15.12.2022 – Bilder von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag

BILD

Aus der Serie: „Bilder von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag“. Seit vielen Jahren arbeite ich an einer Fotoserie von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag. Die Serie heißt „Bilder von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag“.

Hintergrund ist die Beschäftigung mit der Theorie der Ästhetik. Das ist ein derart komplexes und kompliziertes Feld, dass hier noch nicht einmal ansatzweise der Raum für auch nur eine minimale Einführung in die Begriffsgeschichte von Ästhetik ist. Vorrangig interessiert mich nicht der bürgerliche Begriff von Ästhetik, die Kunst, Schönheit, Erhabenes um ihrer selbst Willen betrachtet und verehrt, sondern der materialistische und avantgardistische Ästhetik-Ansatz, der schon mal fragt: Was soll das Ganze, wo kommt es her, wem nützt es, kann das weg und wenn ja, wohin, und was nehmen wir stattdessen? Ich könnte auch langatmig über Adornos Begriff von Ästhetik und, mir wesentlich näher und auch zeitgemäßer, Benjamins „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ referieren, in dem es unter anderem um den Verlust der Aura im und am Kunstwerk geht, wenn es z. B. unendlich technisch (heute = digital) reproduzierbar ist. Selige Aura, wohin bist Du entschwunden?

Aber viel mehr steht bei beiden Genannten auf ein paar 100 Seiten auch nicht drin, als ich mit meiner Frage „Was soll das Ganze etc. …“ angedeutet habe. Bei denen ist es höchstens schwerer verständlich. Des Pudels Kern nähern wir uns eh besser durch die ästhetische Praxis denn durch reine Theorie und damit kommen wir zu meiner Fotoserie „Bilder von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag“. Sie rührt an die Wesensfrage aller Ästhetik, die Sie, liebe Leserinnen, sich sicher dauernd stellen beim Anblick von Kunst, Mode, Design, Werbung, ja, selbst beim Anblick eines flüchtigen Bekannten am Frühstückstisch: Gehört das da hin?

Natürlich fragen Sie sich das auch beim Anblick der Gegenstände auf der Eisfläche im Bild oben. In der paradoxen Unmöglichkeit der Beantwortung dieser Frage oszilliert das Foto von einer rein naturalistischen, dokumentarischen Funktion des fotografischen Festhaltens von Gegenständen auf Eisflächen an einem Dienstag ins Transzendente.

Im Rahmen einer Ausstellung der Fotoserie hat mich mal ein Pharmavertreter gefragt, ob seine Firma das Foto für eine Werbekampagne für ein vaginales Fungizid verwenden könnte. Es hätte den passenden Symbolgehalt und würde sofort ins Auge fallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert