14.03.2023 – Über psychologisierendes Gequatsche

Lies, Lügen. Fake-Waschmittelwerbung aus der phänomenalen Ausstellung „Werbepause -the art of subvertising“, 2022 im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien.

Nach der Spiegel Recherche, siehe Blog von gestern, schließt das Bistum Münster mit sofortiger Wirkung seine Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt. Mit sexueller und ritueller Gewalt haben die Brüder ja auch praktische Erfahrung seit Jahrhunderten aus erster Hand, siehe Hexenverbrennungen. Das gerade in katholischen Bistümern diese schrägen und teils kriminellen Beratungsstellen unbehelligt so lange ihr Wesen treiben konnten, lässt tief blicken. Das scheint so eine Art Schuldumkehr-Prinzip zu sein, wo die Täter zu Opferberatern werden und die vermeintlichen Opfer dann unberechtigt und zusätzlich viktimisieren und damit traumatisieren.

Sei’s drum, Hauptsache, diesem esoterischen Schwachsinn wird ein Ende gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass das weitere und strafrechtliche Kreise zieht. Eine Patientin verlor aufgrund von Behauptungen der Leiterin der Beratungsstelle, einer ausgebildeten Psychotherapeutin, das Sorgerecht für ihr Kind. Die Tatsache, dass offensichtlich Familienrichter den hanebüchenen „Expertisen“-Unfug dieser Scharlatanin ungeprüft geglaubt haben, ist ein Skandal.

Ein noch größerer, dass ein Forschungsprojekt zu ritueller sexueller Gewalt vom Bundesfamilienministerium gefördert wurde. Überflüssig zu erwähnen, dass sich das Bundesfamilienministerium fest in grüner Hand befindet. Irgendwie sind unsere Schwestern mit ihrem Hang, jeden esoterischen Blödsinn zu glauben und zu fördern, das säkulare Gegenstück zu unseren Brüdern vom Bistum siehe oben.

Offensichtlich herrscht in weiten Teilen der Gesellschaft ein Framing, das den gesamtesoterischen Quatsch, der sich wie eine Seuche ausbreitet, nicht nur akzeptiert, sondern real befördert und letztlich den Humbug selber glaubt. Ich gehe jede Wette ein, dass der obige Familienrichter Zuhause eine Batterie von Globuli stehen hat, Bachblütensalat isst, an Buddha glaubt und grün wählt. Woher ich das weiß? Angewandtes Profiling.

Dass so ein Unsinn wie der hier skandalisierte sich ungestraft ausbreiten konnte, hat seine Ursache im Zustand unserer Gesellschaft, die sich nämlich abwendet von den manifesten ökonomischen Krisen und sich zunehmend in psychologisierendes Gequatsche verliert. Welches alle Schuld an Misere und Krankheit den Einzelnen in die Schuhe schiebt und das Elend mit Individual-Beratung und Betreuung lindern will. Weiße Salbe auf Hautkrebs.

Beratungsstellen sind normalerweise bei Sozial- und Wohlfahrtsverbänden angesiedelt. Sie einzurichten, kostet einen Haufen Kohle, per anno geht das schon mal in die Hunderttausende und darüber, je nach Ausstattung, und einen Riesenberg an Arbeit. Sowas geht durch interne Gremien und Abteilungen im Haus rauf und runter und bevor das genehmigt wird, müssen alle Beteiligten von der Sache und Notwendigkeit überzeugt sein. Das ist völlig richtig so, korrektes Verfahren. Wirft aber in Sachen Beratungsstelle ritueller sexueller Gewalt ein bezeichnendes Bild auf alle Verantwortlichen.  

Immerhin hat auch die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) auf die Spiegelrecherche reagiert, es ergäben sich erhebliche begründete Zweifel an psychologisch unplausiblen Phänomene wie Mind Control, Verdrängung und Wiedererinnern von traumatischen Erfahrungen oder zielgerichteter Aufspaltung der Persönlichkeit. Aus diesem Grund plädiert die DGPs für eine stärkere Evidenzbasierung. Whow. Was für ein Fortschritt.

Wenn solche Zustände wie die hier geschilderten beispielsweise bei Baustatikern herrschen würden, könnten wir nur unter permanenter Lebensgefahr über jede Brücke fahren.

4 thoughts on “14.03.2023 – Über psychologisierendes Gequatsche

  1. gralion torile

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