21.10.2022 – Ich bin ein Impfopfer


Vor ein paar Tagen in einer unserer gesichtslosen, austauschbaren Cities. Früher hat mich noch Zorn ergriffen, wenn ich sowas gesehen habe. Wegkärchern, Zwangspsychatrie, medikamentös ruhigstellen, mit Drogen vollpumpen, bis diese Troglodyten glauben, sie säßen im Kuckucksnest. Was halt so die Reflexe jenes nur mühsam durch die Regeln von Aufklärung und Zivilisation eingehegten Höhlenmenschen sind, der in jedem von uns schlummert, bereit beim kleinsten Anlass auszubrechen. Mittlerweile zucke ich nur noch ermattet-resignativ die Schultern.
Wir sind mit Riesenschritten in ein Zeitalter der Nach-Aufklärung unterwegs. Die Aufkündigung auch von Resten von Solidarität und Anstand bei diesen Schwurbleraffen (ha, ist doch noch da, der Zorn. Gut so. Gerade in den Affekten sind wir ganz nah bei uns selbst) ist die Umsetzung des Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte in eine andere Form und insofern erntet unsere Gesellschaft, die den durchgewunken hat, zu Recht jetzt den Sturm als Frucht des damals gesäten Windes. Mit ihren kruden Wahnvorstellungen gefährden besagte Affen nicht nur das Leben vulnerabler Gruppen, sie töten. Die Coronabedingte Übersterblichkeit ist vor allem ein Phänomen in der Altersgruppe jenseits der 70, also auch in Pflegeheimen, Seniorinnenrenitenzen und Einrichtungen. Im neoliberal-sozialdarwinistischen Geist des survival of the fittest sind solche Menschen in den Augen der Zivilisationsverächter oben im Bild, jener zehntausenden Verschwörungsphantasten, die es wöchentlich auf die Straße spült und des millionenfachen Sympathisantinnensumpfes in der Republik verzichtbar.
Ihr Mantra: Hauptsache „ICH“ und meine erbärmliche Freiheit, die im Nichttragen von Masken und Impfverweigern besteht. Ein Freiheitsbegriff, der in sich schon den Kern der Auslöschung des Anderen trägt.
Und genau an diesem Punkt vollzieht sich der Umschlag von der neoliberal-brutalen Unterlassung von Hilfe in den aktiven Vernichtungswillen des Faschismus, wo alles Schwache, Minderwertige ausgemerzt werden muss. In der Konsequenz des Faschismus dann auch alles, was anders ist, lebendig, bunt.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass Gewaltphantasien gegen Frauen, Homophobie, Hass auf Minderheiten als genuin faschistisches Merkmal auch flächendeckend in den oben skizzierten Kreisen zu finden ist. Und Potential bis in die Mitte der Gesellschaft hat, bis weit über Organisationen wie die rechtsextreme AfD oder die antisemitische Partei „Die Basis“, die bei der Niedersachsenwahl immerhin mehr Stimmen erhielt als die Piraten oder „Die PARTEI“.
Die Übergänge zwischen Neoliberalismus und Faschismus sind fließend. Dieser Fluss bedroht unserer Demokratie. Und wenn ich die Maßzahlen dafür nehme, wird mir braun vor Augen: Unlängst bei der Querdenkerspinner in Hannover über 3.000 TN. Wenn bei der Demo „Solidarischer Herbst“ am 22.10 in Hannover 1.000 kämen, wäre das schon viel. Hier gerät schleichend etwas aus dem Lot.
Ach so, ich bin übrigens auch eins jener oben im Bild zitierten Impfopfer. Ich habe jetzt innerhalb kurzer Zeit die vierte Coronaimpfung, eine gegen Pneumokokken, Gürtelrose und Grippe gekriegt. Von der gegen Grippe hatte ich zwei Tage lang eine leicht schmerzhafte Einstichstelle. Ich werde sterben. Sicher. Innerhalb der nächsten 50 Jahre schon. Impfopfer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert