07.01.2023 – Vielleicht wird ja doch irgendwie irgendwann irgendwo alles gut

Rose, Garten, 03.01.23.

Wir haben uns – mehr oder weniger – an Krisen wie den Ukrainekrieg oder Corona gewöhnt. Ab und zu ploppen nach neuen Entwicklungen Fragen ins Bewusstsein zurück, die mich zumindest früher umgetrieben haben. Die Panzerlieferungen z. B. des Westens an die Ukraine lassen Schreibtischstrategen hierzulande sich wieder in feuchten Militärphantasien ergießen, jetzt würde es der Ukrainer dem Russen aber mal zeigen, die Wende sei nahe und wenn erst der gigantische Kampfpanzer Leopard seine riesigen Rohre ausfährt, dann aber. Aber sowas von.

Wäre ich Analytiker, würde ich hier ausführlicher was zu den eingeschlafenen Leoparden in den Hosen der Strategen schreiben und wie ganz offensichtlich ihre unterdrückten libidinösen Energien sich ungute Kanäle gesucht haben ….

Lassen wir das. Ich bin kein Pazifist, es gibt ihn, den bellum iustum, den gerechten Krieg, nicht nur der gegen Nazi-Deutschland war einer, aber ein bisschen mehr pazifistische Gedankenanstrengung statt Militärstrategischem Blablabla wäre schon nicht schlecht. Anknüpfend an die zentrale Frage: Wieviel Tod und Zerstörung ist in einem Krieg zum Erhalt nationaler Identität gerechtfertigt? Welche Opfer für die Nation? Und: Ab wann muss verhandelt werden und wie erreicht man das? Und irgendwann muss verhandelt werden. Selbst über eine bedingungslose Kapitulation muss verhandelt werden.

Die Frage rührt mich aber kaum noch an, so wie die nach der neuen Omikron-Sublinie des Coronavirus namens XBB.1.5 . Kann diese Variante der hier mittlerweile herrschenden Grundimmunität entkommen und gilt dann das Gesetz, auch für Nicht-Hochrisikovarianten: Viele Fälle, mehr schwere Verläufe und Todesfälle?

Irgendwann ist das Gemüt, zumindest meins, immun gegen Krisenstimmungen. Und ich gebe mich plattem Natursymbolismus hin, angesichts obig weit vor der Zeit sprießendem Trieb. Zart keimt die Hoffnung. Vielleicht wird ja doch irgendwie irgendwann irgendwo alles gut.

Dummes Zeug. Natursymbolismus, die Widerspiegelung innerer und gesellschaftlicher Zustände durch Bilder der Natur, war schon immer platt, pathetisch, tendenziell reaktionär und schlimmstenfalls einfallslos. Wenn einem Regisseur zur Charakterisierung düsterer Helden nix mehr einfällt, lässt er es regnen und wenn Krieg droht, donnern und blitzen.

Von wegen. Die Sommer 1914 und 1939 z. B. waren Traumsommer.

Je zerstörter die Natur, desto intensiver die verkitschte Flucht der von der Moderne überforderten Mitteleuropäerin in sie. Sonnenwende, ein Fest für jeden Esoterikkalbskopf. Als ob die Sonnenwende in Zeiten des Klimawandels noch irgendwas mit nahendem Sommer zu tun hat. Sommer ist von April bis Oktober. Mir ist die Fähigkeit Natur lesen zu können weitgehend abhanden gekommen. Im Garten kann ich ne Ratte von einem Eichhörnchen unterscheiden, das war’s dann aber auch.

Die Zeichen der vergesellschafteten Natur sehen doch mittlerweile so aus: Nach mehreren Wochen Heizung ist meine Gesichtshaut so trocken, dass ich sie zweimal am Tag eincremen sollte. Das bezeichnet eine Jahreswende. Und nicht Schwester Sonne und Gedönsrat Mond.

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