
Das waren noch Zeiten: Berliner Mauer.
Berliner Verhältnisse: Die SPD will mit der CDU koalieren. Medien spekulieren, warum die SPD freiwillig die Führung einer Rotgrünroten Koalition für die zweite Geige in einer CDU/SPD-Koalition aufgibt. Und das in einer angeblich fortschrittlichen, alternativen, ja linken Metropole. Sieht man mal von dem jahrzehntealten Filz-Kitt ab, der CDU und SPD in Berlin mafiös verbindet, zu deren DNA und kultureller Tradition gehört, ist das auch eine Frage der Macht-Mathematik:
Es gibt 10 Senator*innen-Jobs in der Berliner Landesregierung. Wenn die durch drei Parteien bei Rotgrünrot geteilt werden, bleiben pro Partei ca. 3 Spitzenjobs. Wenn die durch zwei Parteien CDU/SPD geteilt werden bleiben 5 Spitzenjobs pro Partei. Im Berliner Landesvorstand der SPD, der vorab über die Richtung der Koalitionsverhandlungen entschieden hat, sitzen 7 Personen. 5 werden Senatorin, die restlichen zwei und weitere SPD-Entscheidungsträgerinnen mit Staatssekretärsposten und dem Versprechen auf einen lukrativen Anschlussjob im Stadtfilz vertröstet, Chefin der kommunalen Müllabfuhr oder sowas. Das ist für Parteigenossinnen, die aus dem miefigen Milieu und Gehaltsgefüge von AWO-Bereichsleiterinnen, Sozialarbeiter oder Grundschullehrer stammen, eine Verheißung, zu der sie schlecht nein sagen können.
Mathematik der Macht. Macht aber nix. In dieser „linken“ Stadt, die beispielgebend für Veränderungen in der Republik steht, ist vieles möglich.
Linke Stadt? Eine zentrale Rolle spielte in Berlin-Wahlkampf neben dem Wohnungsmarkt und der inneren Sicherheit (Neukölln! Sylvester!) der Verkehr, Autoverkehr. Da soll z. B. die A100 (AVUS) bis nach Friedrichshain hinein als Stadtautobahn verlängert werden, was heftig umstritten ist.
Dafür ist die CDU-Klientel, 28 % bei der Wahl, die FDP, 4,5 %, die AfD 9 %, die Mehrheit der SPD, sagen wir 10 %, und vermutlich die Hälfte der schrägen Kleinparteien, sagen wir 5 %. Da sind wir bei deutlich über 50 Prozent, die am liebsten mit dem SUV mit Tempo 100 durch die City brettern wollen. Und es im Rahmen von illegalen Wettrennen gelegentlich auch tun, mit über 100kmh, und auch mit tödlichem Ausgang, für Unbeteiligte.
Wie teilt sich der nichtwählende Rest auf? Die Wahlbeteiligung lag bei 63 Prozent. Unter den Nichtwählenden ein paar notorisch Linksradikale, Motto: Wenn Wahlen was ändern würden, wären sie verboten. Aber die überwältigende Mehrheit sind Unpolitische und Frustrierte, vor allem in sozialen Brennpunkten, die sich schon lange kein Auto mehr leisten können. Die nur einen Wunsch hätten, wenn sie noch wünschen könnten: Einen nagelneuen SUV und mit 100 durch die City brettern. „Fortschrittliches Berlin“? Was für ein Mythos!
Diese Stadt ist in ihrer überwältigenden Mehrheit genauso miefig-reaktionär-verspießert wie jede x-beliebige Kleinstadt. Einziger Unterschied: In der Kleinstadt erstickt man daran, in Berlin gibt es kleine Fluchten, die nach außen zu Kontinenten der Ausgeflippten aufgeblasen werden.
Ich weiß, alles Spekulationen und haltlose Unterstellungen. Sehen Sie es als literarischen Versuch, ein paar Aspekte des normalen Berliner Wahnsinns unter Gesichtspunkten zu beleuchten, die sonst im Zwielicht der bürgerlichen Medien eher unterbelichtet sind.
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