicht hin. Mich hat vor Jahren mal eine kontaktiert, die handtellergroße Stelle sah aus, also ob jemand sein Bügeleisen da geparkt hatte.
Die aktuellen Viecher schienen mir ungefährlich. Es hat beim Rausgehen zwar gebrannt auf der Haut, aber das war pure Einbildung. Ungefährlicher, aber das Badevergnügen ebenfalls vermiesend, sind die vermehrten Algenteppiche, ganze Buchten voll mit dunkler, träge vor sich hin schwappender Brühe, durch die man kaum waten könnte. Mitunter versuchen Bulldozer, Tonnen dieses nahrhaften Gemüses beiseite zu schiebe. Eine Syphilisarbeit. Wenn man auf ungeräumten Strandabschnitten spazieren geht, sinkt man tief in getrockneten Algenteppichen ein, ein gesundes Gehen, wie auf Moos, aber darin schwimmen?
Zusätzlich gab es Warnungen vor Mini-Tsunamis und 8 Meter hohen Wellen. Was mir zum Schwimmen ein, zwei Meter zu hoch war. Normal ist das alles nicht.
Nun ist „jammern“ über Algen und Quallen am Urlaubsort ein Luxusproblem. Aber ich lasse mich hier seit Jahren über kumulierende Krisen und den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, aus, da werd ich ja auch mal Luxusprobleme breittreten dürfen. Und natürlich trifft sich auch hier wieder, wie üblich, das Private mit dem Politischen, denn die Ursache für Quallen und Algen, Überdüngung und Erwärmung, sind Menschen gemacht und Menetekel der Klimakatastrophe, in der wir mitten drin sind. Daher entrang mir der Anblick von zig glühenden Elektro-Heizpilzen auf der Insel vor und in jeder Bar, es war seit Wochen für die Jahreszeit zu kalt, ein Lachen. Es war jenes Lachen, das man im Theater in einer guten Groteske hat. Die Eingeborenen haben den Untergang ihres Geschäftsmodells, Tourismus, direkt vor Augen und befeuern ihn rasend, im Wortsinne. Für den Erhalt der Heizpilze würden sie vermutlich mit der Waffe in der Hand auf die Barrikaden gehen. Mit demokratischen Mitteln ist weder Heizpilz noch die Klimakatastrophe zu bekämpfen. Ein klassisches Dilemma, denn dass autoritäre Regime, und das wäre die Alternative, nicht das Gelbe vom Ei sind, erleben wir jeden Abend im TV.
Jede, die schon mal einen Rhetorik-Grundkurs gemacht hat, weiß: Rausgehen immer mit einem Brüller, wenn möglich Hoffnung und irgendwas Positives.
Also: Im Hotel waren Butter und Marmelade nicht mehr per Einzelportionen in Plastik eingeschweißt, sondern lose, auf Tellern und in irdenen Krügen.
Alles wird gut.
Und Sie, liebe Leserinnen, haben hier praktisch ein Beispiel für literarische Groteske, gespiegelt an der Realität, entfaltet bekommen. Umsonst, oder besser: Kostenlos.
Bitte, gern geschehen.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Flug in den Osterurlaub und viel Spaß bei der Planung des Sommerurlaubs.

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