19.12.2022 – Männer

Männerbild. Irgendwo in den Bergen von Korfu. Als ich das bei einer Wanderung sah, bin ich vor Lachen fast gestorben.

Neues aus dem Scham-Bereich: Heiz-Scham. Hier ein im Gegensatz zu meinen partiellen Beleidigungsanfällen angenehm sachlicher Blog, der den Hintergrund des Begriffes umreißt. Der Blog ist nach erstem Eindruck sehr kenntnisreich, abwägend und gibt nicht vor, der Weisheit letzter Schluss zu sein, siehe Beitrag zu Long Covid.

Der Blogschreiber gehört als Gastroenterologe und Hausbesitzer offensichtlich zu jener Klasse von Menschen, die sich ihre Heizsituation selber aussuchen können, im Gegensatz zu Millionen Anderen. Das ist kein Vorwurf, nur eine Feststellung, die man bei einer ethischen Bewertung der Scham-Welle im Lande im Hinterkopf haben sollte. Bei vielen Zeitgenossinnen werde ich das Gefühl nicht los, sie surfen auf dem jeweiligen Modetrend und nutzen ihre Predigt über ihre jeweilige Scham oder ihr jeweilig politisch korrektes Verhalten als Distinktionsmerkmal. Früher war das die Kunst, mit der man sich vom Pöbel abhob, heute ist es die Scham.

Unser Blogschreiber fällt auch hier angenehm auf, weil er seine Beschränkung, was das Heizen angeht, nicht als gesellschaftlich gefälligst von Allen zu befolgende Tugend anpreist, der Terror der Tugend also, sondern als seine individuelle Notwendigkeit. Auch wohnt ihm offensichtlich nicht dieser grausig-urdeutsche soldatische Masochismus inne, nach dem die lausige gesundheitsgefährdende Kälte nach Heizreduzierung sich auch noch toll anfühlen würde. Hinter diesem Sado-Masochismus steckt ein Männer(selbst)bild, das in der Nachkriegszeit vorherrschend war und der Brut zur Not eingeprügelt wurde: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Was nicht tötet, härtet ab.

Später, Post-68 sozusagen, weichte das auf, wurde kritisch hinterfragt. Und endete nicht selten in Männerselbsthilfegruppen, mit integriertem Heulsusen-Faktor.  

Die in ihrem soldatischen Körperpanzer gefangenen Männer marschierten an dieser Weggabelung der Generationen nach rechts und folgten eher dem Diktum: Männer tanzen nicht. Männer weinen nicht. Männer zeigen keine Gefühle.

Um mich hier mal persönlich zu verorten: Ich tanze gerne und heize, bis mich der Schlag trifft, in Form der AbSchlag-Rechnung. Und Heulsusen-Männer gehen mir gewaltig auf den Sack. Jammer jammer, jaul jaul.

Was meine Polemiken und Injurien hier im Blog angeht, die mir tatsächlich im Vergleich zu obigem Blogschreiber unangenehm ins Gemüt fluteten: Beleidigend und verletzend sind die Verhältnisse und sie stützenden Personen. Ich versuche nur, sie sur le point zu garen. Und ich versuche immer, eine eherne Regel zu beachten: Treten immer von unten nach oben, niemals mit dem Mittel des Ressentiments nach Minderheiten treten. Und immer im Hinterkopf habend, ob man als Schreiber potentiell eher Opfer oder Täter ist.

Ach ja, eins noch: Schämen tu ich mich für meine Ausfälle nicht. Der Tritt gegen mein Scham-Bein zielt ins Leere

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert