27.09.2022 – Atomkrieg und Faschismus


Makellos geschwungene Theke im legendären Kreuzberger Gretchen Club.

Makellos swingende Bläser dort.
Ich sollte über die wachsende Gefahr eines Atomkriegs schreiben, nach Putins verzweifelter Teilmobilisierung. Weiss einer der schlauen Kommentatoren hierzulande, wie der Mann wirklich tickt? Sicher nicht, also tickt die Uhr.
Ich sollte über wachsenden Faschismus in Europa schreiben, nicht nur in Schweden und Italien. Das Kleinbürgertum, heute würde man sagen „untere Mittelschicht“, das als Folge der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger verarmte, bildete das Schwungrad für den Erfolg der Nazis. Heute sind wieder weite Teile der Mitte vom sozialen Absturz als Folge multipler Krisen bedroht.
Über all das sollte ich im Schreiben meine Gedanken ordnen, als Prozess einer Präzisierung.
Ein ander Mal. Zeit für Düsternis bringt der trübe Gevatter Winter noch genug. Heute soll der Gretchen Club gepriesen werden als Ort wundervollen musikalischen Geschehens.

Und der goldene Hahn, SO 36 Mythos. Woselbst ich unlängst ein alkoholisches Feuchtgetränk verklappte. Alle rauchten, die Luft verhinderte selbst Nahsicht, alle waren sturzbetrunken, die Mehrzahl schien Drogen zu frönen, deren Namen ich vermutlich noch nicht mal kenne, und zwei Stammgäste, geschätzte 20 Jahre Knast, fixierten mich so hasserfüllt, als ob sie überlegten, mir auf der Toilette einen Bierseidel über den Schädel zu ziehen. Es war wie eine Zeitreise in frühe Jahre, als der Besuch übel beleumundeter Spelunken zum Alltag gehörte.
Ich fühlte mich mopsfidel.
Scheiß auf Atomkrieg und Faschismus. Für Heute.

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