15.10.2022 – Wahlnüsse


Dörfliche Agora auf Korfu.
Es gibt verschiedene Arten zu Wandern. Die Fortsetzung des Flanierens in die Natur, des Leistungssports in die Natur, der Zivilisationsflucht in den dichten Wald, etc. pp. Ich bevorzuge das muntere Schreiten auf Nebenstraßen, Wirtschaftswegen, zur Not auch mal Trampelpfade. Ich bin kein Zivilisationsflüchter, schätze die Funktion von Straßen als Verbindung von Dörfern und den wesentlich besseren Ausblick als ich ihn beim Stapfen durch den tiefen Tann hätte. Man sieht bekanntlich den Wald vor lauter Bäumen nicht, kennste zwei Bäume kennste alle.
Für diese Art der Fortbewegung brauche ich keine vordefinierten Wanderapps, da reicht Google maps in über 99 Prozent hervorragend. Je autoferner die Wege allerdings, desto unzuverlässiger und so geschah es neulich wieder, dass da, wo maps die kürzeste Verbindung anzeigte, undurchdringlicher Dschungel wuchs. Schlimmer noch, ein PS-Motordröhnen wurde immer lauter, ich sah mich schon von einem gigantischen Mähroboter zerhäckselt. Und um die Ecke bog obendrein eine riesige schwarze Bestie von Hund, so groß wie ein Kalb. Fast. Mein Ende war nahe.
Der Hund entpuppte sich als uralter lamnfrommer, anlehnungsbedürftiger Zeitgenosse und auf dem folgenden Trecker sass ein fröhlicher Eingeborener, der mir aus einem Riesensack Hände voller frischgeernteter köstlicher Walnüsse schenkte.
Die teilte ich oben in der Sonne auf dem nächsten Dorfplatz mit zwei Dorfältesten. Wir unterhielten uns blendend, ohne dass wir ein Wort voneinander verstanden hätten. Und so hatte ich Dank dieses verfluchten Google maps, Sie hätten mich mal hören sollen, als ich vor der Dschungelwand stand, einen überaus unterhaltsamen Tag. Am Strand später fielen mir die restlichen Walnüsse wieder in die Hände. Wahlnüsse, dachte ich. Wir hatten ja Zuhause Wahlen. Arbeit.
Ab ins Wasser.

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