Für ein paar Tage schwelgt der Hibiskus in üppiger Pracht. Alle Schönheit in einem Moment, Ihr Götter! Dann fällt die welke Blüte. Und mir zum Trost erblüht die Nächste. Ästhetik ist eine umfassende Trostspenderin, gerade in Krisenzeiten. Man hält das dauernde Krisengeplärre ja gar nicht mehr aus. Manchmal bin ich geneigt, der schnöden Realität den Satz des britischen Prime Minister James Callaghan in die Fresse zu schleudern, der im Winter of discontent, als Großbritannien in den Augen der Bürgerpresse im Krisen-Chaos versank, den Medien sinngemäß nonchalant entgegenhielt: „Crisis? What crisis?“
Alles eine Frage der Semantik, siehe Putin, Trump, Erdogan, Orban, Bolsonaro, die Liste wird immer länger. Sie lügen, wenn sie das Maul aufmachen und immer mehr Millionen saugen das ein, als wäre es Muttermilch. Was vermutlich mit eine psychoanalytische Erklärung dafür ist, dass immer mehr Menschen vor der Realität die Augen verschließen: Regression, vorwärts zurück in den Uterus, mit dem Umweg über Mamas Milchspendende Möpse. Das erklärt auch den kindischen Trotz, den immer mehr Zeitgenossen (ja, meist Männer) an den Tag legen.
Ich aber halte mich an die Ästhetik als Trostspenderin. Umso nötiger, als der Sommer hinter dem Horizont verschwindet. Gesünder so, aber traurig. Die Zeichen mehren sich, die Wespen sind von einem Tag auf den anderen apathisch geworden, die Fruchtfliegen sind wer weiß wo, aber nicht mehr in meinem Mülleimer und es wird ab und zu feucht von oben.
Elegische Gefühle heben ihr Haupt, denen ich wehre mit Fotos in der Tradition der Impressionisten, siehe oben. Auf den Spuren von Renoir und Monet. Dies als Antwort auf den Kritiker an meiner Edward Hopper Analogie von neulich. Mögest Du das Pausenklingeln in der nächsten Schuleinheit überhören. Und beim nächsten Grill gibt’s ein Würstl weniger. Ätschmannbätschmann.
Crisis? What crisis?
07.09.2022 – Crisis? What Crisis?
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