30.09.2022 – Mit Gott, Familie, Vaterland sicher in den Untergang


Tankstelle Kreuzberg, Mehringdamm, Dragonerareal, weiteres Gentrifizierungsprojekt bei mir umme Ecke. Ich sehe mich nächstes Jahr schon in Marzahn, wenn unsere Hütte verkloppt ist.
Gibt schlimmeres. Die Tankstelle dürfte fast 100 Jahre alt sein, jetzt ist ein LPG-Biomarkt drin. Die älteste Tankstelle Deutschlands stand in Hannover, hat nächstes Jahr tatsächlich 100 Jahre Geburtstag und war von offensichtlich surreal-atemberaubender Schönheit. Interessant die Argumente gegen die Installation der Tankstelle damals: „ … so gibt es doch gewisse Dinge, an die auch die bitterste Not nicht herankommen darf ….“.
Das erinnert strukturell an Diskussionen gegen die Einführung von TV, PC und Handy, aber auch gegen die Einführung von Auto-Sitzgurten, Nichtraucherkneipen und Gendersprache. Sowas hat immer hyperventilierendes an sich, der Untergang des Abendlandes steht jedes Mal vor der Tür in diesen Kulturkämpfen.
Pillepalle. Der Untergang der Welt, wie wir sie kennen, steht wegen ganz anderer Dinge wenn schon nicht vor der Tür, so doch hinter der übernächsten Ecke. Wobei wir leider nicht wissen, welche das ist. Eine jener Ecken ist aber sicher der in unterschiedlichen Varianten und Intensitäten grassierende Faschismus in Europa. Hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang dominiert die klerikalfaschistische Variante des „Für Gott, Familie, Vaterland“ der orthodoxen Kirche, der Talibanvariante des Christentums. In Italien ist das der Katholizismus. „Für Gott, Familie, Vaterland“ war schon das Credo von Mussolini, auch von Franco. Die mörderischste Faschismusvariante, der Nationalsozialismus, transzendierte den Aberglauben an Gott in „Für Führer, Volk und Vaterland“. Blöd waren sie ja nicht, die Nazis, Gott und Fammillje trauten sie zu Recht nicht über den Weg.
Die säkularen Varianten des Faschismus finden wir unter anderem in Schweden und Frankreich. Grundsätzlich schwellen die ideologischen Ausprägungen von Faschismus wie Rassismus, Antisemitismus, Chauvinismus, Frauenverachtung, Homophobie, Minderheitenhass überall in Europa an und werden zum Höhepunkt der Krise, wenn die Rezession voll durchschlägt, einen Sprengsatz für die Demokratie bilden.
Bei „uns“ sind die gesellschaftlichen Verhältnisse zivilisierter. Noch. „Wir“ können auch, anders der Rest, mal eben über Nacht mit einem Federstrich 200 Milliarden locker machen für soziale Wohltaten, um den Zorn der Volksgenossinnen zu bändigen und zu verhindern, dass der Mob im Winter Barrikaden baut, Mollis schmeißt, Jagd auf Schwule und Nichtweiße macht, Synagogen anzündet, etc. pp. Was eindeutig schlecht fürs Geschäft wäre. Das bisschen AfD, 10 Prozent demnächst in Niedersachsen, verkraften wir schon, oder?
Ich traue der bürgerlichen Mitte hier keinen Fußbreit doitschen Bodens über den Weg. Wenn es ans Eingemachte – das bisschen Wohlstand auf dem Konto – geht, ist die zu jeder Schandtat bereit. Der Mob ist bereits jetzt schon derart Gewaltaufgeladen, dass die Stadt Schwerin ihren Ordnungsdienst mit Schusswesten ausstattet. Und Teile der Eliten lauern doch nur drauf, ihre teilweise Bändigung nach der Niederlage des Faschismus wieder aufzuheben. Den ideologischen Zement für sowas rührt die Tuntenklamottenfraktion der hiesigen Kinderficker um Wölki et. al. an, die noch heute noch dem Volkssport der Hexenverbrennung frönen würde, wenn sie nicht durch die Aufklärung ein wenig in ihrem Tatendrang gezügelt worden wäre.
Mitte, Mob, Elite, was für ein Dreiklang.
Fazit: Keine Ahnung, wohin die Reise geht, eins aber ist klar wie Kloßbrühe:
Mit Gott, Familie, Vaterland
sicher in den Untergang

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